Robert Rodriguez ist zahm geworden. Der Regisseur der - zu Recht als
ziemlich cool angesehenen - Kultklassiker "El
Mariachi", "Desperado" und "From Dusk Till Dawn" dreht jetzt familientaugliche
Kinderfilme. Das ist ja an sich auch nichts Schlimmes, denn warum
soll Herr Rodriguez nicht mal einen Streifen inszenieren den sich
auch seine beiden Söhne ansehen
können. Bedauerlicherweise führt diese Kehrtwendung jedoch zu einem
Werk, das in erster Linie ganz, ganz dick die Flagge der heilen amerikanischen
Familie hochhält, nur mäßig witzig ist und höchstens in handwerklicher
Hinsicht zu überzeugen vermag.
Dabei fängt alles so vielversprechend an: In der einführenden Gutenachtgeschichte
berichtet Mutter Ingrid Cortez ihren Kindern Juni und Carmen von den
beiden Superspionen, die sich ineinander verliebten und fortan ihren
gefährlichen Job an den Nagel hängten, um ein ganz normales Leben
zu führen. Was der Nachwuchs nicht ahnt: Die Geschichte ist wahr und
bei dem Agentenpaar handelt es sich um niemand anderes als die eigenen
Eltern. Diese in Rückblicken erzählte Vorgeschichte zieht wunderbar
die typischen Klischees ernsthafter Geheimagenten durch den Kakao
und läßt auf eine spritzige Parodie hoffen, die auch für Erwachsene
einiges bereithält. Die sich dann entwickelnde Story kann diese Erwartungen
allerdings kaum erfüllen: Nach ihrer Reaktivierung werden die Ex-Agenten
von einem exzentrischen Kindershowmoderator entführt, der für seine
Armee aus Roboterkindern und zu Monstern verwandelten
Agenten noch ein paar erstklassige Gehirne braucht. Stück für Stück
erfahren die Kinder von der wahren Identität ihrer Eltern und lernen
schnell. Ausgerüstet mit allerlei HighTech-Geräten machen sie sich
auf zum Schloß der Bösewichte, um ihre Eltern zu befreien.
Tja, alles ganz schön bunt bei den "Spy Kids". Und laut und nervtötend.
Zumindest wenn Paradiesvogel Fegan Floop ein Lied anstimmt und seine
smartiebunten Fooglies (sicher nicht zufällig an die bekannten "Teletubbies"
erinnernd) durchs Bild wackeln. Nach dem stimmungsvollen Beginn wird's
leider allzu schnell ziemlich albern. Zugegeben, die technischen Gimmicks
sind alle ganz nett und die menschengroßen aber völlig überforderten
"Daumen"-Agenten sorgen wirklich für einige Lacher. Aber ansonsten
halten sich die brauchbaren Gags doch sehr in Grenzen. Und wenn dann
noch die Hauptfiguren derart unsympathisch rüberkommen wie die beiden
Cortez-Gören, fällt es leidlich schwer an ihrem Schicksal Anteil zu
nehmen. Auch der von seiner arroganten Schwester gedemütigte Juni
(allein schon der Vorname) ist nicht gerade optimal geeignet als Identifikationsfigur
fürs ganz junge Publikum. Immerhin: Antonio Banderas als Agent mit
aufgeklebtem Schnurrbart (und spanischer Erkennungsmelodie) merkt
man an, daß ihm seine Rolle wirklich viel Spaß gemacht
hat und Rodriguez' Dauerkumpel Cheech Marin hat als "Onkel Machete"
auch noch eine der besseren Rollen abgestaubt. Wie es überhaupt recht
bemerkenswert ist, wie selbstverständlich zentrale Figuren und Schauplätze
des Films einen klaren "Latino"-Touch aufweisen. Zeichnet sich da
ein neuer Trend ab?
Regisseur und Drehbuchautor Rodriguez präsentiert hier ein zweifellos
recht rasantes und actionreiches Abenteuer, das beim kindlichen Zielpublikum
auch durchaus ankommen wird. Allerdings wäre es sicherlich möglich
gewesen, das Ganze mit etwas mehr Witz und Charme zu inszenieren,
damit auch die Älteren was davon haben. Die vor allem gegen Ende penetrant
ins Publikum gesprochenen Weisheiten wie "Eine Familie muß nur immer
zusammenhalten" oder "Wichtig ist nur, daß wir an das Gute glauben"
entlockten selbst den jugendlichen Zuschauern im Saal nur ein müdes
Gähnen. In den USA allerdings ist so etwas aber offensichtlich populärer
denn je. Geriet doch "Spy Kids" dort zum großen Überraschungserfolg
des Frühjahres. Kein Grund also für Robert Rodriguez, vom eingeschlagenen
Weg wieder abzuweichen: Er bereitet schon die Fortsetzung "Spy Kids
2: Island of Lost Dreams" vor. Na, wenn's denn unbedingt sein muß.
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