Der Roman "Die Frau des Zeitreisenden" von Audrey Niffenegger geht zwar nicht unbedingt als Mega-Bestseller durch, ist aber ein recht erfolgreiches Buch, das zudem einige äußerst leidenschaftliche Anhänger generiert hat. Die sind - wenig überraschend - meist weiblich und bezeichnen die Liebesgeschichte von Zweien, die auf eine ganz ungewöhnliche Art nicht so richtig zusammenkommen können, gerne als eine der gelungensten und bewegendsten überhaupt. Idealer Stoff also für eine Filmadaption, doch die entpuppt sich letztendlich als ein lediglich routiniert und sehr konventionell inszeniertes Stück Kino, dem leider alles Besondere fehlt.
Clare (Rachel McAdams) liebt Henry (Eric Bana) schon seit ihrer Kindheit, als der etwas merkwürdige Mann Ihr zum ersten Mal begegnete. Aber erst als erwachsene Frau lernt sie ihn "offiziell" zum ersten Mal kennen, denn alle Treffen an die sie sich erinnert, waren Besuche, die der Zeitreisende Henry erst zu einem späteren Zeitpunkt unternommen hat, bzw. noch unternehmen wird. Für Clare gibt es trotz der ungewöhnlichen Umstände, die ihren Geliebten immer wieder unkontrolliert plötzlich verschwinden und an einem anderen Moment seines Lebens auftauchen lassen, nie einen Zweifel daran, dass sie füreinander bestimmt sind. Gemeinsam versuchen sie ein Leben zu führen, dass so "normal" wie unter diesen Bedingungen eben möglich ist. Doch als sich andeutet, dass Henry an einem bestimmten Tag schwer verletzt und vielleicht sogar getötet werden könnte, wird diese Belastung fast unerträglich.
Schon früh deuten sich das ganz große Drama und ein anscheinend unausweichlich tragischer Ausgang dieser Liebesgeschichte an, und so dürfen wir erleben wie ein Mann, der zumindest in Teilen um sein Schicksal weiß, also bereits zu an sich noch guten Lebzeiten mit der Trauer beginnt. Das bietet Raum für ein gehöriges Maß an Tränen und Kitsch und man kann wirklich nicht sagen, dass dieser Raum ungenutzt bliebe.
Das ist ja an sich noch akzeptabel und eine reine Geschmacksfrage, aber auch aus bemüht "objektiver" Sicht wird hier schon ein wenig dick aufgetragen. Die traurigen Augen des Eric Bana mögen dafür sogar bestens geeignet sein, der Schauspieler selbst ist es weniger, denn obwohl hier eindeutig Henry und nicht seine im Titel genannte Frau der Hauptcharakter ist, fehlt es Bana etwas an Charisma und Ausstrahlung um aus seiner Rolle mehr als einen oft fast teilnahmslos und apathisch wirkende Figur zu machen.
Es ist sowieso mal Zeit für ein klein wenig Bana-Bashing, denn am gleichen Tag wie dieser Film läuft mit "Wie das Leben so spielt" ein Werk bei uns an, in dem der Australier in einer Nebenrolle extremes Overacting betreibt. Für viele galt er zudem als einziger Schwachpunkt im Cast des gelungenen "Star Trek"-Neustarts und schließlich ist seine Besetzung erfahrungsgemäß auch ein Indiz für eher überschaubaren kommerziellen Erfolg der Marke "Hulk" oder "München". Rachel McAdams ist dagegen vom Typ her recht passend besetzt und konnte auch schon in "Wie ein einziger Tag" ähnliche Schmonzetten-Erfahrung sammeln, die ehrlich gesagt sogar noch eine wenig penetranter daher kam.
Es gibt durchaus nette Szenen in diesem Film, etwa wenn der Bräutigam sogar bei seiner eigenen Hochzeit verschwindet und sich quasi selbst doubeln muss, oder das ständig wiederkehrende Problem nach einem Zeitsprung völlig nackt irgendwo aufzutauchen. Was das Science-Fiction-Element angeht, das eventuell auch einige durch den Titel aufmerksam gewordene Genre-Fans anlocken könnte, so darf man da wenig bis nichts erwarten, denn das Zeitreise-Thema ist in diesem Fall nicht mehr als ein Stilelement und das Mittel zum Zweck, um eine originelle Liebesgeschichte erzählen zu können. Es wird erwartungsgemäß weder groß hinterfragt noch erklärt, und auch mit der Logik hapert es spätestens dann, wenn Henry auch Ausflüge in die Zukunft und nicht nur in die Vergangenheit unternimmt und von dort dann mit erstaunlich wenig Wissen zurückkehrt.
Der deutsche Regisseur Robert Schwentke hat nun nach "Flightplan" zum zweiten Mal souverän einen Hollywood-Film inszeniert, der jedoch reichlich glatt geraten ist und dem die eigene Handschrift seiner vorherigen deutschen Werke wie "Tattoo" und "Eierdiebe" leider erneut komplett fehlt. Das darf man sicher bedauern.
Neuen Kommentar hinzufügen