Nick Marshall (Mel Gibson) ist ein echter Macho und dafür kann er nichts. Aufgewachsen inmitten von strippenden Varietegirls ist er es seit jeher gewohnt, daß die Frauen ihn umschwärmen. Aber da er sich ohnehin für das größte Geschenk an die Damenwelt hält paßt das ganz gut. Nick liebt die Frauen und die
Marshall kurz vor der Wachsenthaarung |
Frauen lieben ihn und seinen Charme – glaubt er zumindest. Denn was er mit seinem rücksichtslosen und unsensiblen Verhalten wirklich anrichtet, kriegt er gar nicht mit. Auch das seine Beziehungen zwar zahlreich aber selten langfristig sind und seine Tochter Alex ihn für einen katastrophalen Vater hält gibt ihm nicht wirklich zu denken. Nur als ihm sein Chef den Job als Creative Director seiner Werbeagentur verweigert, bekommt Nicks Weltbild erste Risse. Wird ihm doch die Powerfrau Darcy McGuire (Helen Hunt) vor die Nase gesetzt mit der Begründung, er habe nicht das Gespür dafür, was die kaufkräftigen Frauen von heute wirklich wollen. Um flugs das Gegenteil zu beweisen nimmt sich Nick die klassischen Dinge vor, die Frauen zum täglichen Leben brauchen: Strumpfhosen, Enthaarungscreme, Nagellack etc. Fassungslos über das, was sich Frauen damit antun, verliert Nick erst seinen Glauben an die Vernunft und anschließend das Gleichgewicht. Er stürzt
"Hey, denken wir vielleicht gerade an das selbe?" |
mit dem Fön in die Badewanne und erwacht erst am nächsten Morgen. Doch etwas hat sich verändert und nach einigen Tests kommt die Gewißheit: Er hört, was Frauen denken! Nick braucht zwar einige Zeit um seine neue „Gabe“ zu akzeptieren, aber dann macht er sich ans Werk, damit den Job zurückzuholen, der ihm seiner Meinung nach zusteht.
Es gibt anscheinend einen neuen kleinen Trend in Hollywood, denn nach Robert De Niro versucht sich ein weiterer gestandener Darsteller im für ihn relativ ungewohnten Terrain der leichten Komödie. Und nachdem man „Was Frauen wollen“ gesehen hat, gilt es festzustellen: Auch Mel Gibson ist komisch. Rund ein Jahrzehnt nach der Westernkomödie „Maverick“ geht er hier einen großen Schritt weiter und demontiert sein Image als
Selbst ist die Frau: Helen Hunt |
rauhes aber gerechtes Mannsbild. Gibson ist sich tatsächlich nicht zu schade in Strumpfhosen und Wonderbra durchs Bild zu hüpfen und liefert in dieser langen Szene ein kleines Feuerwerk an Gags und gleichzeitig das Bild eines ziemlich jämmerlichen Mannes. Der ganze Film gehört ihm und Helen Hunt hat da nicht viel entgegenzusetzen.
Nach langer Pause kommt es einem vor, als sei sie momentan in jedem zweiten Film dabei, aber die Idealbesetzung ist sie hier nicht. Klar, die selbstbewußte und dennoch liebenswerte Karrierefrau paßt schon, aber der plötzliche Wechsel in Richtung romantische Liebesgeschichte weniger, und der Funke zwischen Gibson und Hunt springt nicht so recht über. So wie er im Film charakterisiert wird fällt es schwer zu glauben, daß Nick sich nicht für die von Marisa Tomei gespielte Bedienung Lola entscheidet anstatt für die spröde Darcy.
Es ist wohl müßig darüber zu philosophieren, ob es denn nun erstrebenswert wäre die Gedanken des anderen Geschlechts lesen zu können. Wollen wir das wirklich? Wo bliebe das Kribbeln, das Mysterium, der Reiz? Andererseits würde es aber auch einiges bequemer machen und gaaanz viel Zeit sparen. Aber niemand sollte mit der Erwartung ins Kino gehen, daß „Was Frauen wollen“ sich derartige Fragen überhaupt stellt. Hier erfahren die Männer nichts, was sie mit etwas Erfahrung nicht eh schon wissen: Frauen möchten einen
"Also, jetz hör mal genau zu ..." |
sensiblen, verständnisvollen Mann der auch mal zuhören kann. Wer hätte das gedacht. Und auch ob es denn nun wirklich stimmt lassen wir mal dahingestellt. Der Film geht da viel geradliniger vor und Nick hat erst mal nichts besseres mit seiner neuen Fähigkeit anzufangen als damit Kollegen und Vorgesetzte zu manipulieren, um seinen scheinbaren Traumjob doch noch zu ergattern. Ihm dabei zuzusehen wie er das anstellt und den Damen quasi die Worte aus dem Mund nimmt, macht eine Menge Spaß, die Pointen sitzen und das Timing stimmt. Und wenn Nick kurzfristig an seiner Gabe zweifelt, nur um dann festzustellen, daß seine beiden strunzdoofen Sekretärinnen eben einfach NICHTS denken, ist das schon grandios komisch. So wie viele viele andere Gags in der vielleicht ersten Komödie, in der Klischees etwas richtig Gutes sind, weil sie hier so ironisch präsentiert werden.
Ein rundum gelungener Film ist „Was Frauen wollen“ leider trotzdem nicht. Nick macht die anscheinend unvermeidbare Wandlung vom Egomanen zum Frauenversteher durch, entdeckt Familiensinn, seine sensible Ader und will alles wieder gut machen. Na ja, hätte nicht unbedingt nötig getan, nimmt Witz und Tempo aus dem Film und zieht ihn auch unnötig in die Länge. Diese plumpe moralische Keule drückt daher auch leicht auf die Wertung. Was bleibt ist ein sympathisches „Feel Good“-Movie mit einem überzeugend komischen Mel Gibson, der auch prompt mit einem der besten Einspielergebnisse seiner Karriere belohnt wurde. Und das konnte man von diesem Film ja nicht unbedingt erwarten.
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