Was ist das für ein Film? Er erzählt die Geschichte einer einzigen Nacht und packt dabei das ganze Leben. Gewinnen oder verlieren. Fallen, aufstehen. Fallen, aufstehen. Und immer wieder fallen und so lange es geht, aufstehen.
'Man muss immer weiter durchbrechen' besingt die Stimme Dirk von Lowtzows (Tocotronic) das Ziel dabei: Seinen Platz, sein Glück im Leben finden, irgendwo. Für Floyd (Frank Giering) ist klar, dass das für ihn nicht mehr Hamburg sein kann. Nach über zwei Jahren Freiheit auf Bewährung und Arbeitsdienst im Krankenhaus will er die Stadt verlassen. Mit dem Schiff nach Kapstadt, weiter nach Singapur, nur weit weg - und zwar schon morgen. Und er will nicht wiederkommen. Das eröffnet er Ricco (Florian Lukas) und Walter (Antoine Monot Jr.), seinen besten Freunden, an einem Abend, der so hätte weitergehen können wie immer.
Auf dem Balkon eines tristen Hochhauses, mit 'nem Bier und großen Sprüchen - aber vor allem einer großen Freundschaft. Ricco und Walter reagieren verletzt, wütend. Keiner der beiden hat etwas von Floyds Plänen geahnt. Aber im Stich lassen sie sich nicht. Und so beginnt die letzte Nacht, trotz schlechter Stimmung, in Walters aufgemotzter Karre, immer unterwegs durch die Stadt. Begegnungen zwischen Arbeiterkneipe und McDonald's, im kalten Technobunker und auf verlassenem Werftgelände. Begegnungen mit Elvisimitaten und Untergrund-Meistern im Tischfussball. Immer auf der Suche nach Abenteuer und wahrer Größe. Keiner der drei ahnt, dass sie schon längst gefunden haben, was sie verdammt groß macht: Freundschaft, durch die alles möglich ist. Sie sind bereits Giganten.
"Absolute Giganten" ist ein Roadmovie, ohne die Stadt zu verlassen. Er ist voller Poesie in einem Hochhausaufzug. Er betört in jeder der 80 Minuten durch die Präsenz seiner Hauptdarsteller. Kein Gesicht hätte hier ausgetauscht werden sollen. Herausragend ist Frank Giering (auch bekannt aus "Baader") als sensibler, immer wieder durch seinen Mut überraschender Floyd, der Nachdenklichste des Dreigespanns. Wer "Goodbye Lenin!" gesehen hat, wird sich freuen, den blonden, dünnen "Nachrichtensprecher" Florian Lukas wiederzusehen, hier als rappender Schnellimbisskoch Ricco. Sehr gut gleichfalls Antoine Monot Jr. ("Das Experiment"), der den schüchternen Mechaniker Walter verkörpert.
Man kauft den Dreien ihre Freundschaft ab, ihre Ängste, ihr Draufgängertum, ihren Enthusiasmus, ihre Traurigkeit, ihr Versagen, ihre Zuneigung zueinander. "Absolute Giganten" ist ein stiller und ergreifender Film über Stärke, die durch Freundschaft entsteht, aber auch über die Notwendigkeit allein zu gehen. Er zeigt die Träume, die jeden Menschen vorantreiben, die leben lassen. Achja, und natürlich das beste (und einzige) Tischfußball-Spiel der Filmgeschichte.
Das Drehbuch zu diesem tragischen, schönen, lebendigen Film hat Sebastian Schipper geschrieben, der hier gleichfalls sein Debüt als Spielfilmregisseur feiern konnte. Produziert wurde der Streifen von "Lola rennt"-Regisseur Tom Tykwer und Stefan Arndt. Beide sind Mitbegründer der Berliner Produktionsfirma X Filme Creative Pool. "Absolute Giganten" erhielt 2000 unter anderem den "Deutschen Filmpreis" in Silber. Hingewiesen sei zu guter Letzt auf den exquisiten Soundtrack, der sich zwischen The Notwist, T. Rex und Jimi Tenor bewegt.
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