Julie
Powell (Amy Adams) führt zwar eine an sich glückliche
Ehe, trotzdem sieht sich die junge Frau an einem toten
Punkt ihres
Lebens angekommen. Während all ihre Freundinnen Karriere
machen,
lebt Julie in einer kleinen und lauten Wohnung im New
Yorker Stadtteil
Queens und verdient ihr Geld damit, sich in einem tristen
Großraumbüro
am Telefon beschimpfen zu lassen. Was ihr schließlich
einfällt,
um etwas neuen Schwung in ihr Leben zu bringen, ist ein
persönlicher
Blog, in dem sie täglich ihre Bemühungen schildert,
sämtliche
524 Rezepte aus dem legendären Kochbuch der nicht minder
legendären
Köchin Julia Child innerhalb eines Jahres nachzukochen.
Das
sorgt zunächst für Spaß, Aufregung und eine rasch
wachsende Fangemeinschaft, führt aber auch zu neuen
Spannungen
mit dem vernachlässigten Ehemann.
In einer Parallelhandlung werden wir Zeuge der Anfänge der
späteren nationalen Institution Julia Child im Paris der
50er
Jahre. Dort begeistert sich die Amerikanerin für die
französische
Küche und wird schließlich zusammen mit zwei Freundinnen
das erste richtungweisende Kochbuch zu diesem Thema in
englischer
Sprache verfassen. Und anders als die Köchin Julie in
unserer
Zeit ist sich Julia dabei stets der Unterstützung ihres
sie
vergötternden Ehemannes Paul (Stanley Tucci) gewiss.
Meryl
Streep läuft im vierten Jahrzehnt ihrer Filmkarriere auf
vollen
Touren und liefert mittlerweile im Jahresrhythmus ihre
Blockbuster
ab. Die sind dann naturgemäß von leichterer Machart und
erweisen sich zuverlässig als echte "Crowd Pleaser".
Das galt für "Der Teufel trägt
Prada" und noch mehr für "Mamma
Mia", und das lässt sich nun auch über "Julie
& Julia" sagen, einen echten Wohlfühl- und Gute
Laune-Film,
inszeniert von der Romantik-Spezialistin Nora Ephron ("Harry
& Sally", "Schlaflos in Seattle", "E-Mail
für Dich"). Doch diesmal stehen keine
Beziehungsgeschichten
bzw. der Weg dorthin im Mittelpunkt, sondern vielmehr zwei
starke
Frauenpersönlichkeiten.
Die Erfahrung zeigt, dass man sich bei Ephron auf
niveauvolles und
warmherziges Kino freuen und verlassen kann, und das ist
auch wieder
bei den durch die Bank sympathischen Charakteren in "Julie
& Julia" der Fall. Amy Adams hat dabei das etwas
schwierigere
Los gezogen, eine recht frustrierte und zeitweilig auch
farb- und
antriebslose Frau trotz allem liebenswert erscheinen zu
lassen,
doch das gelingt der viel beschäftigten
Nachwuchsschauspielerin
("Sunshine
Cleaning",
"Verwünscht")
mit ihrer Mischung aus Unsicherheit und Cleverness
erwartungsgemäß
ausgezeichnet. Was aber nicht darüber hinwegtäuschen kann,
dass die im Jahr 2004 spielende Ebene zwar auch immer
unterhaltsam
bleibt, von vornherein aber einfach nicht das Potential
bietet wie
der Blick in die Vergangenheit.
Denn dort erleben wir Folgendes: Einen Augenschmaus an
Ausstattung
und Kostümen, ein Kaleidoskop leicht schriller und
exzentrischer
Figuren, und im Zentrum des Ganzen natürlich eine Meryl
Streep
in Hochform. Von der ersten Szene an zaubert sie dem
Publikum ein
Lächeln oder auch gleich ein breites Grinsen ins Gesicht,
macht
aus jedem mit ganz eigenem Akzent gesprochenen, fast schon
gesungenen
Satz ein Ereignis.
Schrullig wirkt das natürlich und leicht überdreht, dabei
aber dennoch nicht aufgesetzt oder unnatürlich und
keinesfalls
wie eine Karikatur. Wer das aufgrund der relativen
Unbekanntheit
von Julia Child in unseren Breitengraden nicht so recht
glauben
mag und den Verdacht hegt, Frau Streep würde hier doch
etwas
zu dick auftragen, der möge sich mit einem Blick in die
einschlägigen
You Tube-Videos des Originals rasch vom Gegenteil
überzeugen.
Einen nicht zu unterschätzenden Anteil an der bezaubernde
Wirkung
auf den Zuschauer steuert aber auch Stanley Tucci bei,
denn der
ewige Nebendarsteller (der mit Streep auch schon in
"Prada"
sehr gut harmonierte) holt aus seinem eigentlich etwas im
Schatten
stehenden Ehegatten das Maximum heraus und liefert sich
dabei mit
seiner Partnerin eine Handvoll gar köstlicher und mitunter
sogar brüllend komischer Dialoge.
Die Brillanz der Paris-Sequenzen lässt aber unweigerlich
die
Gegenwartshandlung ein ganzes Stück uninteressanter
erscheinen,
und da einem der direkte Vergleich durch den ständigen
Wechsel
ja förmlich aufgedrängt wird, hat dies den etwas unschönen
Nebeneffekt, dass man sich immer stärker auf den Wechsel
in
die Streep-Ebene freut und jeden neuen Sprung in die
Adams-Handlung
fast schon bedauert. Das führt in der Konsequenz zu einem
etwas
unausgeglichenen Gesamtwerk, was aber überhaupt nichts
daran
ändert, dass dieses trotzdem köstlich zu unterhalten weiß.
An einer Stelle wird im Film erwähnt, dass Julia Child
selbst
(die zu dem Zeitpunkt noch lebte) von dem öffentlichen
Blog
und dem Projekt ihrer Verehrerin nicht allzu angetan war.
Es ist
im Gegensatz dazu aber nur schwer vorstellbar, dass sie
bei der
Darstellung von Meryl Streep nicht doch ein wenig
gelächelt
hätte.
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