Don Cheney gilt vielen als der wahre Stratege und heimliche Strippenzieher während der Präsidentschaft von George W. Bush. Glaubt man dem Film von Adam McKay („The Big Short“) so war er noch weit mehr als das, nämlich im Prinzip der Hauptverantwortliche für den mit falschen Beweisen angezettelten Irak-Krieg sowie den Aufstieg der Terrororganisation ISIS. Wie Cheney das sonst oft nur dekorative Amt des Vizepräsidenten zu einem mit gewaltiger Machtfülle umbaute, schildert „Vice“ dabei auf höchst amüsante wie manipulative Weise.
Zwar schildert der Film das Leben des „Dick“ Cheney über einen Zeitraum von fünf Jahrzehnten, doch von einem trockenen und sachlichen Biopic könnte er kaum weiter entfernt sein. Das Ganze kommt eher als Satire daher, wird auch optisch immer wieder mit kleinen humorigen Einblendungen, Fake-Nachrichtensprechern und anderen Spielereien aufgelockert, die allerdings alle ganz klar in eine Richtung zielen: Cheney als anfangs etwas tumben und eher von seiner Frau (Amy Adams) angestachelten Mann zu schildern, der sich aber zusehends zum cleveren Manipulator entwickelt und dabei stets vor allem seinen eigenen Vorteil im Blick hat, ganz egal wie viele andere Leben dabei auf der Strecke bleiben. Angelernt von einem Donald Rumsfeld, der von Steve Carrell faszinierend widerwärtig verkörpert wird. Höhepunkt der Absurditäten ist dabei der bereits nach rund 50 Minuten über die Leinwand laufende Abspann, nachdem sich Cheney aus Rücksicht auf seine Familie entschlossen hat, der Politik den Rücken zu kehren – nach dem Motto: Es hätte alles so schön friedlich enden können.
Die Realität sah natürlich anders aus, Cheney – selbst wenig charismatisch und auch von seiner Erscheinung her nicht der Mann, der die Massen begeistern kann – machte weiter und erfüllte sich seine Machtgelüste schließlich, indem er den einfältigen George W. zur Marionette macht, die sich für die eingeflüsterten guten Ratschläge auch stets brav bedankt. So zumindest suggeriert es uns McKay und schneidet sein Material dabei so geschickt zusammen, dass man sich mehr als einmal fast in einer Doku nach Machart von Michael Moore wähnt. Und der Method Actor Christian Bale mit Wampe und Haarkranz ist dabei natürlich noch mal eine ganz eigene Schau.
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