Mit "Am Limit" schließt Pepe Danquart, Oscar-Preisträger (1993 für seinen Kurzfilm "Schwarzfahrer") und einer von Deutschlands bemerkenswertesten Filmemachern, eine Sport-Trilogie ab, die er 2000 mit "Heimspiel" begann, einer Dokumentation über eine Ostberliner Eishockey-Mannschaft, die gleichzeitig auch das schwierige Zusammenwachsen von Ost- und Westdeutschland thematisierte (ausgezeichnet mit dem deutschen Filmpreis für die beste Regie). 2004 folgte "Höllentour", bei dem er das Telekom-Team um Erik Zabel auf der Tour de France begleitete. Für sein neuestes Projekt beobachtete Danquart das Extremkletterer-Brüderpaar Alexander und Thomas Huber bei ihrem Versuch, den Geschwindigkeitsrekord für die Besteigung der berühmtesten Kletterwand der Welt zu brechen: Die "Nose", eine 1.000 Meter hohe, fast senkrecht aufsteigende Granitwand im Yosemite Valley in den USA. Was bei "Am Limit" am meisten beeindruckt, sind die Aufnahmen in der Wand selbst. Danquart begnügt sich nicht damit, wie schon bei "Höllentour" mit betörend schönen und wundervoll komponierten Naturaufnahmen und Blickwinkeln zu begeistern, sondern erfasst das Klettern selbst in bisher vielleicht noch nie dagewesener Intensität und Nähe. Und wenn sich dann die Fingerspitzen der Huber-Brüder in Großaufnahme um kaum erreichbare Felsvorsprünge klammern und die Kamera wie schwerelos direkt neben ihnen am Berg hängt, fragt man sich immer wieder: Wie haben die das bloß gedreht? Während die unglaublichen Bilder immer wieder für offene Münder sorgen, zeichnet Danquart in den Gesprächen mit den Brüdern ein faszinierendes, vielschichtiges Portrait von zwei Getriebenen. Alexander und Thomas reden nicht nur offen über ihr intensives, aber auch oft problematisches Brüderverhältnis (Thomas gesteht offen, wie sehr es ihn früher belastet hat, als sein jüngerer Bruder zunächst als Solo-Kletterer zum Superstar der Szene aufstieg und reihenweise Titelbilder von Fachmagazinen schmückte), zentrales Thema ist ihr unermüdlicher (und unstillbarer) Antrieb, sich immer wieder neue Herausforderungen zu suchen. "Am Limit" ist ein äußerst passender Titel, denn es geht in diesem Film eigentlich gar nicht um den Rekordversuch, und dessen Gelingen (oder Nicht-Gelingen) ist deshalb auch egal. Es geht um die Sucht nach der Grenzerfahrung, die immer währende Suche nach einem neuen Kick. Man wird sich beim Betrachten des Films schnell klar: Wenn die Hubers hier nicht erfolgreich sind, werden sie wieder kommen, bis sie es geschafft haben. Und wenn sie es schaffen, werden sie die nächste, noch größere Herausforderung suchen. Ein mögliches Ende des Huberschen Kletterwahns deutet der Film allerdings auch an, in einigen Interviews mit Chongo, einem ehemaligen Extremkletterer, der nun als Komplett-Aussteiger ohne festen Wohnsitz im Yosemite Valley lebt. Ein verwunderlicher Naturbursche, aber auch jemand, der an seinen Erfahrungen so gewachsen ist, dass er mit philosophischer Weisheit zu Erkenntnissen gekommen ist, welche die Hubers bei ihrem unermüdlichen Streben wohl auch suchen, aber noch nicht gefunden haben. |
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