Eigentlich alles gut bei Carl Weaver (Steve Carell): Frau, zwei Kinder und einen gut dotierten Job nennt er sein Eigen, doch das ändert sich als Gattin Emily (Julianne Moore) ihm eines Abends völlig unvorbereitet eröffnet, dass sie sich von ihm trennen will. Carl kämpft zunächst wenig, nimmt das stattdessen erstmal so hin und ertränkt seinen Frust fortan regelmäßig in einer Kneipe. Wo er irgendwann dem selbstbewussten Frauenhelden Jacob (Ryan Gosling) begegnet, der sich schon bald ein Vergnügen daraus macht, dem hoffnungslos altmodischen Carl mal zu zeigen wie man als echter Mann bei den Damen landen kann. Und tatsächlich ist der lernfähig und das neue Single-Dasein schon bald gar nicht mehr so trüb. Wobei Carl aber am Liebsten trotzdem einfach nur seine Emily wieder zurück hätte. Und selbst bei Jacob schleichen sich Zweifel am unkomplizierten Dasein als Womanizer ein, als er der ungewöhnlichen Hannah (Emma Stone) begegnet.
Steve Carell ist längst nicht mehr nur der Komiker, als der er in Filmen wie "Jungfrau (40), männlich, sucht" oder "Bruce Allmächtig" einst bekannt wurde. Mit seinen Rollen in "Little Miss Sunshine" und "Dan - Mitten im Leben" hat er bereits überzeugend sein Talent für etwas ernsthaftere und melancholische Geschichten bewiesen. Mit "Crazy, Stupid, Love" liegt nun ein echter "Mischling" vor, bei dem Comedy und Slapstick genauso viel Raum einnehmen wie Drama samt Tragik - und auch dieses Werk kann dabei rundweg überzeugen. Was auch, aber keinesfalls nur an Carell liegt, der hier von einem äußerst namhaften Ensemble unterstützt wird.
Es ist in erster Linie der Verdienst der cleveren und oft unberechenbaren Geschichte von Drehbuchautor Dan Fogelman sowie dem Regie-Duo Glen Ficarra/John Requa. Die beiden überraschten schon bei "I Love you, Philip Morris" mit einem unkonventionellen Thema, welches allerdings vor allem in den USA nur schwer an den Mann, bzw. an ein größeres Publikum zu bringen war. Das ist bei "Crazy, Stupid, Love" ein ganzes Stück einfacher, bleibt dieser doch immer in "angenehmen" Gefilden und propagiert letztlich auch nichts anderes als den vertrauten Glauben an die einzig wahre Liebe im Leben. Interessant und höchst unterhaltsam ist jedoch der Weg dahin, welcher gespickt ist mit spritzigen Dialogen, liebevollen Anspielungen und Zitaten. Vor allem aber sind es die zahlreichen Klischees des Genres, die hier ganz bewusst aufgegriffen werden, nur um dann mit ihnen zu spielen und sie zu brechen.
Daher weiß man dann nie so genau, wie die Reaktionen der Figuren in bestimmten Situationen tatsächlich ausfallen werden, sind sie doch oft herrlich gegen den Strich gebürstet. So etwas kann man natürlich dann besonders gut machen, wenn man die richtigen Leute dafür zur Verfügung hat, und das sind hier neben Steve Carell vor allem Emma Stone und Ryan Gosling. Wer "Einfach zu haben" gesehen hat, weiß bereits, dass Miss Stone nicht in die 08/15-Schublade für niedliches Augenfutter gehört, und diese Erfahrung darf nun auch Ryan Gosling als Sammler weiblicher Trophäen machen.
Über Gosling gilt es ohnehin zu staunen, nicht nur weil er nach einer gut dreijährigen Schaffenspause seit "Lars und die Frauen" nun mit einem Doppelknall zurückkehrt, sondern weil er dies auch in zwei höchst unterschiedlichen Rollen tut, die er aber beide ausgezeichnet ausfüllt. Während er in "Blue Valentine" die verzweifelten Schattenseiten der Liebe durchleben musste, präsentiert er uns hier die leichte und beschwingte Version des Themas, ohne dabei in völlige Oberflächlichkeit abzugleiten. Und während Julianne Moore als hadernde Ehefrau eher eine funktionale Position einnimmt, wird man Kevin Bacon als ihren vorübergehenden neuen Liebhaber David Lindhagen schon allein aufgrund des Umgangs mit diesem Namen nicht so schnell vergessen.
Es ist dabei eine weise Entscheidung, dem Handlungsstrang, mit dem der Film in Werbung und Trailern vermarktet wird, eher geringen Raum zu widmen. Denn der Part um den zunächst unbeholfenen Carl, der unter kundiger Anleitung lernt die Damenwelt zu beeindrucken und zu verführen, ist in der Tat recht ausgelutscht und wird daher quasi nebenbei abgehandelt. Als wesentlich ergiebiger erweisen sich die zahlreichen kleinen Nebenstränge, wie etwa die skurrile Schwärmerei von Carls gerade mal 13jährigem Sohn für seine ältere Babysitterin, die sich aber viel mehr für seinen Vater erwärmen kann. Wenn diese mehr oder weniger glücklichen Figuren über Leben und Liebe diskutieren, dann ist das manchmal weise, oftmals ein wenig traurig, dabei aber immer auch sehr amüsant.
Im an sich lobenswerten Bemühen, unvorhersehbar und überraschend zu bleiben, wird zwar hier und da der Zufall, wessen Geschichte mit wem zusammenhängt, etwas arg strapaziert, aber das ist verzeihlich. Denn dafür zaubert einem diese verrückte, dumme Liebe viel zu oft ein Lächeln ins Gesicht und entpuppt sich als einer der richtig schönen Filme dieses Jahres.
Neuen Kommentar hinzufügen