Hollywood hat schon oft den moralischen Zeigefinger gehoben um
uns an die Wahrung traditioneller Familienwerte zu
erinnern. Der
nur auf seine Karriere fokussierte Familienvater, dessen
Arbeitswut
Frau und Kinder ins Abseits manövriert, ist nur einer
dieser
Fälle, deren Welt Drehbuchschreiber mit Freude auf
magische
Weise auf den Kopf stellen, nur um ihre Protagonisten am
Ende wieder
einsichtig und geläutert
in ihr neues Leben zu entlassen. So schickte Spielberg
dafür
Robin Williams zurück ins Nimmerland ("Hook") während
Jim Carrey dank des Geburtstagswunsches seines Sohnes
einen ganzen
Tag lang nicht eine einzige seiner üblichen Lügen über
die Lippen bringen konnte ("Der Dummschwätzer").
In "Klick" ist es nun eine magische Fernbedienung, welche
das Leben unseres Protagonisten kräftig durcheinander
wirbelt
und, dies darf nun wirklich verraten werden, ihm ebenfalls
letztendlich
die Augen öffnet. Da diese neueste Variation des Themas
aber
auch gleichzeitig Adam Sandlers Rückkehr in das vertraute
Terrain
des Brachialhumors ist, nach überzeugend seriösen
Auftritten
in "Punch-drunk
Love" und
"Spanglish",
darf unsere
Hauptfigur bei ihrem Lernprozess auch noch nebenbei David
Hasselhof
ins Gesicht furzen. Eine familienfreundliche Botschaft
verpackt
in derb-einfachen Humor, das ist nicht nur
gewöhnungsbedürftig,
sondern - dank niedriger Gagtrefferquote im Mittelteil -
auch nur
streckenweise witzig. Da aber die familienfreundliche
Grundausrichtung
des Films zumindest die Gags der übelsten Sorte
herausfiltert,
wir ein versöhnlich-nachdenkliches Ende serviert bekommen
und
Sandler-Spezi Rob Schneider diesmal nur in einer einzigen
Szene
ertragen müssen, darf man den Daumen dann doch noch ein
klein
wenig nach oben heben. Ganz vorsichtig.
Ebenso vorsichtig hätte Michael Newman (Adam Sandler) bei der Wahl seiner neuen Fernbedienung sein sollen. Was ihm dieser alte Kauz (Christopher Walken) da in der mysteriösen Lagerhalle eines großen Kaufhauses angedreht hat, geht nämlich weit über das hinaus, was sich Michael normalerweise unter einer Fernbedienung vorstellt. Auf einmal ist er Herr über sein eigenes Leben, welches er auf Wunsch nicht nur anhalten, sondern nach Belieben auch vor- und zurückspulen kann. Für ihn bietet es sich natürlich nun an, die stressige Arbeit für seinen undankbaren Chef (David Hasselhoff) und die elenden Diskussionen mit seiner Ehefrau (Kate Beckinsale) einfach zu überspringen. Doch schon bald entwickelt die Fernbedienung ihren eigenen Sinn dafür, wie denn Michaels Leben nun genau zu verlaufen hat, und diesem droht vollkommen die Kontrolle über seine Umgebung zu entgleiten.
Willkommen daheim, Adam Sandler. Nachdem nicht nur Fans
von Werken
wie "Little
Nicky" und "Happy
Gilmore" von Sandlers (durchaus beeindruckenden) Ausflügen
der letzten Jahre in ernstere Gefilde überrascht wurden,
kehrt
der einstige Meister des Brachialhumors nun zurück in
dieses
von ihm zuletzt vernachlässigte Genre. Man möchte ja
schließlich
die alte Fangemeinde nicht verlieren, und so darf Sandler
den Pausenknopf
der Fernbedienung dazu nutzen, anderen Leuten die Hose
herunterzuziehen
oder allerlei Grausamkeiten mit David Hasselhoff
anzustellen.
