The Alto Knights

Originaltitel
The Alto Knights
Land
Jahr
2025
Laufzeit
120 min
Genre
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Volker Robrahn / 20. März 2025

Wer vielleicht geglaubt hatte, dass sich Robert De Niro mit dem vor einigen Jahren für Netflix produzierten „The Irishman“ ein letztes Mal in das stark von ihm mitgeprägte Genre des epischen Gangsterfilms begeben hat, der darf nun gern ein bisschen staunen: Denn in Barry Levinsons Film über die rivalisierenden Mobster Frank Costello und Vito Genovese im New York der fünfziger Jahre übernimmt De Niro tatsächlich gleich beide Hauptrollen und liefert sich so den kompletten Film über ein Duell mit sich selbst. Das dann auch zwei Gewinner hat, nämlich den großen Mimen selbst, der mit über achtzig Jahren noch einmal all seine Fähigkeiten ausspielt. Und den Zuschauer, der sich daran erfreuen darf wie es De Niro gelingt hier in ständigem Wechsel sowohl große Sympathie als auch starke Abneigung für seine Figuren zu erzeugen. 

Eine Geschichte nach wahren Begebenheiten ist das hier mal wieder, wobei sich „The Alto Knights“ auf die späten Jahre der bereits in der Prohibitionszeit des 20. Jahrhunderts aktiven Mafiosi konzentriert, als Größen wie Lucky Luciano oder Meyer-Lanskay bereits das Feld geräumt hatten und der alte Haudegen Costello bestrebt ist, seine kriminelle Organisation durch möglichst ruhiges Fahrwasser zu führen - in dem er Bandenkriege vermeidet und Ordnungshüter lieber schmiert statt sie zu beseitigen. Was sich aber zusehends schwieriger gestaltet, als Vito, sein alter Freund aus Kindertagen, von einem langjährigen Auslandsaufenthalt zurückkehrt, um die Geschäfte wieder selbst zu übernehmen, die er Frank einst überlassen hatte. Doch Vitos auf Konfrontation angelegte Herangehensweise und vor allem dessen Beharren darauf, ins lukrative und noch neue Drogengeschäft einzusteigen, machen die beiden Freunde schnell zu unversöhnlichen Rivalen, was schließlich sogar zu einem Attentat auf Castello führt. 

Mit diesem Angriff, den er aber leicht verletzt überlebt, beginnt „The Alto Knights“, dessen etwas kryptischer Titel sich auf den Nachtclub bezieht, in dem Frank und Vito einst gemeinsam ihre „Karriere“ begannen. Um dann mit ein paar eingeschobenen Rückblenden, ansonsten aber chronologisch den Kampf der nun zu Gegnern gewordenen Männer zu schildern. Und es sind vor allem alte Männer, die hier das Sagen und die Geschicke in der Hand haben, geleitet von den Regeln der italienisch stämmigen Mafia-Familien, wie sie uns schon seit "Der Pate" bestens bekannt sind.

Mit dessen zweiten Teil startete ja einst junge die Karriere von Robert de Niro so richtig durch, und seither ist er uns immer wieder in diesem Umfeld begegnet, oft unter der Leitung von Martin Scorsese, aber auch in Werken von Sergio Leone oder eben Francis Ford Coppola. Auch Barry Levinson bewegt sich hier in vertrautem Terrain, berichtete sein „Bugsy“ in den Neunzigern doch zum Teil von den gleichen Figuren, die uns in „Alto Knights“ begegnen, dort aber zu einem anderen Zeitpunkt ihres Lebens. 

Da die Actionszenen eher rar gesät sind und es den alten Herrschaften naturgemäß an Rasanz fehlt, haben wir es mit einem sehr dialoglastigen Film zu tun, bei dem die Handlung vor allem durch Worte, Pläne und Intrigen vorangetrieben wird. Das Bild, dass dabei von den beiden Protagonisten gezeichnet wird, ist genauso unterschiedlich wie einseitig. Denn während Frank dem Betrachter als im Grunde gutmütiger, vernünftiger und um Ausgleich bemühter Ehrenmann präsentiert wird, verkörpert Vito das exakte Gegenteil: Brutal und rücksichtslos, impulsiv und notorisch schlecht gelaunt. Was zwar einerseits eine starke Simplifizierung der tatsächlichen Gegebenheiten darstellen dürfte, andererseits aber natürlich ein ziemlich cleverer Schachzug ist. Erhält De Niro doch so die Gelegenheit zwei höchst unterschiedliche Charaktere darzustellen und zu demonstrieren, wie mühelos es ihm möglich ist, beim Zuschauer je nach Belieben völlig unterschiedliche Emotionen auszulösen, von großer Sympathie und Verständnis hin zu purer Verachtung und Abscheu. 

Das ist immer noch und erneut beeindruckend und sorgt dafür, dass man den erst kürzlich bei „Killers of the Flower Moon“ verwendeten Satz „Robert de Niros beste Rolle seit langem“ nun schon wieder hier reintippen muss. „The Alto Knights“ fehlt vermutlich ein wenig der ganz große Appeal mit dem die sonst gerne mindestens drei Stunden langen Gangster-Epen sich dem Publikum als „Must-see“ anpreisen. Wer aber intelligentes, eher ruhig und langsam erzähltes Kino samt großer Schauspielkunst zu schätzen weiß, der ist hier zweifellos richtig.

Bilder: Copyright

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