Ant-Man

Originaltitel
Ant-Man
Land
Jahr
2015
Laufzeit
117 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Simon Staake / 20. Juli 2015

Scott Lang (Paul Rudd) ist gerade aus dem Knast entlassen worden und der ehemalige Profieinbrecher will eigentlich nur ein normales Leben, so dass seine Exfrau (Judy Greer) und ihr neuer Freund, der Polizist Paxton (Bobby Cannavale) ihm Besuchsrecht für seine junge Tochter Cassie ermöglichen. Nachdem sich die ersten Versuche als rechtschaffener Bürger mit Beruf als ausgesprochen schwierig erweisen, lässt Scott sich von seinem Kumpel Luis (Michael Pena) zu einem Job überreden. Als er nach geknacktem Safe allerdings nur auf ein merkwürdiges Kostüm als Beute schaut, wird klar, dass er in eine Geschichte gestolpert ist, die seinem Leben bald ganz neue Perspektiven abringt. Denn der Anzug ist der „Ant Man“-Anzug von Hank Pym (Michael Douglas), der nun im betagten Alter noch einmal aktiv werden muss, um seinen ehemaligen Protegé Darren Cross (Corey Stoll) davon abzuhalten, seine Schrumpftechnologie für unlaute Zwecke zu verwenden. Pym möchte, dass Scott zusammen mit seiner Tochter Hope (Evangeline Lilly) hilft, Cross aufzuhalten...
 

Wer sich diesen neuen Helden aus dem filmischen Marvel-Universum so anschaut und nicht unbedingt ein Comicbuchfanatiker ist, dem wird der „Ameisenmann“ wohl nichts sagen und vielleicht wird er sich auch denken, dass Marvel jetzt langsam die bekannten Helden ausgehen und sie nun wohl auf das B-Team zurückgreifen müssen. Ganz falsch ist letztere Idee natürlich nicht, schließlich ist der Ant-Man der Comics, obwohl er zur selben Zeit wie Spider Man und Thor erschaffen wurde und Gründungsmitglied der Avengers war, einem großen Publikum so gut wie komplett unbekannt. Aber dass „Ant-Man“ nun als komplett in die Kontinuität eines sich über 12 Filme erstreckenden Marvel-Universums eingebundener Streifen unter der Regie von Peyton Reed ins Kino kommt, ist das Ende einer langen, einer sehr sehr langen Reise auf die Leinwand. Denn bevor es das MCU, das Marvel Cinematic Universe mit all seinen versteckten Hinweisen, Vorausdeutungen und Infinity-Steinen gab, gab es die Idee, aus dem obskuren Helden „Ant-Man“ einen Kinofilm zu machen. Genau genommen hatte diese Idee Edgar Wright, Favorit aller Geeks nach der sogenannten „Blut und Eiscreme“-Trilogie („Shaun Of The Dead“, „Hot Fuzz“, „The World's End“) und der abgefahrenen Comicverfilmung „Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“.

Aber das war in 2003, lange bevor es überhaupt ein filmisches Marveluniversum gab, und während Wright jahrelang vorbereitend an diesem Film arbeitete, nahm eben jenes Universum eine recht homogene Form an, und eben diese gleichgeschaltete Atmosphäre des MCU sorgte irgendwann dafür, dass Wright nicht mehr den Film machen konnte, den er im Kopf hatte und sich im letzten Jahr dann aufgrund der branchenüblichen „kreativen Meinungsunterschieden“ von diesem Projekt zurückzog und durch Reed ersetzt wurde. Man kann sich gut vorstellen, dass Wrights „Ant-Man“ ein ganz anderer und ein mit Sicherheit deutlich seltsamerer, auch individuellerer Film geworden wäre. Aber es ist jetzt sicherlich unfair, Peyton Reeds Film damit abzugleichen, was vielleicht hätte sein können. Was stattdessen ist: ein launiger kleiner Film, der die Heldenwerdung seines Protagonisten nach den üblichen Mustern abspult, dabei aber genug Witz, Charme und Einfallsreichtum zeigt, um „Ant-Man“ sich problemlos in die qualitativ guten Vorgänger aus dem MCU einzureihen. Dies ist eigentlich auch schon der größte Kritikpunkt am Film: So nett und amüsant das alles ist, man kann das Gefühl nicht abschütteln, dass „Ant-Man“ trotz unkonventionellem Helden dessen Abenteuer doch reichlich konventionell erzählt. Das macht das Gezeigte nicht weniger unterhaltsam, nur ein bisschen weniger überraschend. Und natürlich wird es jetzt auch böse Stimmen gegenüber dem recht braven Handwerker Reed geben, während Marvelfanatiker nun in imaginativen Visionen von dem Film schwärmen, den ihnen Wright gegeben hätte.

Aber genug der schwierigen Herkunftsgeschichte. Um ein teils so absurdes Vergnügen wie dieses passend umzusetzen, braucht man die richtigen Darsteller und wie so oft im MCU hat man auch hier wieder alles richtig gemacht. Paul Rudd ist ja seit „Clueless“, zumindest aber seit seiner Rolle als Mike in der Serie „Friends“ einer dieser Schauspieler, die man immer gerne sieht, wenn sie mal wieder irgendwo in einer Nebenrolle auftauchen. Wie sein Kollege Chris Pratt von den „Guardians of the Galaxy“ war er aber bisher wenig im Gespräch als Superheldenmaterial in Blockbustern. Aber wie Pratt bringt er neben einer ganzen Menge Verschmitztheit und Humor auch eine lässige Coolness mit, die diesem liebenswerten Schurken Leben einhaucht. Michael Douglas, der einen Film machen wollte, den seine jungen Kinder im Kino sehen können, gibt den alten (und ersten) Ant-Man Hank Pym süffisant und spitzzüngig und Corey Stoll, hauptsächlich aus Serien wie „Southland“ oder „The Strain“ bekannt, gibt einen überzeugend hassenswerten Bösewicht ab, der dabei aber nicht ganz so übertrieben ist wie manch Kollege aus der Schurkengewerkschaft.

