Fantastic Four

Originaltitel
Fantastic Four
Land
Jahr
2015
Laufzeit
100 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
3
3/10
von Simon Staake / 9. August 2015

Das hätte sich der angehende Wissenschaftler Reed Richards (Miles Teller) nicht träumen lassen, als er als Kind mit seinem Kumpel Ben Grimm (Jamie Bell) die ersten Versuche einer Teleportationsmaschine unternahm. Sieben Jahre später wird er von dem für die mächtige Baxter Foundation arbeitenden Dr. Franklin Storm (Reg E. Cathey) angeheuert, um seine Forschungen zum erfolgreichen Abschluss zu bringen. Dabei unterstützen ihn Franklins Adoptivtochter Susan (Kate Mara), sein rebellischer Sohn Johnny (Michael B. Jordan) und der vorher an dem Projekt tätige zynische Hacker Victor Von Doom (Toby Kebbell). Zusammen bauen sie eine Maschine, die Teleportation in eine andere Dimension und einen mysteriösen Urzeitplaneten ermöglicht. Als die jungen Wissenschaftler bei einem Testausflug eine Katastrophe heraufbeschwören, schaffen sie es zwar zurück auf unsere Erde. Aber sie sind nicht mehr ganz sie selbst...
 

Hier kommt ein angekündigtes Desaster. Man hatte es vermutet nach den Horrorstories von den Dreharbeiten, Gerüchten über panische Produzenten und ausgedehnte Nachdrehs, den schäbig aussehenden und wenig Mut machenden Trailern und den Postern, in denen der junge Cast den Eindruck macht, man würde ihnen gleich außerhalb des Photoshopbildes eine Knarre an den Kopf halten. Gerne würde ich jetzt an dieser Stelle davon berichten, dass diese Befürchtungen alle überzogen und voreilig waren und der Film doch gar nicht soooo schlecht ist. Ist er aber.

Meine Fresse, ist dieses Teil eine Katastrophe. Irgendwie scheint ein Fluch über der First Family des Marvel-Comicuniversums zu liegen, dass es also wieder mal nicht zu einem guten Film gelangt hat. Vierter Versuch, vierter Fehlschlag. Fantastic Four? More like Disastrous Four. Wobei das fast schon wieder ungerecht ist, denn wenn man sich diesen Film so anschaut, dann wirken die beiden „Fantastic Four“-Filme der letzten Dekade daneben fast wie Meisterwerke und selbst der nie veröffentlichte Z-Film aus den frühen 90er Jahren ist angesichts der mildernden Umstände fast schon wieder akzeptabel zu nennen. Jener Film hat in seiner Schlechtigkeit wenigstens für Spaß gesorgt und war zudem recht werkgetreu, zwei Dinge, die man von diesem Reboot nicht behaupten kann.

Also: It's Clobberin' Time for Bad Movies! Dieser Film hat nicht mal den Anstand, so richtig abgrundtief scheiße zu sein oder wenigstens so abstrus-schlecht wie etwa ein „Van Helsing“, dass man wenigstens Spaß an dem Dreck haben kann. Stattdessen ist dieser Film nur farb-, belang- und wirkungslos und dazu einfach nur schweineöde. Die beiden ersten Versuche der 20th Century-Fox mögen keine besonders anspruchsvolle oder tiefgründige Unterhaltung gewesen sein, aber sie waren zumindest Unterhaltung, was man von diesem Film eigentlich nicht oder nur sehr sehr bedingt behaupten kann. Nichts, aber auch gar nichts will hier funktionieren. Dabei war der Rezensent ja durchaus willens, diesem Film gerecht und unbestechlich gegenüberzutreten. Ehrlich. Und manche Ideen waren ja auch gar nicht so übel. Die doch etwas antiquierte Idee des Raumschiffs und der kosmischen Strahlen durch Teleportation zu ersetzen macht schon Sinn, auch wenn das Teleportieren in eine andere Dimension jetzt natürlich nicht realistisch im klassischen Sinne ist. Und die Idee, etwa die Freundschaft zwischen Reed Richards und Ben Grimm zu begründen und zu zeigen, ist ja grundsätzlich auch nicht schlecht. Wenn, ja wenn nicht etwa dieser Teil viel zu lang und ausgewaltzt wäre, wie eigentlich alles in der ersten Stunde. Die muss man nämlich hier ausharren, bevor es überhaupt zur Katastrophe kommt, die die vier Titelhelden zu ihren Superkräften verhilft (nur zum Vergleich: in der 2005er Variante dauerte das Ganze nicht mal 15 Minuten). Dies ist symptomatisch für die Probleme mit Timing und Tempo dieses Streifens.