Doch trotz dieses, nennen wir es mal einfachen Humors, ist
doch
spürbar, dass der Schauspieler Sandler in den letzten
Jahren
deutlich gereift ist. Er agiert wesentlich zurückhaltender
und ausgeglichener als in alten Zeiten, und wirkt so fast
etwas
zu "erwachsen" für einige der Gags, die ihm da zur
Ausführung in Auftrag gegeben werden. Dazu gesellt sich
dann
auch noch eine Geschichte, welche insbesondere gegen Ende
deutlich
ernstere Töne anschlägt. Nicht das dies "Klick"
in die Nähe des Genres Drama manövrieren würde, doch
trotz manchem Griff in die Brachialhumorkiste sind wir
hier schon
ein gutes Stück entfernt von Sandlers übelsten Machwerken
á la "Waterboy".
Dies
hat aber auch zur Konsequenz, dass der Zuschauer es mit
einer äußerst
gewöhnungsbedürftigen Mischung zu tun bekommt. Wenn der
Familienhund mal wieder versucht eine Plüschente zu
begatten,
kann selbst der stocksteifste Zuschauer ein Grinsen nicht
unterdrücken,
doch angesichts eines deutlich reifer wirkenden
Hauptdarstellers
und einer familienfreundlichen Grundausrichtung der
Geschichte wirkt
dies manchmal auch etwas befremdlich. Das größte Problem
des Films ist aber ein anderes, nämlich das "Klick"
nach gagreichem Beginn im Mittelteil dann doch deutlich
abflacht.
So werden leider einige mit viel Gagpotential
ausgestattete Ansätze
unter einem Berg von Einfallslosigkeit begraben, da sie
nur als
Ausgangspunkt für meist harmlose Sexwitzchen dienen.
In solchen Phasen eines Films sollten eigentlich die
Nebendarsteller
einschreiten, doch die bekleckern sich in "Klick" leider
auch nicht mit sehr viel Ruhm. Kate Beckinsale wirkt ohne
Vampire
viel zu zahm, und unserem Sam aus "Herr
der Ringe" kommt eine reine Opferrolle für Sandlers
Flausen zu. Wirklich enttäuschen kann allerdings nur der
lethargisch
wirkende Auftritt von Christopher Walken. Sonst jede Szene
stehlend,
wirkt der Ausnahmemime hier müde und gelangweilt, was
schließlich
dazu führt, und da muss der Filmkritiker nun schon tief
Luftholen,
dass der herausstechendste Nebendarsteller ausgerechnet
David Hasselhoff
ist.
Seit Jahren tingelt er eigentlich nur noch als wandelnde
Selbstironie
durch die TV- und Kinolandschaft, doch genau dies zahlt
sich hier
tatsächlich einmal aus. In der überzogenen Rolle als
gelackter
Macho-Chef spielt Hasselhoff im Wesentlichen sich selbst
und verleiht
dem Film dadurch genau die Energie, welche dieser im
schwächelnden
Mittelteil so dringend nötig hat.
So halten Sandler, Hasselhoff und ein paar gelungene Gags
das Publikum
weiter bei der Stange, bis schließlich ein doch deutlich
ernster
angehauchtes Ende den Zuschauer aus dem Kinosaal entlässt.
Da fängt man angesichts von Sandlers verborgenen Talenten
fast
ein bisschen an darüber zu sinnieren, wie viel
interessanter
eine etwas ernsthaftere Herangehensweise an diese
Geschichte ausgesehen
hätte. Doch seien wir fair, letztendlich geht es dem Film
doch
nur darum, Sandlers alte Fans zurück zu gewinnen, und
diese
werden, trotz phasenweise wackeliger Ausführung, durchaus
versöhnt
sein.
Alle anderen sollten sich vor Auge halten, dass man hier
Brachialhumor
zumindest in einer etwas erträglicheren Verpackung,
inklusive
familienfreundlicher Botschaft, serviert bekommt. Bleibt
nur noch
eine Frage: Wohin führt dein Weg, Adam Sandler? Seine
Ambitionen
hat er glücklicherweise mit "Klick" nicht an den
Nagel gehängt, ganz im Gegenteil. In seinem nächsten
Projekt
spielt Sandler einen Mann, der seine komplette Familie bei
den Anschlägen
des 11. Septembers verliert. Und das zum Glück ganz ohne
Rob
Schneider.
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