Sie finden also immer noch was Neues. Nachdem das Phänomen der „Found Footage“-Filme sich lange Jahre fast ausschließlich auf den Horror-Bereich konzentrierte und dabei zuletzt mit den „Paranormal Activity“-Beiträgen neue Maßstäbe in der Kategorie „maximaler Gewinn im Verhältnis zu den Produktionskosten“ setzte, ist man jetzt dabei auch andere Themen zu beackern. Wie man dem Thema „Superhelden“ dabei neue und interessante Aspekte abgewinnt, demonstrierte erst kürzlich „Chronicle“. Mit „Project X“ widmet man sich nun dem Genre der Teenager Sex-Komödie und platziert sich dort als Alternative zu den gerade zurückgekehrten Damen und Herren der bekannten Marke „American Pie“. Und in der Tat: „Project X“ wählt einen völlig anderen Zugang zum gleichen Kern-Thema „Wie schmeiße ich eine coole Party und verliere dabei meine Unschuld“. Allerdings einen eher befremdlichen.
Die drei Teenager Thomas, Costa und J.B. gehören nicht gerade zu den angesagtesten Typen an ihrer Schule, doch das soll sich ändern als Thomas' wohlhabende Eltern für ein paar Tage verreisen und er beschließt, eine Geburtstagsparty auf dem sturmfreien Familienanwesen zu veranstalten. Da sollen dann nicht nur die Handvoll echter Freunde auftauchen, sondern möglichst auch die Coolen und Schönen mit denen die Drei sonst eigentlich nichts zu tun haben. „Checker“ Costa lädt daher mithilfe großer Versprechungen nahezu jeden ein und dem schüchternen Thomas wird zusehends mulmig bei dem was sich da ankündigt. Und seine Sorgen sind berechtigt, denn am Abend fällt eine Horde Partywütiger bei ihm ein und schon bald eskaliert das Ganze zu einer unkontrollierbaren Orgie aus Alkohol, Sex und Zerstörungswut. Im Grunde genau das was die Jungs wollten, doch kann der geschockte Thomas es nicht so wirklich genießen – denn wie soll er das bloß später seinen Eltern erklären?
Zu sehen bekommt der Zuschauer das zusehends wilder werdende Treiben durch die Arbeit des als „Kamermann“ fungierenden vierten jungen Mannes namens Dax. Der hat praktischerweise keine weiteren Eigenschaften außer sehr schweigsam und etwas „merkwürdig“ zu sein, so dass er ungehindert seinem Job nachgehen und seine Funktion erfüllen kann. Überhaupt ist so etwas wie eine Charakterisierung der Figuren hier wirklich nur in rudimentären Ansätzen vorhanden, wir haben im Prinzip nur den schüchternen Nerd, den sprücheklopfenden Angeber und den unbeholfenen Dicken in äußerst grober und klischeehafter Ausführung. Und natürlich ist in der amerikanischen Highschool immer noch alles wie gehabt, sprich es geht einzig und allein darum cool, lässig und angesagt zu sein, darum „dazu zu gehören“ um sich dann anschließend genauso unausstehlich und herablassend zu benehmen wie es sämtliche Abziehbilder tun, die dieses Ziel bereits erreicht haben. Vor allem der rücksichtslos agierende und seinen persönlichen Spaß einfordernde Costa ist ein ganz schrecklicher Unsympath, damit aber auch die einzige Figur die beim Betrachter überhaupt irgendwelche Emotionen wecken kann, wenn auch leider keine positiven.
Auch so etwas wie eine Handlung ist praktisch so gut wie nicht vorhanden und da ist der Film immerhin konsequent, indem hier nach ein paar Minuten der Vorbereitung tatsächlich einfach nur noch die Party abgefilmt und munter draufgehalten wird. Das könnte dann aber eben auch ein selbstgemachtes YouTube-Video sein und es stellt sich die Frage, für wen es nun so wahnsinnig interessant sein soll anderen Leuten beim saufen, tanzen und rülpsen zuzusehen. Die Darsteller dieses „Spielfilms“ sind jedenfalls genauso unbekannt wie die Teenies von nebenan, und ihnen beim Diskutieren über scharfe Bräute, Muschis und Titten zuzuhören nur mäßig unterhaltsam und recht bald ermüdend.
Zudem gibt es auch sehr wenig zu lachen und nur wenig gelungene Gags inmitten all der dumpfen Techno-Beats – es sei denn man findet einen in den Backofen gesperrten aggressiven Kampfzwerg zum Brüllen komisch. Der von einigen Medien assoziierte Realitätsbezug zu den von einer wilden Masse geenterten Partys, die ungewollt bei Facebook veröffentlicht wurden, läuft ebenfalls ins Leere, schließlich ist dies hier von den Veranstaltern zunächst genauso gewollt und sorgt bei ihnen erstmal für glückliche Gesichter.
Am ehesten dürfte „Project X“ daher also als reiner Party-Film durchgehen, bei dem sich das Publikum am Besten in ähnlicher Stimmung und Zustand befinden sollte wie die Figuren auf der Leinwand – so dass denn wirklich erstrebenswert ist. Aber selbst dann gibt es Witzigeres und Aufregenderes als Alternative, auch wenn hier zum Schluss noch ein kleines Actionfeuerwerk im wahrsten Sinne des Wortes abgefackelt wird. Gesehen und sofort vergessen.
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