Joy Ride

Originaltitel
Joy Ride
Land
Jahr
2001
Laufzeit
96 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Patrick Wellinski / 11. Juni 2010

Was wäre Amerika ohne seine jaulenden Polizeisirenen, ohne seine endlos langen Limousinen und - nicht zuletzt - ohne seine Trucks. In jedem Film huschen sie irgendwo durchs Bild, mit ihren chromglänzenden Kühlergrillen, den blankpolierten Auspuffrohren, den Airbrush-Pinseleien auf der Fahrertür und der amerikanischen Flagge irgendwo in der Kabine. So donnern sie über die Freeways, überholen lahme Autos locker an Steigungen und fahren stundenlang endlos gerade Straßen entlang. Das einzige, was ein echter Trucker zwischen sich und seine geliebte Motormühle kommen lässt, ist das Funkgerät. Da wird gelästert und geflunkert, geflirtet und gelacht, geschimpft und geliebt. Und genau das ist der Schlüssel zu "Joy Ride".

Da machen sich nämlich zwei Brüder auf eine lange Reise im Auto. Lewis (Paul Walker) ist Student, blond, blauäugig und brav. Auf dem Weg zu einer Freundin holt er eben mal seinen Bruder Fuller (Steve Zahn) aus dem Kittchen - er ist das schwarze Schaf der Familie, ein Kleinkrimineller mit Klassenclown-Charakter. Im Auto wird es bald langweilig, also kauft Fuller ein altes CB-Funkgerät und überredet Lewis dazu, sich als sexy Lady auszugeben. Mit Fistelstimme beginnt der bald darauf wie wild mit Trucker Rusty Nail (Rostnagel?) zu flirten und lockt ihn in ein Motel. Spässle g´macht. Aber wer zuletzt lacht…
Denn am nächsten Morgen gibt es einen Schwerverletzten mit abgerissenem Unterkiefer. In genau jenem Zimmer, in dem die erfundene sexy Truckerbraut sich einquartiert haben sollte. Rusty Nail will ab diesem Zeitpunkt nur eines: Rache.

Für die Zuschauer bedeutet dies vor allem Spannung pur, denn immer wieder müssen die beiden Brüder vor dem mörderischen Ungetüm fliehen, entkommen nur knapp um Haaresbreite immer wieder dem Tod. Trucker verstehen eben keinen Spaß.
Ein wenig anstrengend ist es schon, immer wieder die Leinwand nach den Truck-Scheinwerfern abzusuchen, die bestimmt wieder irgendwo auftauchen. Die Katz-und-Maus-Jagd bleibt aber spannend. Denn man weiß weder, wie Jäger Rusty aussieht, noch wie gefährlich er wirklich ist. Er ist lediglich eine tiefe Stimme im Äther, ein Jäger ohne Körper. Sein Körper ist ein Truck, blankpoliert, riesig, bedrohlich. Und die beiden Blondschöpfe auf der Flucht machen Mitfühlen einfach: Jeder hat schließlich schon einmal einen Streich gespielt, den er am Ende bitter bereute. Irgendwann sind sie dann zu dritt, ergänzt durch Leelee Sobieski, die ausnahmsweise nicht die Ich-bin-eine-Frau-ich-kann-nur-kreischen-Rolle spielt, wie in derartigen Filmen sonst üblich.
Die Gewalt bleibt im Rahmen, die Kameraarbeit ist brillant, die Dialoge witzig und einfallsreich, nur das Ende lässt etwas zu wünschen übrig.

Eines hat man gelernt nach diesem Film: Trucker sind nicht nur Symbol für Countrymusik und Karohemden. Und noch etwas wird einem wieder einmal klar, wenn man nach der Vorstellung im Auto sitzt und reflexartig verängstigt in den Rückspiegel schaut - so ein Film kann nur in Amerika funktionieren. Denn Aldi-Laster, die sogar von Kleinstwagen abgehängt werden können, sind eben alles andere als bedrohlich.


8
8/10

habe den film heute nacht zum ersten mal gesehen - lag es an der späten stunde, dass ich über das ende grübeln musste und es nicht verstanden habe oder ist es wirklich so, dass der film unlogisch und irritierend endet...? denn, wie kann der mysteriöse truck-fahrer doch "entkommen"sein?

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Mega geiler Film,bin schon fasziniert von Spielbergs Film *Duell* seit meiner Kindheit,sage nur Peterbilt Trucks.
Ja der 2 Teil ist noch besser *Joyride 2 Dead Ahead* und dieses Jahr kommt der 3 Teil *Joyride 3 Last Rain* freue mich schon drauf *gg*!!!

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4
4/10

Das Konzept des road trip gone bad klingt ja zunächst ganz lustig, aber nach meiner Empfindung gelingt es dem Film nicht auf genügend abwechslungsreiche Weise, Spannung zu generieren, die bis zum Schluss anhält. Das Bild des im Rückspiegel plötzlich auftauchenden Trucks kann nach einigen Malen nicht mehr schockieren, sondern kennzeichnet eher jene Stellen im Drehbuch, an denen sich mehr und mehr Leerlauf breit macht. Der als Kulminationspunkt gedachte Showdown wurde für mich somit zum ermüdenden Durchhaltetraining, seine Kurzweiligkeit hatte der Film da längst verloren. Dazu werden Klischees des amerikanischen Horrorfilms der letzten dreißig Jahre aufgetischt - und zwar ohne eine merkliche Spur von Selbstironie oder -reflexion. "Witzige und einfallsreiche" Dialoge habe ich leider vergeblich gesucht. Auch die Identifikationsbasis mit den Charakteren, von denen der Rezensent spricht, konnte ich nur sporadisch finden: Schließlich handelt es sich hier um drei wirklich nicht besonders helle junge Menschen, deren Kinderei ungefähr Spring-Break-Niveau besitzt. Das mag im richtigen Alter ganz amüsant sein, als Vorlage für einen wirklich bedrohlichen Film hat es mir nicht getaugt. Nicht falsch verstehen, der Film ist zum einmaligen Anschauen zwischendurch mal ganz nett, aber innovative Konzepte zur Erneuerung des Genres muss man woanders suchen (z.B. in "Triangle" und natürlich "The Descent").

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