A Serious Man

Originaltitel
A Serious Man
Land
Jahr
2009
Laufzeit
105 min
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Volker Robrahn / 29. Januar 2011

 

Larry Gopnicks bis dahin geordnetes Leben in einer Kleinstadt im mittleren Westen gerät innerhalb kurzer Zeit völlig aus den Fugen. Das bevorstehende Bar Mitzwa-Ritual von Sohn Danny und die rebellische Tochter Sarah sind dabei noch die kleineren Aufreger, deutlich anstrengender ist da schon das leicht gestörte Sozialverhalten des seit einigen Wochen bei der Familie lebenden Onkel Arthur. Als dann noch Ehefrau Judith verkündet sich trennen und zukünftig mit Sy Ableman, einem Freund der Familie, zusammen leben zu wollen, bricht für Danny zumindest innerlich eine Welt zusammen. Dass schließlich durch die Erpressungsversuche eines durchgefallenen Studenten auch noch seine Beförderung in Gefahr gerät, passt dann schon fast mit ins Bild. Larry gelangt zu der Erkenntnis, dass jetzt nur noch der Rat des örtlichen Rabbi helfen kann. Doch auch das ist leichter gesagt als getan, denn der weise Mann ist schwer beschäftigt. Und zwar aktuell mit dem Hören von "Jefferson Airplane"-Musik.

Wenn Joel und Ethan Coen die Handlung ihres neuen Films in einer jüdischen Gemeinde des Jahres 1967 ansiedeln, dann liegt die Vermutung nahe, dass zwei der kreativsten Filmemacher überhaupt zu etwas bereit sind, was sie so bisher nicht getan haben, nämlich aus ihrer eigenen Vergangenheit zu erzählen. Nun muss man bei diesen beiden Spaßvögeln natürlich immer darauf achten, ihnen nicht allzu sehr auf den Leim zu gehen und den armen Larry Gopnick ungeprüft als ihr autobiographisches Alter Ego anzusehen. Aber allzu viel Geheimniskrämerei gibt es gar nicht bei diesem Projekt, denn die Regisseure und Autoren der Geschichte räumen freimütig ein, sich bei den Charakteren zwar größtenteils fiktiv ausgetobt, dabei aber sehr viel Wert auf eine akkurate Darstellung des Milieus gelegt zu haben.
Die Details der Ausstattung bieten also einen schönen Einblick in die damaligen Verhältnisse dieser keineswegs kleinen ethnischen Minderheit, und vieles davon dürfte sich auch im Verlauf der letzten Jahrzehnte nur wenig verändert haben. Konsequenterweise ist "A Serious Man" daher auch nicht mit prominenten Namen besetzt. Wo der Vorgänger "Burn after Reading" noch mit Brad Pitt und George Clooney auftrumpfen konnte (und so eine stattliche Menge Publikum mit völlig falschen Erwartungen anzog), haben wir es nun mit weitgehend unbekannten Theaterschauspielern überwiegend jüdischer Herkunft zu tun. Gut sind die aber natürlich auch und vor allem Hauptdarsteller Michael Stuhlbarg legt seinen arg geprüften Larry mit genau der richtigen Mischung aus stoischer Schicksalsergebenheit und purer Verzweiflung an, die einen als Zuschauer emotional mit ihm auf die holperige Reise gehen lässt.

Vielleicht auch um von vornherein zu demonstrieren, dass wir uns hier nicht mehr im Mainstream-Land der Kategorie "Ladykillers" oder "Ein (un)möglicher Härtefall" befinden, stellen die Coens ihrem aktuellen Werk einen Prolog voran, der eine (neu ausgedachte) jüdische Legende erzählt, stolze einhundert Jahre früher spielt und in dem auch ausschließlich jiddisch gesprochen wird. Von diesem Kabinettstückchen lässt sich zwar nur schwerlich eine inhaltliche Verbindung zur Hauptgeschichte ziehen, rein atmosphärisch fügt es sich aber ganz hervorragend ein und weist so doch irgendwie auf das dann Folgende hin.
Für den Rest der Laufzeit darf man sich dann auf die typischen und offensichtlich nie uninteressant werdenden kleinen skurrilen Einfälle eines echten Coen-Films freuen und wieder einmal ein paar hoffnungslos mit der Situation überforderten Menschen dabei zuschauen, wie sie sich bemühen inmitten all des gesellschaftlichen Wahnsinns ihre Würde zu behalten. Oberstes Ziel scheint es dabei zu sein das zu erreichen, was der stets höflich und gönnerhaft agierende, in Wahrheit aber unendlich eitle und egoistische Sy Ableman innerhalb der Gemeinde darstellt. Der gilt als "Serious Man" und Larry wäre doch so gerne ebenfalls einer, nicht zuletzt um sich den Respekt und die Liebe seiner Frau zurückzuholen. Der Weg dahin beinhaltet jedoch erstmal eine Reihe von Demütigungen, etwa wenn die fremdgegangene Noch-Ehefrau und ihr Liebhaber allen Ernstes von Larry erwarten, er möge doch bitte aus dem Haus aus- und in ein nahe gelegenes Motel ziehen - was Larry dann tatsächlich auch tut! Den lästigen Bruder Arthur nimmt er dabei gleich mit, doch verbirgt sich hinter dessen anstrengender Oberfläche ein zutiefst sensibles Wesen und ein kleines geistiges Genie.

