Das nur von dem Androiden Walter (Michael Fassbender) als aktives Crewmitglied betreute Kolonieraumschiff Covenant wird durch eine Sonneneruption beschädigt, woraufhin in einer Notweckung der Crew der Kapitän stirbt und der unsichere erste Maat Omra (Billy Crudup) widerwillig das Kommando übernimmt. Kurz darauf entdeckt die Covenant merkwürdige Signale, die von einem erdähnlichen Planeten stammen. Entgegen der Warnungen der Terraforming-Expertin Daniels (Katherine Waterston) startet Oram eine EntdeckUngsexpedition auf dem Planeten, um ihn vielleicht als neue Heimatwelt der Kolonie zu bestimmen. Aber auf diesem Planeten lebt bereits etwas, etwas Gefährliches...
Wenn Ridley Scott irgendwann seine Karriere beschließt, werden es Kritiker und Analytiker nicht leicht haben mit der Einordnung seines Werks. Ist Scott eher der bisweilen visionäre Regisseur, dessen Klassiker wie unsere Gold!-Beiträge „Alien“ und „Blade Runner“ ganze Genres nachhaltig beeinflusst haben? Oder vielleicht doch eher ein biederer, wenn auch schicker Handwerker und reiner Unterhaltungsregisseur, der eben das Glück hatte, über Stoffe und Kollaborateure zu stolpern, die diese Filme zu Klassikern machten? Die Wahrheit liegt sicherlich irgendwo in der Mitte. Eines ist und bleibt aber wahr: Scott war nie und wird auch auf seine alten Tage nicht mehr ein Autorenfilmer.
Und auch so lässt es sich vielleicht erklären, dass er dort, wo andere in Rente gehen, jetzt noch mal voll ins Franchise-Karussell (zwei weitere Prequels unter Scott sind angekündigt) einsteigt, nachdem er sich bis dato quasi die ganze Karriere über nicht für solcherlei Serienware interessiert hat. Scott mag halt gerne für gutes Geld gut aussehende Filme drehen und hat keine Lust, wie die de Palmas und Coppolas dieser Welt mit mageren, in Europa zusammengestoppelten Budgets kleine Filme zu drehen, auch und gerade weil ihnen nichts anderes mehr übrig bleibt. Stattdessen bleibt sich der ehemalige Werbefilmer treu: This gun's for hire, even if he's just dancing in the dark.
Sagen wir es also gleich mal wie es ist: „Alien: Covenantˮ ist reine Franchiseverwaltung, und dies noch auf geradezu unverschämt bequeme Weise. Man kann ja „Prometheusˮ zurecht seine abstrusen Ideen und Ambitionen vorwerfen, aber zumindest hatte der Film welche. Hier geht es jetzt eigentlich nur noch darum, einen etablierten Markennamen am Laufen zu halten, mittels einer Art „Best Of-Potpourri“. Dass sich hier die Raumschiffcrew durch eine Naturlandschaft anstatt die üblichen Raumschiff-Gänge schlägt, muss man schon als größte Neuerung feiern.
Natürlich kann man jetzt mal fürs Protokoll festhalten, dass Ridley Scott selbstverständlich nicht auf einmal zu Stevie Wonder geworden ist und der Film natürlich hochprofessionell und fein aussieht, man sich das beste CGI auf dem Markt erkauft hat etc. etc. Aber wofür? Leblos und seelenlos bleibt diese Veranstaltung trotzdem, es sei denn, man zieht direkt vor aufs Feld „Was zur Hölle?ˮ. Eine Einheit mit „Prometheusˮ bildet der Film immerhin darin, dass sich auch hier wieder sämtliche professionelle Raumfahrer als haltlose Deppen entpuppen, denen Quarantänevorschriften, Missionsprotokolle oder auch nur gesunder Menschenverstand völlig fremd scheinen. Vor ein paar Wochen hat ein werter Kollege bei „Lifeˮ gemeckert, wie wenig professionell sich die angeblich hochtrainierten Raumfahrer dort zeigen, aber im Ernst: Gegen die Crewmitglieder der Covenant nimmt sich auch noch die größte Pfeife der „Lifeˮ-Crew wie der intelligenteste Mensch der Welt aus.
Nachhaltig zeigt dieser Film in diesem Zusammenhang auch noch mal, warum aus Billy Crudup im Mainstreamkino nichts wird. Während er gerade zeitgleich bei den „Jahrhundertfrauenˮ in kleinerer Rolle seinen natürlichen Charme problemlos entfalten kann, so wird er hier wieder mal als brüterischer Zauderer besetzt, was ja durchaus mal geschicktes Kontern der typischen Alphatiere im Actiongenre sein kann. Aber nein, Crudup ist zudem noch ein religiöser Typ, dessen stammelndes Kommando von seiner Crew ausgesprochen skeptisch angesehen wird. Und zudem wird an dieser Figur dann von Skript und Film eine so dermaßen brutale Sabotage betrieben, dass es regelrecht sauer macht.
