Es existieren viele Arten der Demütigung. Zur Hochzeits-Feier der Ex eingeladen und von deren Vater verbal vernichtet zu werden, und dann auch noch am Single-Tisch, umgeben von kleinen Knirpsen, Platz nehmen zu müssen, ist sicher nicht das schönste Erlebnis, das man sich vorstellen kann. Eddie Cantrow (Ben Stiller), Eigentümer eines Sport-Geschäfts, gerade 40 Jahre alt geworden, unternimmt nach Meinung seines Vaters Doc (Familientreffen: Jerry Stiller) und besten Freundes Mace (Rob Corrdry) aber auch nichts, um Demütigungen wie dieser aus dem Weg zu gehen. Die Haare schon leicht ergraut, ist die Frau fürs Leben immer noch nicht in Sicht. Nein, es bedarf erst eines Zufalls, der in Form eines Handtaschen-Diebstahls über ihn und Umwelt-Aktivistin Lila (Malin Akerman) hereinbricht. Die Beiden lernen sich näher kennen und verlieben sich ineinander. Und das, was vor Kurzem noch undenkbar schien, wird nun Realität: die Hochzeits-Glocken läuten. Kurz darauf geht's in die Flitterwochen nach Mexiko und das Unheil nimmt seinen Lauf. Denn je mehr er über seine Frau erfährt, desto weniger möchte Eddie eigentlich über sie wissen. Als er dann auch noch die Highschool-Lehrerin Miranda (Michelle Monaghan) kennen lernt, ist seine Ehe eigentlich schon so gut wie gescheitert. Fast exakt neun Jahre nach "Verrückt nach Mary" findet nun die zweite Zusammenarbeit der Farrelly-Brüder mit Ben Stiller den Weg in unsere Kinos - und das Ergebnis kann sich sehen lassen, trotz des unsäglichen deutschen Verleihtitels. Bekannt geworden sind Peter und Bobby Farrelly durch ihren ganz eigenen Sinn für Humor, der gern auf Tabus und entlang der Geschmacksgrenze surft, und genau der hat "Ausgeflittert" in den USA ein R-Rating beschert (entspricht etwa einer Freigabe ab 16). Vielleicht für den freizügigen und wilden Sex, vielleicht für das Schamhaar-Toupet, eventuell auch für die Fürze und diversen Flüssigkeiten, die den Körper von Lila auf verschiedenen Wegen verlassen. Wer es auf wohlgesittete Familien-Unterhaltung abgesehen hat, dürfte mit Rob Zombies "Halloween"-Remake fast noch besser bedient sein. Die
zahlreichen Scherze, die die Farrelly-Brüder hier zum
Besten
geben - und das sollte und muss einem vor dem Kino-Besuch
einfach
klar sein - sind derb, vulgär, unappetitlich - kurz: all
das,
was man auf SuperRTL nicht zu sehen bekommt. Aber warum
ist das
nun besser als der übliche Kram, der unter die Gürtellinie
zielt? Als
Idealbesetzung und mitverantwortlich dafür erweist sich
erwartungsgemäß
Ben Stiller. Kaum ein anderer Schauspieler eignet sich so
gut für
Witze, die auf Kosten der von ihm verkörperten Rollen
gehen.
Sei es die zu Beginn angeführte Demütigung oder die
späteren
Qualen, die Lila Eddie bereitet, wenn sie sämtliche Songs
aus
dem Radio mitsingt, ihm im Bett das große Kamasutra
abverlangt,
aber noch nie etwas von der Missionars-Stellung gehört
hat,
oder ihm - recht beiläufig - in die dunklen Geheimnisse
ihrer
Vergangenheit einführt. Diese Gratwanderung zwischen mitunter einmalig guten Gags, einer vielfach erzählten, aber in den Händen der Farrellys trotzdem gut aufgehobenen Dreiecks-Love-Story und Realismus in Maßen funktioniert so also eigentlich sehr ordentlich. Bis... ja, bis es zur unausweichlichen Katastrophe kommt, die sich ein jeder schon sehr früh detailgetreu ausmalen kann. Immerhin fällt sie hier nicht ganz so altbacken aus und erfreulicherweise gewinnt genau in den entscheidenden Momenten doch der Humor die Oberhand. Der Film ist dann zwar gut fünf Minuten zu lang und verpasst somit das ideale Ende, doch die finale Pointe ist auch nicht von schlechten Eltern. Und wem das immer noch nicht reicht, dem sei ausdrücklich empfohlen, sitzen zu bleiben, bis sich die Vorhänge schließen. |
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