Zu erleben, ob und wie es Larry gelingt die aus den Fugen geratenen Fäden seines Lebens wieder zusammenzufügen, ist ein großes Vergnügen und soll hier nicht im Detail beschrieben werden. Die Schlusspointe des Films allerdings ist an Zynismus und Bösartigkeit kaum zu übertreffen und dürfte dann endgültig jeden Stammzuschauer amerikanischer Fließbandware leicht verstört zurücklassen. Den Freunden von Joel und Ethan Coen aber dürfte sie gefallen und eher noch dazu beitragen, sich entspannt zurückzulehnen. Denn nach ihrem leichten Durchhänger von vor ein paar Jahren (der durch den Oscar-gekrönten "No Country for Old Men" eindrucksvoll beendet wurde) beweist auch "A Serious Man" erneut und vielleicht endgültig: Die Brüder sind immer noch voll da.

Bilder: Copyright

8
8/10

Wunderschöner Film.
Man muss allerdings den Humor der beiden mögen...Wer "No country for old man" zu langatmig fand und den Humor von "Burn after reading" nicht teilen konnte, der ist hier falsch.

Wer allerdings auf richtig trockenen Humor steht, ist hier richtig.
Wobei der Film sich nie über seine Figuren lustig macht.
Besonders zu Herzen geht einem Larrys Bruder...

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5
5/10

Die Resonanz hier zeigt doch eindeutig das der Film Käse ist. ... Mich lässt der Eindruck nicht los das die Coen Brüdern nix passables mehr auf die Reihe bekommen. Die Zuschauer wollen das einfach nicht wahr haben(ich schliesse mich da garnicht aus)
Aber mal ehrlich! "A serious Man" ist nicht tragisch genug und nicht komisch genug für das entsprechende Genre. ... Und ich kann sehr wohl eine Coen-Komödie von einer konventionellen Komödie unterscheiden und empfand ersteres immer als gut gelungen.
Frühere Werke der Beiden besassen trotz ihrer skurrilität einen gewisse Verständlichkeit, natürlichkeit und lässigkeit. Hier erkenne ich diese Schemas zwar wieder aber alles wirkt aufgesetzt und gestellt. Witzig ist es, dank bedeutungsarmer Dialoge, auch nicht.
Als Brüllend komisch hab ich die Coen- Filme nie empfunden... aber dieser hier ist mir einfach etwas zu nüchtern ... zum Schultern zucken ... hm ... naja ...wen interessierts? :-/

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5
5/10

Wenn man die obige Kritik zu erst liest, um sich diesen typisch skurilen Coen-Film anzuschauen, wartet man eigentlich nur den ganzen Film auf das so "zynische" Ende, denn ehrlich gesagt bietet der Film außer einigen wenigen, aber sehr gelungenen Einlagen, eher wenig...Man weiß nach dem Schauen nicht wirklich, was man davon halten soll...wer also auf seichte Hollywoodfilmchen steht für den ist es sicherlich nichts, für andere, die sich gern auch mal abseits der gängigen Produktionen vergnügen wollen, finden bestimmt einiges interessantes an dem Film.
Pluspunkte gibt es auf jeden Fall für die Schauspieler und die ungewöhnliche Anfangsszene, die Hoffnungen weckt, die allerdings nicht ganz erfüllt werden...