Selten hat man einen Film gesehen, der die Aufteilung seiner Laufzeit so sehr in den Sand gesetzt hat wie dieser. Am Anfang ist alles viel zu lang und viel zu langweilig, am Ende dann alles viel zu überhastet und überstürzt. Die Einleitung mit der Vorbereitung des Teleportationsexperiments braucht wie gesagt eine Stunde, während dann kurz nach der Rückkehr der veränderten zukünftigen Helden das Erlernen des Beherrschens ihrer Kräfte und ihr Training geradezu lachhaft mit einer „Ein Jahr später“-Titelkarte übersprungen werden. Und als dann der traditionelle Gegner Dr. Doom endlich auftaucht, hat man nur noch 20 Minuten Film übrig und muss also gleich zum Showdown übergehen. „Fantastic Four“ wirkt nicht so sehr wie ein eigener, abgeschlossener Film, denn wie ein Prequel, das in dem Moment richtig losgehen sollte, in dem hier der Abspann läuft. Man muss sich als Zuschauer hier fast veralbert vorkommen, dass man uns im Wortsinne stundenlang mit so langer wie wenig ertragreicher oder gar tiefgründiger Exposition langweilt, und als es dann mit Superheldenaction losgeht, ist es auch schon wider vorbei.

Dreiste Sequelvorbereitung ist dies, aber nach dem auch finanziell zu erwartenden Desaster wird es eine Fortzetzung wohl eher nicht geben. Was wirklich nicht schade ist. Immerhin ist der geradezu lachhafte Mangel an Actionszenen hier mal wirklich was Anderes. In Filmen wie „Avengers: Age of Ultron“ hatte man sich ja – wie kürzlich in der „Ant-Man“-Rezension angemerkt – ein wenig satt gesehen an ermüdenden CGI-Materialschlachten, aber so wie hier auf Diät gesetzt werden geht dann doch nicht. Wer für einen großen Sommerblockbuster und Superheldenfilm ein Ticket kauft, darf dann wirklich mehr erwarten als zwei Actionszenen. Und wo sind eigentlich die ganzen Millionen des Budgets hin? Josh Trank war ja in den Schlagzeilen, weil seine beiden Hunde angeblich das von ihm in New Orleans während der Dreharbeiten bewohnte Haus in Einzelteile zerlegt und tausende Dollar an Schaden verursacht haben. Aber haben die Wauzis da auch versehentlich den ein oder anderen Koffer Cash gefressen, oder wie? Wie lässt es sich sonst erklären, dass dieser Film und seine Spezialeffekte so billig aussehen? Oder dass Trank drei Viertel des Films in denselben grauen Labortrakten und Militärbunkern verbringt, fast wie bei einer kostensparenden „bottle episode“ in einer Fernsehserie?

Wenn es an diesem Desaster überhaupt etwas Positives zu erwähnen gibt, dann sind dies die Hauptdarsteller, die allesamt grotesk überqualifiziert sind für das, was man ihnen hier an Rollen und Dialog anbietet. Alle vier gehören zu den besten jungen Schauspielern Hollywoods, können oder dürfen hier aber so gut wie gar nichts zeigen. Denn trotz der ellenlangen Einführung bleibt von ihren Figuren nichts hängen. Eindeutig ein Fehler des miserablen Skripts, dessen Struktur und Einfältigkeit wirken wie eine erster Entwurf, der dann irgendwie zu überarbeiten vergessen wurde (oder eben andersrum, wie es tatsächlich der Fall war - ein über-überarbeitetes Drehbuch, an dem so lange herumgedoktert wurde, bis von einem vielleicht mal guten Skript nichts mehr übrig blieb). Was vielleicht dann auch die nahezu komplette Abwesenheit von Humor erklärt. Nicht falsch verstehen: Natürlich war der Humor der vorherigen Filme nicht sonderlich subtil und auch nicht sonderlich lustig, aber die hier gezeigte völlige Humorlosigkeit zusammen mit dem Schneckentempo, der verratzten Struktur und der im Wortsinne farblosen, weil in trüben Graufarben gehaltenen visuellen Gestaltung machen diesen Film zu einem so kapitalen Fehlschlag.

Klar man versteht, was Trank und Konsorten hier vorhatten: ein gritty reboot so wie Nolans Batmanreihe hätte dies werden sollen. Aber nicht jeder ist ein Nolan und nicht jede Comicreihe ist dazu angetan, in Düsternis und Ernsthaftigkeit ertränkt zu werden. Besonders wenn es – wie hier – nicht mal den kleinsten Rettungsanker gibt. Und wer gedacht hat, diese Ernsthaftigkeit würde logischerweise nun auch mehr Tiefgründigkeit bedeuten, der sieht sich böse getäuscht. Sämtliche Charaktere werden auf eine einzige Eigenschaft reduziert, man bleibt also bei hauchdünner Charakterisierung, nur dass dieser Film im Gegensatz zu seinen Vorgängern den langen langweiligen Umweg zu zweidimensionalen Comicfiguren ohne Tiefe geht.

