Manchmal wundert man sich, wie das so in Hollywood abläuft. Gibt es Menschen, die dafür bezahlt werden, Drehbücher zu lesen bevor sie verfilmt werden? Sicherlich gibt es sie und sie verdienen bestimmt nicht schlecht. Umso interessanter wäre es zu erfahren, wem die Aufgabe zu teil wurde, das Drehbuch zu dem neuen Disney Film "Antarctica" zu lesen. Der Film ist eine riesige Frechheit, und dies hätte man eigentlich schon beim ersten Lesen des Skripts bemerken und jegliche Versuche, diesen Stoff zu verfilmen, im Keim ersticken müssen. Aber zunächst einmal wollen wir uns dem völlig belanglosen Inhalt hingeben: Die Mitglieder einer amerikanischen Forschungsstation in der Antarktis müssen ihr Lager wegen eines schweren Unwetters abrupt verlassen. Der Expeditionsführer Jason Shepard (Paul Walker, "2 Fast and 2 Furious") und sein Freund (Jason Biggs , "American Pie") müssen aber ihre über alles geliebten Schlittenhunde zurücklassen. Als sie dem Unwetter entkommen, bekommen sie schon bald Gewissensbisse und versuchen alles, um wieder zurück zur Station zu gelangen und die Hunde zu befreien. Die wiederum beginnen, einen äußerst tapferen Kampf ums Überleben zu führen. So weit, so schlecht. Es ist ein filmgeschichtliches Wunder, dass es dieses Machwerk in den Verleih geschafft hat, denn ihm gelingt das seltene Kunststück, völlig ohne jegliche Dramaturgie zu existieren. Die Charaktere im Film sind so dilettantisch gezeichnet, ach was, skizziert worden, dass man ihre Motive und Handlungshintergründe nicht mal erahnen kann. Das Skript bringt es nicht fertig, in der ersten halben Stunde nur ansatzweise zu erklären, warum den beiden Männern das Wohl der Hunde so am Herzen liegt. Sicher hat man mit den beiden Darstellern nicht die talentiertesten Schauspieler Hollywoods gefunden, umso negativer fällt die mangelnde Ausgestaltung der Protagonisten auf Skript-Ebene auf. Das ist also der erste zentrale Teil des Films: Die Menschen, die aus irgendwelchen Gründen die Tiere retten wollen. Eine besondere Dreistigkeit der Macher ist es, den Film zum Schluss noch einmal durch den Hinweis auf eine wahre Begebenheit aufwerten zu wollen. Sicherlich, die Geschichte basiert auf einem Bericht, der in einer Ausgabe des "National Geographic" erschien. Was beweist uns das? Dass nicht jede aus dem Leben gegriffene Geschichte das Potenzial hat, um verfilmt zu werden. Ja, das Leben kann auch ab und zu mal sehr langweilig sein. "Antarctica" ist ein erbärmliches Machwerk und nicht der Rede wert. Wofür denn also dieses zusätzliche Auge? Die Frage ist sicherlich berechtigt, doch es ist nicht so leicht sie zu beantworten. Doch da war was: Ganz am Anfang des Films, wenn man wieder mal (wie schon so oft in letzter Zeit) mit Aufnahmen vom ewigen Eis gelangweilt wird, tanzt eine Gruppe Pinguine auf einer Eisscholle. Als alle reinhüpfen, rutscht einer aus und plumpst eher unbeholfen ins Wasser. Das war lustig und dann auch das eine Auge wert.
Der zweite, dass sind die Tiere. Die Hunde in ihrem bitteren Überlebenskampf. Obwohl, ein richtiger Kampf ist es nicht, in einem Film bei dem von der ersten Minute an klar ist, dass die meisten Hunde überleben werden. Auch hier funktioniert rein gar nichts. Minutenlang verharrt die Kamera auf dem Rudel, das verzweifelt versucht Nahrung zu finden. Im Rudel selber findet auch ein Machtkampf um den Führerposten statt. Von dem erkennt man allerdings nicht viel, denn durch die verschneite Sicht fällt es ziemlich schwer, die einzelnen Hunde auseinander zu halten, und somit bleibt die hier erzwungenen Dramatik auch relativ gefroren im Raum stehen.
Filme über Tiere, die zu ihrem Herrchen zurück wollen oder zwanghaft von ihm fern gehalten werden, davon gab es schon viele, und alle funktionierten besser als dieser. Würden die Hunde anfangen zu reden, hätte man zwar sicherlich den Höhepunkt der Lächerlichkeit erreicht, aber vielleicht wären die Tiere dann für ein paar Lacher gut gewesen. So dümpelt der tierische Subplot vor sich hin und der Versuch, durch eine kleine, wirklich nicht schlecht gemachte Schockszene diesen etwas aufzupäppeln, scheitert und missglückt kläglich.
Originaltitel
Eight Below
Land
Jahr
2006
Laufzeit
120 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
Bilder: Copyright
Buena Vista International
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