Was aber haben sich aber die kreativen Köpfe mit der Frisur gedacht, die sie Evangeline Lilly verpasst haben? Diese eigentlich doch sehr attraktive Frau wird hier unter eine Prinz Eisenherz-Frisur gesteckt, die ihr wirklich nicht zum Vorteil gereicht (und ja, sie wirkt hier auch ein wenig steif, was man wohl nicht nur auf die Perücke schieben kann). Ein Haarpanzer als Symbol ihres emotionalen Schutzschilds? Nein, wohl eher nur eine merkwürdige Entscheidung der Kostümabteilung. Gruseliger ist allerdings nur der per CGI verjüngte Michael Douglas in den ersten drei Minuten des Films. Bobby Cannavale und Wood Harris haben als Cop-Duo zwar nur (zu) kleine Rollen, Harris aber immerhin die lustigste Zeile des ganzen Films („That's a messed-up dog you got there!“). Und mit Scotts Gaunerkollegen, allen voran Michael Pena, hat man ein paar Sidekicks dabei, die auch immer für den ein oder anderen Schmunzler gut sind.

Kurzum: Mit diesem Ensemble hat man die richtigen Leute am Start, um einen durchgehend leichten, amüsanten Ton anzuschlagen, der „Ant-Man“ auch in Verbindung mit dem im Zentrum stehenden Einbruch eher in Richtung eines „Ocean's Eleven“ des MCU driften lässt als in typische Apokalypseszenarien der Kollegen und Konkurrenten im Superhelden-Genre. Was „Ant-Man“ dementsprechend wohltuend von dem üblichen Superhelden-Comic in Filmgestalt abhebt, sind die – Achtung: Wortspiel – verkleinerten Ansprüche an das, was hier auf dem Spiel steht. Klar, Hank Pym muss ein paar mal bedeutungsschwer davor warnen, dass der Yellowjacket-Anzug in den falschen Händen die Welt ins Chaos stürzen wird, aber es steht erfrischenderweise mal nicht gleich die komplette Weltrettung auf dem Spiel. Ich weiß nicht, wie es Ihnen da geht, werter Leser, aber wenn am Ende von „Avengers: Age of Ultron“ mal wieder Heere von hirnlosen CGI-Drohnen unsere Helden umzingelten, setzte doch manchmal ein bisschen Epik-Müdigkeit ein: wie viele Handlanger kann man noch schicken, wie groß ist der aufzuhaltende Felsbrocken diesmal? Natürlich ist dies bei einem Film wie „Ant-Man“ quasi eingebaut, aber in seinem Showdown wirkt der Film manchmal ein bisschen wie ein gewolltes Gegenstück zu der Gigantik seiner größeren Marvel-Brüder: Passenderweise findet hier das Duell zwischen Held und Schurke in einem Aktenkoffer und rund um eine Spielzeugeisenbahn statt. Überhaupt nutzt der Film über den Großteil seiner Laufzeit immer wieder amüsant den Unterschied zwischen verkleinert und Normalgröße (und im Finale, vergrößert, mit aberwitzigen Folgen), sei es während Scotts Training der Ameisen oder bei seinen ersten unvermuteten Abenteuern im Ant-Man-Anzug. Die Szenen mit Scott in Miniaturform setzen dabei verschiedene Techniken ein, um seine Perspektive umzusetzen.

„Ant-Man“ ist ziemlich genau das, was man erwartet: ein amüsanter, sich selbst nicht all zu ernst nehmender Film, der dem großen Publikum einem ihm unbekannten Superhelden vorstellen muss und dies ausgesprochen effektiv tut. Eine Fortsetzung steht noch in den Sternen, aber wir wollen da mal vorsichtig drauf hoffen, so dass man dann frei von Herkunftsgeschichten noch etwas gewagtere Geschichten erzählt, denn trotz seiner teilweise sehr geringen Größe macht dieser Held doch ziemlich großen Spaß.

Bilder: Copyright

8
8/10

Sehr unterhaltsam.

Es wird (wie eigentlich auch bei Terminator Genysis) eine echte
Geschichte erzählt. Ich komme mir langsam vor wie in den 80ern.

Der Film macht Spaß, nimmt sich auch nicht allzu ernst und unter-
hält einfach nur.

Sehr viele Plusplunkte macht er auch noch bei den Effekten.

Aber vor allem die gut gewählten, mit spielfreude an die Sache
herangehenden Schauspieler machen den Film richtig gut.

Und im August zeigt man uns dann, wie man es nicht machen sollte.
Dann kommt nämlich der erste Marvel Flop ins Kino...

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6
6/10

Damit dürften wohl die "Fantastic Four" gemeint sein, bei denen zumindest die Vorzeichen bisher in der Tat in Richtung "Flop" weisen....

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7
7/10

Alles schonmal gesehen, aber dennoch grundsympathisch, sehr amüsant und perfekt umgesetzt. Wer den Hals mit Superheldenverfilmungen nicht voll kriegen kann sollte zugreifen. Alle anderen warten auf X-Men und Batman vs. Superman.

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