„Fantastic Four“ ist freudlos, lieblos und nutzlos. Niemand wollte diesen Film und niemand braucht diesen Film. Der einzige Gewinner dieses traurigen und trostlosen Spektakels ist ironischerweise der Marvel-Konzern selbst, der einst aus Geldnot die Filmrechte an den fantastischen Vier verkaufte. Erst vor kurzem haben sie sich nach dem von Sony Pictures in den Sand gesetzten „Spiderman“-Reboot eine Art gemeinsames Sorgerecht für den Netzschwinger ausgehandelt, so dass Marvel den Charakter nun in ihr filmisches Universum einführen kann (vermutlich im anstehenden „Captain America 3: Civil War“) und Sony sich davon widerum eine kreative und finanzielle Wiedergeburt in den von ihnen produzierten Soloabenteuern verspricht. Ähnliches kann man sich auch für die Fantastic Four vorstellen, wenn nicht gar nach drei Flops in Folge 20th Century Fox die Lizenzrechte gleich ganz zurück gibt, in dem sie aufhören, Filme mit ihnen zu drehen (so wie etwa mit „Daredevil“ geschehen). Das ist angesichts der sehr ernüchternden Bilanz vielleicht auch das Beste. Denn wer so konstant das Gegenteil von fantastisch in seinen Filmen abliefert, der sollte vielleicht einfach aufgeben und davon die Finger lassen. Das wäre doch mal eine fantastische Idee.

Bilder: Copyright

Also das niemand auf solche filme gewartet hat wie der Fantastischen Vier kann ich nicht bestätigen, ich freu mich immer über neue Comic Superhelden Verfilmungen ! Aber das man wie in der Rezesion beschrieben dann ca. nur 20min von den Helden sieht find auch ich extrem schade, werde mir den Kinogang daher sparen , danke für den Tipp !

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20 min Aktion davor nur bla bla....wer um Himmelswillen erwartet das bei einem Block Buster wie den F4.

Wenn der Rezisions Schreiber nur zur hälfte Recht hätte ist es immer noch eine große Schweinerei dafür Geld zu verlangen.

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Viel schlimmer ist, dass keiner den Stecker gezogen hat, solange es noch
gegangen wäre.
Und der nächste Shotstorm Film steht schon in den Startlöchern.

Das ganze Internet schreit: NEEEIIINNN !

Und keiner der Verantwortlichen reagiert. Ich rede von Ghostbusters.
Das wird der nächste Monsterflop werden. Aber anscheinend interessiert
es keine Sau in Hollywood.

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Ungewöhnliche Rezi, muss ich sagen. Unsachlich und ausfallende Ausdrucksweise. Ist man gar nicht so gewohnt. Liest sich schon eher wie eine Ein-Sternbewertung bei Amazon.

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Und warum dann 3 Augen bei diesem MEGA-Verriss? Liest sich wie eine klassische 1-Augen-Bewertung. Außerdem klingt die Rezension nicht sehr professionel :(

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4
4/10

Ich denke mal, da waren einfach zu viele Leute am Werke.
Ich fande das ganze garnicht mal soo schlecht. Leider war das Ende recht fix.
Die Zeit wie die 4 zu Superhelden wurden, empfande ich garnicht so lange.
Die Superheld Zeit selber war nur leider viel viel zu knapp.
Man sieht ja leider keine Entwicklung. Direkt der Endgegner und gut ist.
Vielleicht gibts auf DVD mal ne super Uncut Version :)

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Naja, die Rezi ist etwas flapsig trifft aber den Nagel auf den Kopf. Hätte ich das etwas früher gelesen hätte ich mir den Kinoeintritt erspart und meine Zeit etwas besser genutzt (was bei dem Film wirklich nicht schwer ist).

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5
5/10

Die bösen Verrisse für diese Comicverfilmung kann ich persönlich nicht nachvollziehen. Effekte sind gut, Darsteller allesamt okay und das Finale macht durchaus Laune, auch wenn es etwas zu kurz geraten ist. Der Film wird in der ersten Stunde arg in die Länge gezogen und einige Dialoge wissen überhaupt nicht zu überzeugen. Aber ab dem Zeitpunkt der "Verwandlung" des Quartetts geht's doch recht rund. Alles in allem sehr seichte Superheldenkost, die meiner Meinung nach die weitgehende Kritikerschelte nicht verdient hat.

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