Unknown User

Originaltitel
Unfriended
Land
Jahr
2014
Laufzeit
83 min
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Maximilian Schröter / 12. Juli 2015

Genau eBlaire und ihre Freunde im Skype-Chatin Jahr ist es her, seit die Schülerin Laura Barns Selbstmord begangen hat. Nachdem im Internet ein Video veröffentlicht worden war, das peinliche Szenen der betrunkenen Laura auf einer Party zeigte, hielt sie dem Druck durch das darauf folgende Cyber-Mobbing nicht mehr stand. Am ersten Jahrestag von Lauras Tod treffen sich nun einige ihrer Mitschüler zu einem Video-Chat per Skype, darunter Blaire (Shelley Hennig) und ihr Freund Mitch (Moses Jacob Storm). Doch aus dem Plan, ganz gewöhnlich online zusammen abzuhängen, wird nichts, denn im Chat taucht noch ein weiterer, unbekannter User auf. Dieser nur über Text-Messages kommunizierende Unbekannte behauptet, Laura Barns zu sein und wird von den anderen zunächst einfach als nervender Troll abgetan. Als sie jedoch feststellen müssen, dass sich „Laura“ einfach nicht aus dem Chat herauswerfen lässt und sie schließlich auch noch verstörende Nachrichten erhalten, die von Lauras Facebookprofil aus gesendet werden, wird ihnen allmählich mulmig zumute. Schließlich zwingt sie der unbekannte User, an einem Spiel teilzunehmen, das tödliche Folgen haben kann.
 

Bei „Unknown User“ handelt es sich um einen jener für ein Minimalbudget und in wenigen Wochen gedrehten Horror-Thriller, von denen sich die Macher den nächsten großen Genre-Hit im Stil von „Insidious“ oder „Paranormal Activity“ erhoffen. Das Risiko ist bei einem Budget von nur einer Million Dollar gering und hat sich inzwischen mehr als ausgezahlt: „Unknown User“ hat bislang fast das 50-fache seiner Produktionskosten eingespielt und mit dem Kinostart in Deutschland dürfte sicherlich noch die eine oder andere Million dazu kommen.

Während der Film inhaltlich keinen Horror-Fan vom Hocker hauen dürfte, ist zumindest seine Form interessant. „Unknown User“ wShelley Hennigird nämlich komplett über die Desktop-Oberfläche eines Computers erzählt, genauer gesagt über den Bildschirm von Blaires Laptop, die hier mit ihren Freunden chattet. Vollkommen neu ist diese Idee zwar nicht, sie wurde ähnlich zum Beispiel schon in „Open Windows“ mit Elijah Wood angewendet. Trotzdem muss man Regisseur Jonathan Gabriadze und Autor Nelson Greaves für ihre konsequente Umsetzung loben, denn „Unknown User“ beschränkt sich nicht darauf, seine Charaktere einfach 80 Minuten lang in ihre Laptop-Kameras starren zu lassen, sondern macht auch von zahlreichen weiteren Möglichkeiten Gebrauch, die die moderne Online-Kommunikation bietet. Da werden etwa parallel zum Skype-Chat Nachrichten über Messenger-Dienste geschrieben, es wird auf Facebook gesurft oder auch mal schnell gegoogelt, was denn die Einsatz-Codes zu bedeuten haben, die sich die Polizisten zurufen, die soeben in die Wohnung eines der Chatteilnehmer eingedrungen sind. All dies dient dem Vorantreiben der Handlung und hebt die einzelnen Tools so über den Zustand reiner Gimmicks hinaus.

Dass ein Großteil der für die Filmhandlung notwendigen Informationen dabei über geschriebenen Text vermittelt wird, bedeutet natürlich, dass der Zuschauer eine Menge lesen muss (für die deutsche Fassung wurden übrigens sämtliche im Film sichtbaren Webseiten und Chattexte übersetzt). Zum anderen setzt die Erzählweise des Films sogar eine gewisse Medienkompetenz voraus, denn bei all den teilweise gleichzeitig geöffneten Fenstern und der teils parallel zum Skype-Gespräch ablaufenden schriftlichen Kommunikation muss man stets wissen, wo man hinzuschauen hat und was die verschiedenen Programme, zwischen denen Blaire hin und her klickt, für Funktionen haben. Angehörige älterer Generationen, die mit der Benutzeroberfläche eines Computers und den genannten Kommunikationsmöglichkeiten nicht vertraut sind, dürften dementsprechend streckenweise keine Ahnung haben, was sie da überhaupt vor sich sehen.

Das ist freilich kein Kritikpunkt, denn ältere Semester gehören erwartungsgemäß ganz klar nicht zur Zielgruppe des Films. Für heutige Teenager gehören die gezeigten Kommunikationsmöglichkeiten zum Alltag und sind in keiner Weise erklärungsbedürftig. Kritisieren darf man aber, dass die Macher des Films bei seiner inhaltlichen Gestaltung weit weniger Kreativität bewiesen haben als bei seiner Form. Für die eigentliche Handlung des Films und die wenigen Schockeffekte dürften erfahrene Horrorfans jedenfalls höchstens ein müdes Lächeln übrig haben.

Die unbekannten JungscUnknown Userhauspieler, die hier meistens nur über ihre Laptopkameras zu sehen sind, können alle überzeugen und vermitteln glaubwürdig die immer größer werdende Verzweiflung der Gruppe angesichts der sich zuspitzenden Ereignisse. Mit zunehmender Laufzeit führt das Spiel, das der unbekannte User mit den Jugendlichen treibt, zwar mitunter zu ein paar unfreiwillig komischen Szenen und die Logik und Glaubwürdigkeit des Geschehens sollte man lieber auch nicht genau hinterfragen, allerdings versteht sich das bei einem Film dieses Genres ja fast von selbst. Während „Unknown User“ inhaltlich also nichts Überraschendes oder gar Innovatives zu bieten hat, liegt die Stärke des Films ganz klar in seiner interessanten Umsetzung der Geschichte. Die ist allemal einen Blick wert und wird sicherlich dafür sorgen, dass der Film gerade unter jüngeren Zuschauern seine Fans findet.

Bilder: Copyright

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