Rubinrot

Jahr
2013
Laufzeit
122 min
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 12. März 2013

rubin 1Der im Grunde ziemlich normale und durchschnittliche Teenager Gwendolyn Shepherd (Maria Ehrich) hat es nicht leicht innerhalb seiner vornehmen Londoner Familie, in welcher die Cousine Charlotte (Laura Berlin) alle Aufmerksamkeit genießt, trägt sie doch angeblich ein besonderes „Gen“ in sich und wird daher seit Jahren von einer geheimnisumwitterten Loge auf eine große Aufgabe vorbereitet. Gwendolyn und ihre Mutter (Veronica Ferres) werden dagegen als Außenseiter behandelt und eher geduldet, was anscheinend auch mit unerfreulichen Ereignissen in früheren Jahren sowie dem Verschwinden zweier weiterer Familienmitglieder zu tun hat. Eigentlich kümmert sich Gwendolyn nicht weiter um diese Dinge, doch als sie eines Tages aus heiterem Himmel in das London zu Beginn des 20. Jahrhunderts und wieder zurück geschleudert wird, ist offensichtlich dass es in Wahrheit sie und nicht ihre zickige Cousine ist, die die Fähigkeit zur Zeitreise besitzt. Davon ist zwar niemand begeistert, vor allem nicht Gwen selbst oder der ihr zugewiesene Partner Gideon (Jannis Niewöhner), aber es nützt nichts: Fortan ist sie also der „Rubin“ und es wird ihre Aufgabe sein, uralte Mysterien zu lösen und das Blut der anderen Edelsteinträger zusammenzuführen.
 

rubin 2Was wir hier vorliegen haben ist nicht nur auf den ersten Blick der Versuch, auf den seit Jahren anhaltenden Fantasy-Trend aufzuspringen und eine weitere erfolgreiche Jugendbuchreihe aus diesem Genre fürs Kino zu adaptieren. Was diesen ersten Teil der Verfilmungen von Kerstin Giers Romantrilogie „Liebe geht durch alle Zeiten“ aber interessant macht, ist das er zum einen die mittlerweile recht ausgetretenen Pfade der Vampire und Werwölfe verlässt und zum anderen vor allem, dass es sich hierbei um eine rein deutsche Produktion handelt, die sich anschickt auch internationalen Standards zu genügen. Und das gelingt auch größtenteils, wer etwa erst mal nur den Trailer betrachtet, wird auf diesen Hintergrund vermutlich nicht sofort kommen.

Zwar bewegt man sich bei der Geschichte zum Teil im Magie- und Zaubereibereich und auch in der geographischen Heimat eines „Harry Potter“, doch ist das Zeitreise-Abenteuer interessant und originell genug um als eigenständige Marke zu bestehen. Gerade die Zeitsprünge liefern dabei natürlich viele Möglichkeiten in Kostümen und Kulissen zu schwelgen und die aus unserer Gegenwart dorthin Reisenden werden stets entsprechend ausgestattet und eingekleidet. Dass man zudem auch an Originalschauplätzen wie der Londoner Milleniumbridge drehte, kommt dem Film ebenfalls zugute.

rubin 3Im Gegensatz zur wenig erfolgreichen „Tintenherz“-Verfilmung nach Cornelia Funke verzichtete man jedoch auf eine internationale Besetzung, sondern entschied sich für ein Mischung aus deutschen Nachwuchskräften in den Haupt- und ein paar bekannten Gesichtern wie Gottfried John, Katharina Thalbach oder Axel Millberg in die Nebenrollen. Während Thalbach dabei als schrullige Großmutter mit ein paar sehr amüsanten Szenen auftrumpfen kann, wirkt das bekannteste aller hier vertretenen Gesichter in Person von Veronica Ferres als Gwendolyns unangepasste Hippie-Mutter doch ein wenig wie ein Fremdkörper – da hätte man vielleicht doch nicht dem Namen nach besetzen sollen.

Solide bis ausgezeichnete Leistungen dagegen von den beiden Hauptdarstellern, ersteres gilt für Jannis Niewöhner, der als „Gideon“ allerdings noch Einiges an Entwicklungspotential bei der Wandlung vom arroganten „Lackaffen“ zum liebenswerten Partner bietet. Ganz stark und erfrischend aber auf jeden Fall Maria Ehrich in ihrer ersten großen Kinohauptrolle, die hier als ahnungsloser Fisch ins kalte Wasser der wichtigtuerischen Geheimbünde geworfen wird und so praktisch die Position der Zuschauers einnimmt, der mit ihr gemeinsam diese Welt erkundet. Vor allem Ehrichs authentisch wirkende Natürlichkeit, etwa wenn sie den haarsträubenden Situationen mit überraschten Ausdrücken wie „krass“ und „abgefahren“ begegnet, kommt dabei sehr überzeugend rüber. Ein wenig steif sind allerdings die Rollen ihrer Mitschülerinnen besetzt, vor allem bei Jennifer Lotsi als Gwens beste Freundin Leslie klingt  es gelegentlich noch stark nach auswendig gelerntem und aufgesagtem Text.

rubin 4Obwohl es einem nun nicht gleich den Atem verschlägt ist „Rubinrot“ visuell durchaus ansprechend umgesetzt, die Effekte sind okay und das Design weiß zu gefallen. Auf jeden Fall geht es hier ohne größere Peinlichkeiten ab und das ist ja nicht unbedingt selbstverständlich wenn Deutsche auf britisch machen. Dass auch der Anteil der Romanze zwischen den beiden Hauptfiguren überschaubar bleibt und in diesem ersten Teil nur angedeutet wird, macht das Ganze dann evebtuell auch für ein Publikum außerhalb der Zielgruppe "weibliche Teenager" genießbar (um so den Titel "Twilight" als Vergleich und potentielles Vorbild zumindest einmal zu erwähnen).

Bei Tempo und Rhythmus hackt es vor allem im letzten Drittel ein wenig, doch insgesamt funktioniert die Geschichte, auch aufgrund der Ambivalenz bei der Darstellung der Loge, deren vorgeblich hehre Absichten etwas unklar bleiben und der sowohl Gwendolyn als auch der Zuschauer wohl zu recht kein hundertprozentiges Vertrauen entgegenbringen möchten. Um diesen Auftaktfilm dann zu einem halbwegs runden Abschluss zu bringen, mixt man zum Finale ein wenig die Elemente aus verschiedenen Teilen der Vorlage zusammen und erfindet auch noch eine (für sich aber gelungene) große Ballszene hinzu. Das ist vertretbar und das Finale samt nachgeschobenem „Cliffhanger“ insgesamt akzeptabel, doch bleibt naturgemäß noch Vieles offen und unklar. Daher ist zu hoffen, dass „Rubinrot“ ein ausreichend großes Publikum findet um auch die beiden Fortsetzungen zu sichern, denn alles andere wäre schon sehr schade.

Bilder: Copyright

Es soll vermutlich nicht "Es soll vermutlich nicht "hacken" sondern "haken"" sondern "Es soll vermutlich nicht "hacken" sondern "haken" heißen(1)."

Guter Kommentar :-D

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