Du schon wieder

Originaltitel
You again
Land
Jahr
2010
Laufzeit
105 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
3
3/10
von Frank-Michael Helmke / 31. Oktober 2010

Und es ist mal wieder soweit: Mit unschöner Regelmäßigkeit produziert Hollywoods Studiosystem Filme, die in ihrer grässlich durchkonstruierten Formelhaftigkeit nicht nur frei von jeglicher Originalität, sondern auch von jedem Funken Witz oder Cleverness sind, dass man sich beim Ansehen ganz ernsthaft fragt, wie für so etwas jemals ein Multimillionen-Budget bewilligt werden konnte. Wer in den oberen Entscheider-Rängen des zuständigen Studios hat jemals ernsthaft geglaubt, das hier könnte ein guter Film werden?
Derlei Projekte nehmen ihren Anfang gern mit einer dünnen Prämisse, die mühsam versucht, ein bereits sattsam ausgelutschtes Sujet für Komödien noch einmal irgendwie zu variieren. Bei "Du schon wieder" geht es einmal mehr um das Oberthema "Hochzeit und was alles passieren kann, wenn jemand selbige verhindern will". Die vermeintliche Formel-für-ausreichenden-Erfolg-als-dass-der-Film-genug-Geld-einspielt-um-kein-Flop-zu-werden verlangt indes nicht nur ein massenkompatibles Thema, mit dem sich das breite Publikum irgendwie verbunden fühlen kann - namentlich eben: Hochzeit, im Sinne von a) Romantik und b) Familienfest - sondern auch die Besetzung mit einigen bekannten Namen, die sich in Trailern und auf Werbeplakaten gut machen. In diesem Falle kann man immerhin mit den ehrwürdig gealterten 80er Jahre-Ikonen Jamie Lee Curtis und Sigourney Weaver aufwarten. Hat man diese Minimalzutaten erstmal zusammen, kann man auf eine vernünftig durchdachte Geschichte, gewitzte Gags und solche Nebensächlichkeiten wie Kohärenz, Tempo und einen vernünftigen Handlungsaufbau ja ruhig getrost verzichten.

Bei "Du schon wieder" geht es darum, dass die erfolgreiche PR-Managerin Marni (Kristen Bell, "Nie wieder Sex mit der Ex") zur Hochzeit ihres lieben älteren Bruders Will (James Wolk) anreist und feststellen muss, dass er eben jene Joanna (Odette Yustman, "Cloverfield") zu heiraten gedenkt, die Marni einst das Leben an der High School zur Hölle auf Erden gemacht hat. Während sich der Zuschauer erstmal fragt, wie unfassbar hohl schon diese Ausgangskonstruktion ist (wer erfährt bitte schön erst drei Tage vor der Hochzeit, wie die zukünftige Schwägerin aussieht, geschweige denn heißt? Und wer glaubt, dass Marni niemandem in ihrer ach so lieben Familie jemals erzählt hat, wer das böseböse Mädchen an ihrer Schule war?), verfällt Marni erstmal in eine leidliche Schockstarre, während der Joannas einzige noch lebende Verwandte die Szenerie betritt, Tante Romana (Sigourney Weaver). Es stellt sich heraus, dass diese wiederum zu ihrer eigenen High-School-Zeit die beste Freundin von Marnis Mutter Gail (Jamie Lee Curtis) war, bis die beiden sich in einem Rieseneklat zerstritten haben.
Was dafür genau der Grund war, das löst dieser Film nicht bis zehn Minuten vor Schluss auf, denn wer so dermaßen spärlich mit relevanten Plot-Entwicklungspunkten ausgestattet ist, der muss damit haushalten wie ein Eichhörnchen. Dementsprechend dauert es auch bis zur Halbzeit des Films, bevor Marni überhaupt den eigentlich Handlungs-entscheidenden Entschluss fasst, ihrem Bruder die Augen über Joannas wahren Charakter öffnen und ergo die Hochzeit verhindern zu wollen. Und dann dauert es noch mal eine halbe Stunde, bis sie den ersten ernsthaften Versuch unternimmt, das auch wirklich zu tun.

Wer sich angesichts dieser Doppel-Konstruktion von sich anzickenden und in althergebrachten Rivalitäten gefangenen Frauen aber wenigstens Hoffnung auf vielleicht platte, aber wenigstens effektive Slapstick gemacht hat (wie im konzeptuell sehr artverwandten "Bride Wars"), wird ebenfalls enttäuscht werden. Nicht nur, dass es dem Film vollkommen an zündenden Ideen für so etwas fehlt und seine Slapstick-Erzeugungs-Versuche in ihrer hilf- und witzlosen Konstruiertheit fast schon mitleiderregend sind, er beraubt sich auch weitgehend seines eigenen Komik-Potentials, indem er keine seine Figuren als wirklich bösartig zu zeichnen bereit ist. Ja, Joanna war zu Schulzeiten eine widerwärtige Superzicke, aber in der wiederum grausam formelhaften Moral von dieser Geschicht' geht es schließlich darum, dass Menschen sich doch ändern können und man ihnen dies zugute halten sollte. Also: So wirklich richtig gemein wird hier niemand, und allen, die ein bisschen gemein werden, tut's in der nächsten Minute meist schon wieder ganz doll leid.

Witzig ist das alles keine Sekunde, unterhaltsam schon gar nicht, stattdessen nur unfassbar träge angesichts einer im Schneckentempo vorankriechenden Handlung, die nicht mal im Ansatz kaschieren kann, dass zwischen Minute 20 und Minute 80 eigentlich nichts Bedeutsames passiert. Das Gesamtergebnis ist dermaßen irrelevant und beschämend unkomisch, dass man für die Damen Weaver und Curtis nur hoffen kann, dass sie wenigstens eine ausreichend hohe Gage ausgehandelt haben, die es irgendwie wert ist, ihren guten Namen für einen derart geschmacksfreien Einwegkäse von einem Film hergegeben zu haben.

Bilder: Copyright

Sehr lustige Kritik :D

Ich schmeiß einfach mal eine vermutung in den Raum warum solche "Filme" immer wieder produziert werden. Weil sie NICHTS kosten und es vermutlich genug weibliches Potential zwischen 12 und 60 Jahren gibt (vornehmlich in den USA) die ihren Samstag-vormittag-Shopping-Event mit einem Kinobesuch abrunden.
Und somit Spielt er seine Kosten sicher wider ein. Es geht garnicht darum originell zu sein sondern lediglich einer Nachfrage einer bestimmten, harmlosen Zielgruppe in regelmässigen Abständen nachzukommen.
Da wird nicht über Sinn oder Unsinn oder überraschende Wendungen diskutiert, sondern über "ganz andere Sachen" oder Ticks der Protagonisten geredet die dort auf der Leinwand passieren.

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...lustiger Name vom Regisseur!!!

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1
1/10

Lustiger als der gesamte Film an sich nehme ich an...

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1
1/10

ja der name des regisseurs war für mich auch der einzige lacher als ich den film notgedrungen in der sneak sehen musste...

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