[Spoiler] Nicht nur, dass sein zu Anfang oft beschworener Glaube letztendlich überhaupt keine Rolle spielt, Crudups Captain Omra gewinnt auch den Preis für „lächerlich dümmster Filmtod eines offensichtlich kurzzeitig jeder geistigen Fähigkeiten beraubten Vollidiotenˮ. Da hält er eine Figur, die sich gerade vorher als offenkundig falsch spielend und feindselig herausgestellt hat mit einer Waffe im Schach und lässt sich dann Sekunden später erzählen, in der Alien-Brutkammer, in der er steht sei es völlig sicher und er solle doch ruhig mal einen Blick in diese komischen Rieseneier werfen, das könnte doch mal interessant sein. Was er dann auch macht, und obwohl er darin etwas merkwürdig Schleimiges herumglubschen sieht (und er vorher schon diverse Alienvarianten in Aktion gesehen hat!), guckt er lieber noch mal genau hin, um sich dann auch schön seinen Facehugger abzuholen. [Spoilerende] Also mal ehrlich, liebe Filmemacher von „Alien: Covenantˮ: Wollt ihr uns verarschen? Oder, zu neudeutsch, trollen? Sollen wir wirklich glauben, dass diese angeblich professionelle Raumschiffcrew, denen man zweitausend Menschenleben anvertraut hat, nur aus geistig verkümmerten Vollbratzen besteht? Sollen hier die Figuren zum Horst gemacht werden oder gar der Zuschauer?
Passend zu dermaßen depperten Szenen ist dann auch die vorgeblich schockierende Schlusspointe an Faulheit kaum zu überbieten. Bei „Lifeˮ vor ein paar Wochen konnten erfahrene Filmgucker die Pointe erahnen, sobald das endgame der Astronauten enthüllt wurde, aber dort hat man sich wenigstens redliche Mühe gegeben, seinen letztlich logischen Schlusspunkt einigermaßen gut zu kaschieren. Die hier servierte „Überraschungˮ muss in Anführungszeichen gesetzt werden, weil der Film nicht mal auch nur ein bisschen Anstrengung an den Tag legt, ihre Offensichtlichkeit zu kaschieren. Weswegen man dann den großen Showdown mit dem außerirdischen Angstmacher zunehmend gelangweilt betrachtet, da man ja weiß, welche ach so überraschende Wendung da jetzt noch kommen wird.
Und wo wir schon bei überraschende Wendung sind: Eine einzige davon gibt es, die tatsächlich funktioniert und auch zur besten, ja vielleicht einzig wirklich guten Szene des Films führt. Eingerahmt von Auszügen aus Shelleys berühmtem „Ozymandias“-Gedicht sehen wir in einer kurzen Szene, was dieser Planet ist und wie er zu dem wurde, was er ist. Dies ist sowohl visuell als auch inhaltlich die bei Weitem beeindruckendste Sequenz, aber sie bleibt zum einen allein und sorgt zum anderen erneut für ein selbstproduziertes strukturelles Problem. Denn nach der hier nur für den Zuschauer stattfindenden Enthüllung ist dieser den Leinwandfiguren immer ein paar Schritte voraus und es dauert halt lange, bis dann endlich einer der Covenant-Crew mal merkt, dass hier etwas faul ist im Staate... ähm, Waldplanet. Und zu diesem Zeitpunkt haben die miesen Meuchelmonster eben schon die Überhand genommen, wie sich das in nach ihnen benannten Filmen eben so gehört.
Und das ist eben das große Problem: hier ist alles so, wie es sich für einen Film der „Alien“-Saga eben gehört. Da kann auch der wieder mal angeschlagene, aus „Prometheus“ übernommene pompös-philosophische Ton nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier alles seinen erwartbaren Gang geht und man sich letztlich wieder im B-Film-Territorium der auch von dieser Franchise schon reichlich abgegrasten „Monster umschleicht Mensch“-Thematik befindet. Und bei einem Film, der es sich vollmundig auf die Fahnen geschrieben hat, die Vorgeschichte der bekannten Saga voranzubringen, sind wir am Ende mehr oder weniger dort, wo wir am Anfang waren. Was vielleicht auch so gewollt ist: Vielleicht trifft man ja demnächst wieder ein Raumschiff und eine ahnungslose Crew, die es zu dezimieren gibt, bis das negative oder offene Ende dann die Möglichkeit gibt, nach einer Weile ein anderes Raumschiff mit einer ahnungslosen Crew... na, sie wissen schon.
Und so kann man ja wenn man will fröhlich noch ein halbes bis ganzes Dutzend weiterer Filme aus dem Stoff herausquetschen, bis dann irgendwann jede im All umherfliegende Blechdose mit dem xenophoben Xenomorph Bekanntschaft gemacht hat. Ich habe darauf allerdings keine Lust und bin jetzt erst mal raus, denn so mut- und einfallslos, um nicht zu sagen dummdreist muss selbst das reine Ankurbeln einer Gelddruckmaschine nicht sein.
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