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Zwei Worte fassen die Emotionen des Zuschauers eines Films von Italiens Horrormeister Dario Argento zusammen: Faszination und Frustration. Kaum ein anderer Regisseur stimuliert die Sinne seiner Zuschauer wie Argento, gleichzeitig frustriert er ihren Intellekt mit absurden Plots, bizarren Dialogen und hölzernen Darstellern. Argento ist in erster Linie ein visueller und auraler Regisseur, dem Bildkompositionen, Musikuntermalung und Gesamtstimmung wichtiger sind als kohärente Geschichten oder tiefsinnige (oder auch nur sinnige) Dialoge.
Als 1968 etwas außerhalb von Pittsburgh der junge George A. Romero mit Bekannten und Investoren als Schauspieler seinen ultra-low budget-Film "The Flesh-Eaters" drehte, war keinem der Beteiligten klar, was Romeros Werk lostrat. Umbenannt in "Die Nacht der lebenden Toten" ("Night of the Living Dead") - der ursprünglich geplante Name war glücklicherweise schon vergeben - wurde dieser Schwarz-Weiß-Alptraum zum heiligen Gral des modernen Horrorfilms.
Die erste Hälfte der 80er war die Blütezeit des Slasherfilms, der Mitte der 90er dank "Scream" in postmoderner, selbstironischer Aufmachung ein Comeback feierte. Und um das willige Teeniepublikum reichlich mit Blutigem zu versorgen, gingen diverse dieser ewig denselben Schemata folgenden Filme in Serie.
Auf diesen Seiten wird es Zeit Abbitte zu leisten. Vollkommen zurecht wurde John Varpenter für seine letzten zwei Werke "Vampire" (hier etwas überhart) und "Ghosts of Mars" von der Filmszene abgewatscht. Was recht ist muss recht bleiben und schlechte Filme sind nun mal schlechte Filme. Trotzdem erinnert diese Situation an die von Barry in der Filmversion von "High Fidelity" gestellte Frage, ob man frühere Großmeister wie Stevie Wonder und Elton John für ihre musikalischen Verbrechen der 80er und 90er verabscheuen darf und darüber dann ihre Klassiker der 70er vergisst.