Die leidenschaftliche Surferin Nancy (Blake Lively) begibt sich an einen abgelegenen Strand in Mexico, der unter den Wellenakrobaten als absoluter Geheimtipp gilt. Dort will sie auch ein wenig zur Ruhe kommen, haben doch weder sie, noch ihre Familie den kürzlichen Krebstod ihrer Mutter bisher richtig verarbeitet. Doch das vermeintliche Paradies verwandelt sich in einen Albtraum, als Nancy plötzlich von einem Hai angegriffen wird. Sie kann sich zwar verletzt auf einen Felsen retten, doch der wird zeitnah von der Flut überspült werden. Hilfe ist nicht in Sicht und der Strand zu weit entfernt um nicht auf dem Weg dorthin erneut vom Hai attackiert zu werden. Doch Nancy ist fest entschlossen sich nicht unterkriegen zu lassen und entwickelt einen Plan.
Es ist ganz sicher keine einfache Aufgabe das Publikum heute noch mit einem Film ins Kino zu locken, der sich um einen Haiangriff dreht. Denn den ultimativen Beitrag zum Thema hat ein gewisser Steven Spielberg bereits vor vierzig Jahren inszeniert und seitdem wurde dieses Subgenre entweder mit mauen Fortsetzungen des „Weißen Hais“ oder mit reichlich trashigen Alternativen der Marke „Sharknado“ & Co. bedient. Der spanische Regisseur Jaume Collet-Serra („Non-Stop“, „Run all Night“) wagt sich nur aber an eine ernsthafte Variante des Stoffes und liefert auch tatsächlich einen Film ab, der eben nicht alle paar Minuten vor lauter unfreiwilliger Komik zum Lachen reizt. Dies gelingt ihm mit einem sehr gradlinigen und reduzierten Ansatz, der das Thema „Ein Mensch allein gegen die Natur und die Umstände“ zu einer durchgehend spannenden Angelegenheit macht.
Dafür braucht es bei so einem Film eine starke Hauptdarstellerin, die diesen trägt und die dem Zuschauer nicht schon deshalb völlig gleichgültig bleibt, weil sie sich ständig unlogisch und dumm verhält, wie es in diesem Genre sonst ja sehr gern und oft der Fall ist. Diese Aufgabe fällt Blake Lively zu, die in Werken wie „Green Lantern“ oder „Savages“ bisher nur erahnen ließ, dass in ihr noch etwas mehr als lediglich hübsches Augenfutter steckt. Hier wächst sie jedoch nicht nur in ihrer Filmrolle über sich hinaus, sondern meistert auch die darstellerische Herausforderung mit Bravour. Ihre Nancy ist weder das gutaussehende, sportliche Dummchen noch die überlegene Powerfrau, sondern eine ernsthafte, junge Frau, die sich durchgehend natürlich und nachvollziehbar verhält, während sie ihre wachsende Verzweiflung hauptsächlich für sich selbst zu überspielen versucht.
Länger als knappe 90 Minuten darf eine derart reduzierte Geschichte freilich nicht dauern und daran hält man sich auch. In dieser Zeit ist es natürlich nötig hier und da auch etwas „passieren“ zu lassen und so tauchen dann doch an sich in Sichtweite befindlichen Strand immer wieder ein paar Leute auf. Dass man dabei nicht darauf verzichten mag, das Klischee vom miesen Mexikaner zu bemühen, der sich lieber die Habseligkeiten der Gestrandeten greift anstatt ihr zu helfen, ist ein wenig ärgerlich, aber immerhin zeigen sich hier auch andere, etwas angenehmere Vertreter der Spezies Mensch. Wenn von diesen dann der eine oder andere als Haifutter endet, entspricht das natürlich den Konventionen in Sachen „Action“. Der einzige Punkt an dem es aber in diesem Punkt dann doch ein wenig zu viel wird ist dann das Finale, bei dem man den Bereich dessen was noch als realistisch anzusehen wäre für ein paar spektakuläre Momente verlässt.
Bis dahin gelingt es aber ganz ausgezeichnet, den Zuschauer mit der hadernden, sich trotz schmerzender Verletzungen von einer Rettungsinsel zur anderen schleppenden und dabei einen unbändigen Kampfgeist entwickelnden Surferin mitfühlen zu lassen, und damit funktioniert "The Shallows“ für einen Film seiner Art wirklich ziemlich gut.
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