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5
5/10

Schließe mich komplett meinem Vorredner an. Ich hab den Film ausgesucht und hatte mit meiner Begleitung den Deal: Wenn der Film gut ist, muss sie das nächste Mal Kino zahlen, wenn er schlecht ist ich! Bei der Hälfte des Films musste ich sagen: Okay ich zahl den nächsten Film und du wählst aus...

Vielleicht muss man Teil der jüdischen Gemeinde sein, um manche subtile Witze und Eigenheiten zu verstehen. Ich kam nicht rein... und alles was Potential geboten hätte für Witz und Kreativität war geträumt...

Mein Fazit: Langatmig, belanglos und selten witzig...

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naja.
der fehler ist, dass der film als komödie beworben wurde...das ist er definitiv nicht.
eher eine tragischer film in dem man ein paar mal schmunzeln muss...

allerdings bereichtigt zu fragen, warum man einem menschen beim scheitern zusehen soll.

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8
8/10

also mich beschäftigt der film seit zwei vollen tagen. um es vorweg zu sagen: ich mochte den film. und ich bin kein jude und habe auch keine ahnung von deren bräuchen.
ich war, obwohl ich vorher den trailer anschaute, gänzlich unvoreingenommen, weil man ja bei den coens nie "sicher" sein kann.
Wie ich den Film erlebt habe? ich musste während der vorstellung mehrmals herzlich lachen, allerdings häufig alleine, obwohl ich meine, das ein oder andere mal Sitznachbarn damit angesteckt zu haben. Es war merkwürdig, denn obwohl ich für den armen tropf wirklich mitleid empfand, brachte er mich mit seinem bedürfnis nach "seriousness" immer wieder zum schmunzeln.
auch ich fragte mich irgendwann natürlich, was die coens mir da eigentlich erzählen wollen. Aus Herrn Robrahns rezension ging hervor, dass die beiden in einem vergleichbaren umfeld aufgewachsen wären, was mich schließen ließ, das der gesamte film eine abrechnung mit religiöser verblendung ist, wie sie für konservative Gemeinschaften wie der hier dargestellten typisch ist. für menschen, die in ihrem schicksal gottes prüfung zu erkennen glauben. insofern ist das ende des film, ohne ihn spoilen zu wollen, längst nicht so böse und zynisch, wie von Herrn Robrahn beschrieben. als zynisch empfand ich eher, dass die groteseken rabbis, bei denen gopnick nach rat sucht (Was will Gott von mir?) am unverkniffensten mit seinem problem umgegangen sind.
für mich war es ein toller film, der in meinem umfeld jede menge gesprächsstoff angeregt hat. von daher anerkennende 8 augen und klare empfehlung. allerdings ist die komik hier kein selbstzweck, dessen sollte man sich beim kauf der karte ggf. bewusst sein ;)

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10
10/10

Ganz großer Cohen-Film.
Genialer Prolog.

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4
4/10

Mir hat der Film nicht gefallen, demnach empfehle ich ihn euch nicht weiter. Den Prolog hätte man sich auch sparen können.

8 Augen sind überbewertet ...

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2
2/10

auch wenn hinter diesen Film einige Symbolik steht, finde ich ihn grauenvoll. teilweise ein bißchen "too much" und durchgegend völlig wirr. habe mir mehr Emotionen erhofft, hat mich aber völlih kalt gelassen.

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4
4/10

eine typisch amerikanische familie in den früheren jahren. man wartet die ganze zeit auf etwas, das passiert.. aber dann sind mehr als 120min um, der film zu ende und man fragt sich, was ist die handlung und warum endet der film mittendrin!?

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Also ehrlich gesagt, vielleicht habe ich iregendeine wichtige Botschaft in dem Film verpasst..mein Urteil: Einfach nur langweilig...habe ihn auch schon fast wieder vergessen, das sagt ja alles!

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2
2/10

Von wegen Tragikomödie! Man nenne mir nur eine Szene, die auch nur zum Schmunzeln sein soll. Stattdessen sieht man Larry und seinem Onkel zwei Stunden lang bei einer nicht endenden Pechsträhne zu. Was bitte soll daran unterhaltsam oder geistreich sein???

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2
2/10

Es reicht einfach nicht (mehr), skurrile Szenen aneinanderzureihen und möglichst nerdige Charaktere aufzufahren. Hier fehlt es an Nähe zu der Hauptperson und Herz. Langweilig.

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