Es
ist in der amerikanischen Verfassung als Grundrecht festgeschrieben,
das Streben nach Glück, der "Pursuit of happiness".
Im Grunde ist es deshalb auch ein Thema nahezu jeden amerikanischen
Films. In dem Vater-Sohn-Drama "Das Streben nach Glück"
wird der Kampf des jungen Vaters Chris Gardener (Will Smith) und
seines Sohnes (Smiths Sohn Jaden Christopher Syre Smith) um ihre
wirtschaftliche Existenz zur Suche nach dem amerikanischen Traum
hochstilisiert. Kaum eine Zeit in der amerikanischen Geschichte
würde sich dazu besser eignen, als die 1980er Jahre, in denen
Armut und schneller Reichtum in den Vereinigten Staaten sehr dicht
beieinander lagen. Wer sich einen guten Überblick über
die Lage der "Great Nation" in diesem Jahrzehnt verschaffen
will, kann sich entweder eine Doku über Ronald Reagan anschauen,
oder "Das Streben nach Glück". Liebevoll gestaltete
Details wie Poster oder Billboards lassen zudem die 80er wieder
auferstehen.
Chris
Gardener (Smith) ist eigentlich ziemlich am Ende. Der Verkauf seiner
radiologischen Geräte läuft eher schleppend, wenn man
es freundlich betrachtet. Leider hat er seine gesamten Ersparnisse
in die unhandlichen Dinger investiert und eilt nun von Praxis zu
Praxis, um das Geld für Miete und Essen zusammenzubekommen.
Seine Frau Linda (Thandie Newton) arbeitet Doppelschichten, um die
kleine Familie durchzubringen und ist von Chris' Karriereverlauf
nicht wirklich begeistert. Dass sich dessen Lage nicht erheblich
bessert, als seine Frau ihn und den kleinen Christopher verlässt,
versteht sich. Doch Chris weiß, wo er hin will: Er will Börsenmakler
werden, denn an der Börse, scheint ihm, sind die Leute nicht
nur reich und fahren Ferrari, nein, sie sind auch unglaublich glücklich.
Doch der Weg dorthin wird kein leichter sein, er führt über
Bewerbungsgespräche und ein Praktikum, bei dem nur einer der
zwanzig Kandidaten einen Job als Makler erhält.
Will
Smith ist ziemlich erwachsen geworden und hat endgültig sein
"Fresh Prince"-Image abgelegt, das bislang noch in fast
jeder Rolle durchschimmerte. Seine überzeugende schauspielerische
Leistung macht auch die schier unglaubliche Pechsträhne seiner
Figur wett, bei der man zwischendurch schon kein weiteres Unglück
mehr sehen mag. Außerdem ist die Geschichte vom Traum nach
dem finanziellen und gesellschaftlichen Aufstieg nebenbei eine schöne
Vater-Sohn-Story. Für jeden Rückschlag fällt Chris
eine neue Idee ein, Kernszene ist eine Nacht in der Toilette einer
U-Bahn-Station, die er für seinen Sohn in eine Urzeithöhle
verwandelt. Etwas unglaubwürdig ist, dass der kleine Christopher
nur einmal nach seiner Mutter fragt und das Thema dann auf sich
beruhen lässt.
Die Botschaft ist, kaum überraschend, dass man in Amerika alles
schaffen kann, wenn man hart arbeitet und sich nicht von seinem
Weg abbringen lässt. Obwohl der Film die real bestehenden Kontraste
der 80er Jahre zwischen endlosen Schlangen an den Obdachlosenheimen
gegenüber den Schnellaufsteigern an der Börse deutlich
aufzeigt, ist doch schade, dass hier der bloße finanzielle
Aufstieg mit Glück gleichgesetzt wird.
Sieht
man von den sich wiederholenden Szenen ab, in denen Chris symbolisch
die Treppe zur Börse erklimmt, über sich die wehende amerikanische
Flagge, vermeidet Regisseur Gabriele Muccino allerdings allzu großes
Pathos. Die Verzweiflung über die Situation verbunden mit dem
unglaublichen Einsatzwillen macht Chris zu einer glaubwürdigen
Figur, zumal das Drehbuch nach einer wahren Geschichte entstanden
ist, obwohl sicher dramaturgisch etwas nachgeholfen wurde.
Trotz der leichten Tendenz zum Kitsch und einer arg amerikanisierten
Vorstellung des Glücksbegriffes ist "Das Streben nach
Glück" ein schöner Film mit einem überraschend
starken Will Smith und ein sehenswertes zeitgeschichtliches Dokument.
Wer über seine europäische Ansicht von Gerechtigkeit und
sozialer Verantwortung hinwegsieht, wird mit Chris mitfiebern und
seine Qualitäten als Stehaufmännchen bewundern.
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