Jared Padalecki ist ein junger Mann auf Reisen. In der übernatürlichen Serie "Supernatural" ist es der Vater, dessen Spuren sein fiktives Alter Ego und dessen Bruder folgen, im Remake "Freitag der 13." (nicht inhaltsgleich mit dem Original von 1980 - auf diese Formulierung legen die deutschen Jugendschützer wert) ist es nun die Schwester, die vermisst wird. Clay, so der Name von Padaleckis Charakter, weiß nicht viel mehr als dass sie irgendwo im Gebiet des Camp Crystal Lake verloren gegangen sein muss. Dort trifft er auch auf eine Gruppe von Jugendlichen, darunter die hilfsbereite Jenna (Danielle Panabaker), die es in einer am See gelegenen, einsamen Hütte richtig krachen lassen wollen. Während Clay zum Suchen und Finden und die Gruppe zum Saufen und Ficken gekommen ist, betritt noch eine andere Figur die Bühne: Jason Voorhees (Derek Mears), von Beruf Eishockey-Spieler und Schlächter...
Nach einem Original, neun Fortsetzungen und einem Crossover mit Freddy Krueger darf sich Serienkiller Jason nun erstmals in einem Remake mit Machete, Hockey-Schläger und allem, was sonst noch griffbereit herum liegt, durch die Wälder metzeln. Wobei es der Begriff "Remake" nicht ganz exakt trifft, da sowohl Elemente des ersten Teils (Jasons Mutter) als auch der Fortsetzungen (Jason findet die Eishockey-Maske) enthalten sind.
Verantwortlich für die Existenz dieses Werkes zeichnet Produzent und Krawallmacher Michael Bay, dem wir auch schon die Remakes von "The Amityville Horror", "The Hitcher" und "Texas Chainsaw Massacre" zu verdanken haben. Je nach persönlichem Gefallen ist "verdanken" in Gänsefüßchen zu setzen. Für "Freitag der 13.", der passenderweise auch an einem solchen vermeintlichen Unglückstag in den Kinos gestartet wurde, hat sich Bay wieder den Deutschen Marcus Nispel ins Boot geholt, mit dem er auch beim "TCM" aus finanzieller Sicht schon recht erfolgreich zusammen gearbeitet hat.
"Hat es dieses Remake denn wirklich gebraucht?", lautet die Frage, die es wieder einmal zu beantworten gilt. Abgesehen davon, dass hiermit auch jüngeren Semestern die Ursprünge des Herrn Voorhees näher gebracht werden, erfüllt Nispels Neuauflage nicht wirklich einen Zweck. Dass es sich um einen guten oder gar herausragenden Vertreter des Horror-Genres handeln würde, war sowieso nicht zu erwarten. Und so präsentieren sich hier Jung-Darsteller, die selbst für einen handelsüblichen Slasher schwach agieren, einschließlich Jared Padalecki. Auf innovative Ideen in der Inszenierung von Nispel durfte man ebenfalls nicht hoffen, wenn man "TCM" und vor allem den grausigen "Pathfinder" gesehen hat. Und dementsprechend lieblos und einfallslos wird hier auch eine Szene an die andere geklatscht, ohne irgendwelche bemerkenswerten Auffälligkeiten. Ein Mitglied verlässt die Gruppe, kurz darauf siecht es qualvoll dahin. Und so wiederholt sich das immer und immer wieder. Das ist billigstes Schema F. Überraschungen bleiben dem Zuschauer fast komplett verwehrt. Man weiß zwar nicht immer exakt, in welchem Moment Jason zuschlägt, aber man kann es sich stets ungefähr ausmalen. Und auch für geistreiche Dialoge wird vermutlich niemand das Kino-Ticket gelöst haben.
Was man hingegen aber durchaus erwarten durfte, das ist ein grundlegendes Gespür für Atmosphäre und Spannung. Denn genau das konnte man dem "Texas Chainsaw Massacre"-Remake nun nicht absprechen. Dort ließ sich auch noch ein wenig mit den Charakteren sympathisieren, so dass Jessica Biels Überlebenskampf zum Schluss dem Zuschauer durchaus nicht gleichgültig war. "Freitag der 13." hingegen ist voll mit Unsympathen. Und ist dies mal nicht der Fall, dann sind die Identifikationsfiguren dermaßen gewollt, dass es auch schon wieder anwidert. Aber vielleicht soll das ja so sein. Vielleicht soll sich das Publikum ja auf die Seite von Jason schlagen. Denn mal ehrlich: Wenn man für diese Art von Film bezahlt, dann möchte man Leute sterben sehen. Und zwar zahlreich und blutig.
Doch auch wenn hier immerhin ein gutes Dutzend Film-Charaktere dahin gerafft wird und dies in der Regel auf nicht sonderlich angenehme Art und Weise, so kommen die "Kills" auch nicht gerade sonderlich kreativ daher. Kehlen werden aufgeschlitzt, Köpfe rollen, Macheten stoßen in Köpfe - das ist das Ein-Mal-Eins des Slasher-Genres. Nicht mehr und nicht weniger. Aber vor allem macht dies nur einen Bruchteil des gesamten Films aus. Der Rest ist Langeweile. Auf keinen Fall unsagbar dumm, nervig oder unlogisch, aber eben auch nicht die Spur spannend, witzig oder sonst irgendwie unterhaltsam.
Okay, zugegeben: Im Mittelteil gibt es wirklich eine kleine Passage, die durchaus Spaß macht. Aber auch nur, weil das, was die besoffenen und bekifften Charaktere hier tun und von sich geben, dermaßen infantil ist, dass es schon wieder witzig ist. Der Schwarze holt sich auf den Winterkollektions-Katalog einen runter, der Hauseigentümer gibt beim Sex Sätze zum Besten wie "Deine Titten sind großartig" und erntet ein "Du weißt, was Frauen hören wollen", und der Asiate quasselt munter mit Jason, so als ob er wüsste, dass das Publikum ihn auf unterhaltsame Art und Weise abtreten sehen möchte. Wer es noch nicht bemerkt haben sollte: Natürlich drehen sich sämtliche Dialoge um Sex und klingen so, als ob da ein paar Pubertierende gerade zum ersten Mal ein Porno-Heftchen vom Vater gefunden haben und nun darin herumblättern.
Da in Zeiten des Internets wohl keiner mehr sechs Euro für drei Paar entblößte Silikon-Brüste bezahlen wird, und "Freitag der 13." auch sonst keine zugkräftigen Argumente vorzuweisen hat, die für den Kauf eines Tickets sprechen, und sei es auch nur für Freunde des gepflegten Slashers, darf dieser Film wohl maximal denen empfohlen werden, die eh keinen Horrorfilm auslassen und mit Jason Voorhees bislang noch nicht in Kontakt getreten sind. Trotzdem: "Hat es dieses Remake denn wirklich gebraucht?" - "Nein, absolut nicht."
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