Nach seiner Rückkehr aus dem Irak hat es der Ex-Soldat Ty Hackett (Columbus Short) nicht leicht mit der Wiedereingliederung ins zivile Leben. Da die Eltern gestorben sind, muss er sich um seinen rebellischen jüngeren Bruder kümmern und hat öfter Diskussionen mit dem Jugendamt zu führen. Seinen neuen Job bei einer Sicherheitsfirma für Geldtransporte nimmt er daher umso ernster und ist zunächst entsetzt, als ihm sein langjähriger Kumpel Michael (Matt Dillon) allen Ernstes vorschlägt, bei einem fingierten Raubüberfall seiner Truppe mitzumachen. Die finanzielle Not lässt Ty jedoch schließlich einknicken und auch das Versprechen der anderen, es würde niemand zu Schaden kommen oder verletzt werden, schließlich gäbe es hier ja keine "bösen Jungs", da man den Überfall nur vortäuscht. Doch so einfach ist es nicht, denn am Tag des großen Coups läuft die Situation schnell aus dem Ruder und Ty sieht sich vor eine Grundsatz- und Gewissensentscheidung gestellt.
Mit "Armored" legt der zwar in Los Angeles geborene, aber lange Zeit in Ungarn lebende Nimrod Antal seinen zweiten Hollywood-Film vor, und wie schon beim Vorgänger begibt er sich dabei ins Gebiet des klar definierten Genrekinos. Wo sein "Motel" grundsolide Psycho-Horrorkost bot, haben wir es nun bei "Armored" mit einem reinrassigen Action-Plot zu tun, der seine Story ohne Ausflüge auf irgendwelche Nebenschauplätze absolut gradlinig abspult.
Da das diesmal leider aber ohne jeglichen Anflug von Originalität geschieht, fällt der Reißer um den gepanzerten Geldtransporter dann doch ein bisschen ab im Vergleich zum Vorgänger und würde an sich die Befürchtung aufkommen lassen, dass es das mit der Karriere auch dieses europäischen Regie-Imports schon wieder gewesen sein könnte. Dagegen spricht aber, dass Antal mit der von Robert Rodriguez produzierten Wiederbelebung der "Predator"-Franchise zumindest noch eine Kugel im Lauf hat. "Armored" jedoch bringt ihn sicher nicht weiter und rechtfertigt im Bezug auf das Gebotene auch kaum den Kauf einer Kinokarte. Nach einer ordentlichen Einführung, die uns immerhin den in der PR für den Film erst ganz hinten genannten, hier aber ganz unzweifelhaft als Hauptcharakter aufgestellten Columbus Short und seine Filmfigur etwas näher bringt, bleibt der Film für den Rest der ziemlich kurzen Laufzeit komplett überraschungsfrei. Natürlich läuft der Coup nicht glatt, denn sonst hätten wir keine Geschichte, und dem ersten ungeplanten Zwischenfall folgen dann in einer nicht mehr aufzuhaltenden Kettenreaktion weitere Katastrophen, welche die Situation komplett eskalieren lassen. In bekannter Manier dezimiert sich die zuvor noch so eingeschworene Gruppe gegenseitig und erstaunen kann dabei höchstens die Geschwindigkeit, in der die eben noch bärbeißigen, aber im Grunde gutmütigen Mannsbilder zu rücksichtslosen und brutalen Killern mutieren.
Den Ober-Psycho darf dabei Laurence Fishburne geben, während seine prominenten Kollegen Matt Dillon und allen voran Jean Reno eher farblos bleiben. Vor allem Reno scheint sich mittlerweile mit seinem Dauereinsatz als Gaststar in mittelmäßigen Hollywood-Produktionen abgefunden zu haben und hinterlässt nur noch selten einen bleibenden Eindruck.
Auch im Bezug auf den Actionquotienten bleibt die Suche nach einem anderen Begriff als "solide" erfolglos, die gebotenen Ballereien und Explosionen sind zwar akzeptabel inszeniert und in so einem Werk natürlich zwingend notwendig, aber halt auch alles andere als aufregend. Man könnte sich ob einiger unmotivierter Aktionen und Entscheidungen der Handlungsträger zwar gelegentlich an den Kopf fassen, aber im Grunde lohnt auch das Haare raufen über diese Genre-immanenten Stilblüten nicht wirklich. Abgesehen vielleicht von dem absurden Einfall, den eigentlich im Wagen eingesperrten und abgeschotteten Ty völlig unbemerkt von allen Umstehenden immer mal wieder aus einer "Geheimluke" kurz ausbüchsen und munter umherwandern zu lassen.
Früher nannte man sowas wie "Armored" eine typische Videopremiere und auch heute darf man sich wohl noch ein wenig über die erteilte Genehmigung zum Kinostart wundern. Denn dafür bietet der Film zu wenig und ist auch die Zielgruppe - zumindest hierzulande - eigentlich zu klein.
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