Ein paar Jahre in der Zukunft: Die Menschen haben die geheimen Welten der Vampire und Lykaner entdeckt und beide Rassen - wie es scheint – nahezu komplett ausgerottet. Selene (Kate Beckinsale) erwacht nach 15 Jahren Tiefschlaf im Labor eines Biotech-Konzerns. Sie bricht aus und erfährt, dass ihr einstiger Gefährte Michael nicht mehr am Leben ist. Auf der Flucht begegnet ihr der junge Vampir David (Theo Lames), der Selene in den verborgenen Schlupfwinkel einiger weniger noch existierender Vampire führt. Als die ehemalige Anführerin schließlich erfährt, was ihr während der Gefangenschaft angetan wurde und welche unheilvollen Pläne der Leiter des Biotech-Konzerns Dr. Jacob Lane (Stephen Rea) verfolgt, startet sie zu einem Rachefeldzug, ohne zu wissen, was für künstlich gezüchtete Wesen sie erwarten.
Das „Fast & Furious“-Syndrom hat auf die „Underworld“-Reihe übergegriffen und die Parallelen sind augenfällig. Auch bei der Reihe um die muskelbepackten Raser musste der dritte Teil ohne den bisherigen Hauptdarsteller auskommen und gab sich als eine Art Prequel, womit die natürliche Abwärtsspirale in Richtung stets uninteressanter werdender und billiger produzierter Fortsetzungen in Bewegung gesetzt schien. Gleiches geschah in „Underworld: Aufstand der Lykaner“, welcher die Vorgeschichte des langen Kampfes zwischen Vampiren und Werwölfen erzählte und ebenfalls auf seinen Star der ersten beiden Filme verzichten musste. Doch genau wie der Diesel kehrt nun also auch Kate Beckinsale zu ihrer bekanntesten Franchise zurück und ist damit ebenfalls an den amerikanischen Kinokassen erfolgreich. Das liegt sicher zu einem guten Teil an Miss Beckinsale selbst, die sich sehr überzeugend wieder in ihre zweite Haut des engen Lederkostüms zwängt und uns im Interview auch erklärte, wie es denn dazu kam. Es ist aber natürlich auch auf den Event-Faktor zurückzuführen mit dem sich „Underworld: Awakening“ präsentiert, denn nicht nur in Sachen Action wird hier die Schraube nochmal deutlich angezogen, es darf (oder muss) nun selbstverständlich auch eine 3D-Produktion sein.
Während die Tiefeneffekte bei den zahlreichen Kämpfen und Special Effects-Orgien auch eine ordentliche Wirkung erzielen, könnte man die Brille dagegen beim Rest der Handlung auch ruhig absetzen ohne auf der Leinwand einen nennenswerten Unterschied auszumachen. Da trifft es sich daher gut, dass es gar nicht allzu viel „Rest“ gibt, denn ohne Nachspann ergibt sich für „Awakening“ eine, formulieren wir es positiv, „knackige“ Laufzeit von gerade mal 78 Minuten. Da bleibt naturgemäß also nicht viel Raum für eine ausgefeilte Geschichte und die an sich gar nicht so reizlose Story um den Blick in die nahe Zukunft der einzelnen Rassen bleibt dann auch durchgehend an der Oberfläche und kommt stets wieder schnell zum Punkt, was hier bedeutet: Eine neue Gefahr ist im Anmarsch und entsprechende Aktionen notwendig.
Das muss man aber nicht per se als schlecht bewerten, wird doch so auf offensichtliches Füllmaterial verzichtet und das Tempo hoch gehalten. Und seien wir ehrlich: Wer sich den vierten Teil dieser Reihe anschaut, der möchte vermutlich genau das zu sehen bekommen was das schwedische Duo auf dem Regiestuhl hier auch abliefert. Und da das eben alles noch eine Nummer größer und pompöser daherkommt als bei den Vorgängern, erklärt sich auch die hohe Zufriedenheit der avisierten Zielgruppe. Leider bleibt somit auch für einen echten Charaktermimen wie Stephen Rea ("V wie Vendetta“) nur wenig Gelegenheit sich ins Rampenlicht zu spielen oder auszuzeichnen, aber immerhin sieht das Knautschgesicht hier sogar ein wenig besser aus als die wahrhaft monströse CGI-Kreatur, die uns als „Über-Lykaner“ vorgesetzt wird.
Natürlich ist das ganze Geballer und Gerenne eher sinnfrei und eine Geschmacksfrage, aber auch in diesem Punkt entgeht man dem sonst im Genre ja gerne mal eintretenden Overkill-Effekt elegant durch die Begrenzung auf die schon erwähnten 78 Nettominuten. Reinstes Popcornkino der recht cleveren Art, mit anderen Worten.
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