So sehr ich auch überlege, mir will kein anderer Film einfallen, der den Aufstieg eines Kochs behandelt. Woran mag das liegen? Hat bis jetzt noch niemand die unglaubliche Faszination von dünsten, blanchieren, räuchern, flambieren und filetieren entdeckt? Oder eignet sich dieses Thema einfach nicht für einen vernünftigen Film? Hmm ... sehr schwierige Frage. Die erste Frage, die man sich bei diesem Film stellt, ist wahrscheinlich: Wie konnte sich Jason Lee, einer der strahlenden Jungschauspieler aus der Clique um Kevin Smith, für solch einen Schund hergeben? Welcher Gläubiger hat ihm nur im Nacken gesessen, daß er die Offerte dieses Nichts‘ von einem Drehbuch annahm und tatsächlich in einer französisch-amerikanischen (!!!) Co-Produktion mitspielte? Er allein wird die Lösung wissen. Kurz zur Handlung: Jason Lee spielt den Amerikaner Loren. Seit Kindstagen mit einem Feinschmecker-Gaumen ausgestattet, konnte er sich nirgendwo anders eine vernünftige Ausbildung zum Küchenchef leisten als bei der U.S. Navy. Als Koch der Admiralität wird er denn auch gleich nach zwei Minuten von einem wild durch die Gegend brüllenden Offizier entlassen, weil er keine „guten amerikanischen Gerichte“ kocht. Hat jemand noch ein Klischee für mich übrig? So, Loren wird gefeuert, doch schon bald bekommt er auf nicht ganz nachvollziehbare Weise ein Vorstellungsgespräch bei dem größten französischen Küchenchef. Fliegt nach Frankreich, kriegt mit Ach und Krach den Job, schläft auf einer Pritsche neben der Küche und geht durch eine Ausbildung, die jeder Militärakademie alle Ehre machen würde. Bis jetzt irgendwer überrascht? Nein? Gut, dann kommen jetzt die wahren Plotknüller: Der Küchenchef hat eine bildhübsche Tochter (O ha!), die mit einem reichen, aber schnöseligen Arzt verlobt ist (na, so eine Überraschung!), den Papa überhaupt nicht leiden kann (sowas! Wirklich?). Papa leidet übrigens an einer Krankheit (Das hätte ich nie erwartet!), wobei nicht ganz klar wird, ob es eigentlich eine Herz- oder eine Hirnkrankheit ist. Wahrscheinlich konnte der Autor beides nicht mehr unterscheiden, da sein Hirn auch nicht gerade viel taugt. Als Papa dann richtig krank wird, rettet ihm der Schwiegersohn in spe das Leben (toll!), was ihm gunstmäßig aber nix mehr bringt, weil das Töchterchen sich inzwischen in den Ami verliebt hat (also mal ehrlich: wer hätte damit gerechnet?), der während Papas Krankenhausaufenthalt das Restaurant vor dem sicheren Ruin gerettet hat (Nein, wie einfallsreich!) und ganz nebenbei eine geniale Creation entwickelt, die ihn direkt auf die Titelseiten aller wichtigen amerikanischen Nachrichtenmagazine bringt. Sicher! Uups, habe ich jetzt etwa die ganze Handlung verraten? Tschuldigung, aber auf der mühsamen Suche nach einem Nicht-Klischee habe ich wohl kurz die Beherrschung verloren. Das ganze wäre ja noch halbwegs zu ertragen, wenn wenigstens die Witze gut wären. Hmm, mal sehen. Laut los gelacht: Einmal. Geschmunzelt: Dreimal. An den Kopf gepackt ob solch bitterlicher Dämlichkeit: ca. zwanzigmal. Und das Schlimmste: Die Schmunzel-Gags waren auch noch völlig aus dem Konzept gerissen. Soll heißen: Eine ganze Szene (in einem Fall sogar mehrere) wurden anscheinend nur eingefügt, um einen (EINEN!) mittelprächtigen Gag zu rechtfertigen. Zeugt das von schreiberischem Können? Ich denke nein. Was gibt es sonst noch? Charaktere so dreidimensional wie ein Pinselstrich, die sämtliche Entwicklung anscheinend für komplett überflüssig halten. Einzig der Küchenchef selbst ist halbwegs interessant, aber auch der wird zu sehr auf seine Krankheit und deren Ursachen reduziert. Sämtliches Potential, den Zusammenprall der Kulturen zu karikieren, verpufft in billigen Klischees. Die kurz durchs Bild wackelnden nackten Brüste der einen und der anderen Dame hätte man sich auch sparen können (Tit-Shots just for the sake of Tits, very pathetic). Und damit es noch richtig ärgerlich wird, gibt es völlig dreistes Product-Placement für Delta, Coca-Cola, Heineken, Gauloises, BMW, etc. Man könnte dem Film zugute halten, daß er eine nette, leichte Komödie ist. Könnte man. Allerdings hat man auch an nette, leichte Komödien einen gewissen Anspruch: Wenigstens ein paar gute Witze, eine nicht völlig aus Klischees bestehende Handlung, ein Drehbuch mit dem Ansatz von Spannung, und Charaktere die wenigstens ein kleines bißchen interessant sind. Klassenziel verfehlt. Grand merde, grand nation! |
Originaltitel
La cuisine americaine
Land
Jahr
1998
Laufzeit
95 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
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