Robert
Zimmermann (Tom Schilling) ist ein cooler Typ. Der
Mittzwanziger
arbeitet als Videospieldesigner in einem trendy Umfeld,
tritt selbstbewusst
auf und hat auch eine hübsche Freundin. Die allerdings
erfüllt
das Klischee des blonden Dummchens und dient eher als
angemessenes
Schmuckstück denn als wahre Liebe. Selbige trifft den
jungen
Schnösel aber ganz plötzlich und aus heiterem Himmel,
als er in einer Reinigung die attraktive Monika (Maruschka
Detmers)
kennen lernt. Dass die Dame dabei schon deutlich älter ist
und einen nicht ganz unproblematischen Sohn zu versorgen
hat, stört
zwar alle Anderen aber doch nicht Robert. Mit Charme und
Einfallsreichtum
versucht er sein Glück und während im sonstigen
Familienumfeld
gerade alles auseinander zu fallen droht, geling es ihm
das Herz
der zunächst skeptischen Angebeteten ganz langsam
aufzuweichen.
Es ist wohl nicht wegzudiskutieren, dass Leander
Haußmann
zuletzt doch etwas geschwächelt hat. Der Regisseur, dem es
mit "Sonnenallee" und "Herr Lehmann" gelang,
die Befindlichkeiten von unverwechselbar deutschen Seelen
jüngeren
und mittleren Alters in feine Filmkostbarkeiten
umzusetzen, lieferte
zuletzt mit "NVA" und "Warum
Männer nicht zuhören…" zwei erstaunlich
banale und recht lieblos wirkende Produktionen ab, bei
denen es
schien, als wenn der Meister irgendwo mittendrin den Faden
verloren
hätte. Statt "lieblos" ist
jetzt aber wieder die Auszeichnung "mit Herzblut"
angebracht,
denn mit "Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe"
ist ihm einer der bezauberndsten Filme gelungen, die es
seit langem
zu sehen gab und der vor großartigen Einfällen geradezu
übersprudelt.
Das fängt natürlich schon beim Titel an, der bei der
aktuellen
Klingeltongeneration eventuell nur ein Schulterzucken, bei
jedem
etwas ernsthafteren Musikfreund allerdings bereits ein
wissendes
Lächeln hervorrufen dürfte. Und genauso wenig wie der
Name der Titelfigur ist sonst irgendetwas zufällig in
diesem
Kleinod. Denn ohne dass man es zunächst vermutet oder
überhaupt
bemerkt, gibt es hier keinen Song oder Film, kein Zitat
oder in
die Kamera gehaltenes Plattencover, dem wir nicht
irgendwann später
wieder begegnen und dem dann eine passende Bedeutung
verliehen wird.
Und so ganz nebenbei erfahren wir auch noch welche Folgen
es hat,
wenn man den großen Songpoeten Dylan mit dem Hippiebarden
Donovan verwechselt.
Wie Haußmann hier kleinste Dinge verknüpft und zu einem
runden Gebilde zusammenfügt, bereitet unglaubliche Freude
und
lässt auf eine entsprechend große Motivation beim
Schreiben
des Drehbuchs schließen. Unterstützt wurde er dabei vom
Autor der Romanvorlage Gernot Gricksch, dessen Einbindung
in die
Verfilmung sich erstens als Glücksgriff erweist und
außerdem
zweitens ab sofort als Beweis für die These gelten darf,
dass
Filmkritiker tatsächlich auch gute Bücher schreiben
können.
Die visuelle Umsetzung der Vorlage nutzt dabei die
Möglichkeiten
des Mediums Kino in genau der Weise, die man bei so vielen
Adaptionen
sonst leider vermisst. Das beginnt mit der optischen
Präsentation
der Videospielsequenzen aus Roberts Berufswelt, führt über
ein offenbar aus seiner Zeit gefallenes Reinigungsgeschäft
um die Ecke und die entrückten Tanzszenen vor der
Wasserorgel
eines
Parks schließlich zu einer surreal anmutenden Begegnung
mit
dem Sohn von Art Garfunkel und einem herrlich bösen
Seitenhieb
auf die drögen Politfernsehspiele öffentlich-rechtlicher
Prägung.
Wem sich dabei nicht erschließt, warum ein Regisseur hier
dann "Heinz Fritteur" heißen muss, dem entgehen
zwar vielleicht noch ein paar mehr Anspielungen, aber das
spielt
im Grunde gar keine Rolle. Denn was sich vielleicht etwas
wirr anhören
mag, sind doch tatsächlich nur die vielen kleinen Bonmots,
die einem schon mit seiner Hauptgeschichte überzeugenden
Film
das leckere Sahnehäubchen aufsetzen.
Diesmal nicht in Berlin sondern in Hamburg angesiedelt -
und dabei
mit genauso viel Lokalkolorit versehen, wie es schon ein
Haußmannsches
Markenzeichen ist - zeigt uns "Robert Zimmermann" einen
unwiderstehlichen Tom Schilling und eine, in ihrer Rolle
als ins
emotionale Chaos gestürzte Monika absolut glaubwürdige
Maruschka Detmers. Mehr als zwanzig Jahre ist es nun
bereits her,
seit die mit dem Fernsehmehrteiler "Via Mala" für
kurze Zeit zum Star und zum Covergirl der heimischen
Gazetten wurde,
und fast genauso lange musste die Schauspielerin wohl auf
eine so
starke Rolle warten. Dass auch der Rest des Ensembles in
einem derart
auf jede Winzigkeit achtenden Werk allerfeinstens besetzt
ist und
jede Nebenrolle den benötigten Raum bekommt, dürfte jetzt
kaum noch überraschen. Sei es der vom plötzlichen
Jugendwahn
befallene Vater, dessen rotzfreche junge Gespielin oder
der Versuch
von Roberts Mutter in diesem Umfeld noch einen Rest von
Würde
zu bewahren. All das
kommt zwar aus dramaturgischen Gründen hier etwas geballt
auf
den Betrachter zu (und das eine oder andere
Zusammentreffen wird
dann auch mal etwas zu gewollt und unglaubwürdig
herbeigeführt),
wirkt dabei aber trotzdem nur leicht übertrieben und wird
vor
allem durchgehend witzig und amüsant präsentiert.
Die Auszeichnung mit Sternchen verdient sich ein
Regisseur aber
letztendlich für den Mut, in einen derart leichten
Wohlfühlreigen
auch noch Momente einzufügen, die nun wirklich überhaupt
nicht komisch und auch nicht schön anzuschauen sind, ohne
dass
dies dann einen völligen Bruch bedeutet oder den Rhythmus
des
Films komplett zerstört. So gibt es hier eine
Krankenhausszene,
die für sich genommen starker Tobak und nicht einfach zu
konsumieren
ist, sich aber trotzdem in das restliche Werk einfügt, was
nicht zuletzt an der musikalischen Untermalung liegt.
Und damit wären wir auch beim finalen Aspekt unserer
Betrachtung
angelangt, denn es kann selbstredend nicht unerwähnt
bleiben,
dass die Herren Haußmann und Regener hier nach "Herr
Lehmann" erneut zusammengearbeitet haben und
letztgenannter
mit seiner Band "Element of Crime" deshalb einen
Soundtrack
beisteuert, dessen Songs nicht nur exakt die Stimmung des
Films
treffen, sondern diesen gleich in mehreren Fällen auch
inhaltlich
begleiten. Das Sahnehäubchen hatten wir ja schon, also
vergeben
wir dafür dann eben noch das "i-Tüpfelchen"
und sprechen eine uneingeschränkte Empfehlung aus für
Robert Zimmermann und die Liebe.
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