"No one will save you" probiert ein Amalgam aus zwei klassischen Film-Szenarien: "Home Invasion"-Thriller trifft auf "Alien Invasion". Einzige erwähnenswerte Figur des Films ist Brynn (mit viel Einsatz und einem hier enorm wichtigen, ausdrucksstarken Gesicht gespielt von Kaitlyn Dever), die ganz allein in einem einsam gelegenen Haus lebt und sich aufgrund eines (erst sehr spät im Film klar aufgelösten) Ereignisses in ihrer Kindheit schamvoll von den anderen Bewohnern ihres Heimatortes fernhält. Die recht idyllische Ruhe ihres Daseins ist dahin, als eines Nachts ein Außerirdischer in ihrem Haus auftaucht, und Brynn ihr trautes Heim gegen diesen verteidigen muss.
Man wurde bei diesem Film mal wieder gebeten, keine Details des weiteren Plots auszuplaudern, und so soll auch nicht viel mehr verraten werden als dass dieser Außerirdische nur Teil einer größeren Flotte ist und im Filmverlauf noch ein paar mehr Aliens bei Brynn zuhause auftauchen. Der besondere Gimmick von "No one will save you" ist dabei, dass er seine Geschichte komplett ohne Dialoge erzählt - Brynn spricht im ganzen Film nur einen einzigen Satz, und diesen nicht zu einem physisch anwesenden anderen Menschen.
Genau dieses Detail führt allerdings auch dazu, dass die Glaubwürdigkeit der Handlung (soweit man bei einem Alien Invasion-Film überhaupt von Glaubwürdigkeit sprechen kann) nach einer halben Stunde komplett in sich zusammenfällt. Ohne ins Detail zu gehen sei nur soviel gesagt: Dass Brynn angesichts dessen, was zuvor in ihrem Haus geschehen ist und auch zweifelsfrei belegbar ist, aus reinem Schamgefühl wegen eines über zehn Jahre zurückliegenden Ereignisses kein Wort hervorbringt, als sie ihre Mitmenschen warnen könnte, ist so dermaßen hanebüchen und gewollt, dass zumindest ich in dem Moment innerlich komplett aus dem Film ausgestiegen bin. Und wäre ich nicht schon draußen gewesen, hätten diverse andere Ereignisse im weiteren Verlauf dafür gesorgt.
"No one will save you" klöppelt ziemlich sorglos alle möglichen "Home Invasion"-Klischees zusammen, ob sie in seinem spezifischen Szenario nun Sinn ergeben oder nicht, und über die Sinnhaftigkeit des Verhaltens der Außerirdischen sollte man auch nicht genauer nachdenken. Wenn man einerseits sieht, zu was die alles in der Lage sind und wie schnell ihre Invasion offenbar mit weiten Teilen der Bevölkerung vonstatten ging, dann aber andererseits erlebt, wie lange sie sich mit Brynn aufhalten und über eine gefühlte Ewigkeit nicht in der Lage sind, diese nicht wirklich mit besonderen Fähigkeiten oder außergewöhnlicher Cleverness gesegneten Frau zu überwältigen, fragt man sich schon, ob da halt einfach nur zufällig die größten Idioten aus der Alien-Invasions-Armee bei Brynn gelandet sind.
Komplett der Lächerlichkeit anheim fällt der Film dann schließlich bei seiner Auflösung, wenn "No one will save you" sich dazu aufschwingt, eine große Parabel über die Bewältigung von Trauer und Schuld sein zu wollen, dabei aber enorm verwirrende Fragezeichen darüber aufwirft, was denn eigentlich die genaue Absicht der außerirdischen Eindringlinge gewesen sein soll, und ob die wirklich zu ihrem Verhalten den gesamten Film über passt. Abgesehen davon, dass der Film ob seines anhaltenden Selbstzwangs zur Dialoglosigkeit in einer Schlussszene gipfelt, die in ihrer Merkwürdigkeit locker einem frühen David Lynch-Film entsprungen sein könnte.
Trotz dieses Nonsens, den der Film anhäuft, lässt sich ihm zugute halten, dass die auf Spannung angelegten "Home Invasion"-Sequenzen gerade dank eines sehr guten Sound-Designs durchaus ihre Momente haben und Kaitlyn Dever trotz ihrer Wortlosigkeit das Ganze definitiv zu tragen weiß. Die wenigen Variationen im Szenario führen allerdings auch dazu, dass sich in der zweiten Filmhälfte so einiges repetitiv anfühlt, und der stärkste Teil des Films definitiv die ersten 25 Minuten sind. Danach zerbröselt "No one will save you" leider zusehends an seinem nur halb durchdachten Szenario und seinen zu beharrlich durchgezogenen, selbst auferlegten Einschränkungen.
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