
Nach 13 Jahren wird die schöne Lee Geum-ja aus dem Gefängnis entlassen. Ihr Fall hatte einst die Öffentlichkeit bewegt, denn kaum jemand mochte glauben, dass die geständige junge Frau tatsächlich einen kleinen Jungen entführt und grausam getötet hatte. Während der Zeit im Gefängnis verhielt sich Geum-ja wie ein Engel, alle Mitgefangenen wissen nur das beste und liebevollste von ihr zu berichten. Wieder in Freiheit geht jedoch eine erneute Verwandlung in ihr vor, kühl und berechnend nutzt sie die geschlossenen Freundschaften für ihren Racheplan aus. Und ihre unerbittliche Vergeltung soll demjenigen gelten, der für die Geschehnisse vor 13 Jahren tatsächlich verantwortlich war.
Es gibt nur einen einzigen Grund warum diese Produktion einen deutschen Kinostart garantiert bekommt, und das ist der Name des Regisseurs Park Chan-Wook. Der ist in unseren Breiten seit "Joint Security Area" und vor allem "Oldboy" praktisch das Gesicht des modernen koreanischen Kinos. Zwischen den genannten Filmen inszenierte Wook aber noch "Sympathy for Mr. Vengeance", der hier vor allem auf Video sein Publikum fand.
Schon der Titel "Lady Vengeance" deutet es an: Hier haben wir es mit einer thematischen Fortführung der früheren Chan-Wook-Filme zu tun, das aktuelle Werk bildet dabei den Abschluss seiner selbst so benannten Rache-Trilogie, deren Mittelteil "Oldboy" war. Hauptfigur sollte nun endlich eine Frau sein und das führt, laut den Erklärungen des Regisseurs, dann fast zwangsläufig dazu, dass dieses Mal "die Wut anmutiger, der Hass nobler und die Gewalt zärtlicher wird". Nun ja, diese Ziele erreicht der Gewaltpoet nur sehr bedingt, wie man nach dem ab und zu zweifelhaften Genuss des steinigen Weges von Geum-ja feststellen muss.
Zweifellos findet er wieder einige wunderschön komponierte Bilder, vielleicht sogar so schöne wie noch nie zuvor. Und es hat auch ganz bestimmt etwas von Kinomagie, wenn sich das Schwert der Rache in der Hand der wunderschönen Kriegerin, untermalt von bombastischer Musik, fast lyrisch durch den Regen bewegt. Doch sind dies leider nur einzelne Momente inmitten einer im Grunde absurden Geschichte, die dazu noch unnötig kompliziert und verschachtelt erzählt wird.
Das Stilmittel der nicht-chronologischen, vor allem zu Beginn ständig durch die verschiedenen Zeitebenen springenden Erzählweise, ist hier lediglich genau das: Ein Stilmittel, dramaturgisch eher unsinnig und auf Dauer so anstrengend, dass es den Machern wohl selbst irgendwann aufgefallen sein muss, weshalb man damit nach einer halben Stunde erst einmal aufhört. Zudem entwickelt sich der schlussendliche Vollzug der Rache an einem grausamen Serientäter zu einer nicht minder bestialischen Selbstjustizorgie, bei der dann das Blut nur so an den Plastik-Schutzanzügen der Vollstrecker abtropft. Besonders in diesen Szenen fällt es doch recht schwer, noch ein nennenswertes Maß an "nobler, anmutiger und zärtlicher" Gewalt zu entdecken.
Mehr als seine vorherigen Filme ist "Lady Vengeance" ein am Reißbrett konstruierter Film, in dem Park Chan-Wook versucht all das mit unterzubringen, was er noch mal machen und zeigen wollte. Mit dieser Vorgehensweise erreicht er dann aber - und das ist wenig überraschend - längst nicht mehr die gleiche Wucht und Wirkung, sondern präsentiert letztendlich einen Film, der nicht so richtig funktioniert und ein wenig in seine unterschiedlich gelungenen Bestandteile zerfällt.
Nicht der erhoffte und von vielen sicher auch erwartete finale Höhepunkt der Trilogie also, sondern ein doch ziemlich ernüchternder Kehraus. Spannend bleibt aber allemal, welchen neuen Themen sich der talentierte Filmemacher nun in Zukunft zuwenden wird.
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