
Die Familie von Eric Bowen (Sam Rockwell) zieht nicht ganz freiwillig sondern eher aus finanzieller Not in die Neubausiedlung am Rande der Stadt. Auch die Kinder fühlen sich dort nicht wirklich wohl, was sich noch verstärkt als sich die merkwürdigen Vorkommnisse häufen. Ein elektrischer Kleiderschrank, gruselige Puppen, die vom Dachboden purzeln und ein unsichtbarer Mitbewohner, den nur die kleine Madison wahrnimmt. Die scheint dann auch besonders empfänglich für die übernatürlichen Signale, kommuniziert schließlich mit den unbekannten Wesen über einen flimmernden Fernseher und verkündet „Sie sind hier“. Was ihre Eltern zunächst nicht wirklich ernst nehmen, entwickelt sich dann aber zu einem echten Schrecken.
Als Steven Spielberg im Jahr 1982 sein Meisterstück „E.T.“ drehte, entstand zeitgleich am selben Drehort auch noch der Film „Poltergeist“, bei dem nie ganz geklärt wurde inwieweit der offiziell nur als Produzent fungierende Spielberg auch dort für die Regie verantwortlich zeichnete, welche den Credits nach aber Tobe „Kettensägen-Massaker“ Hooper führte. Die Art der Inszenierung sowie die eher zurückhaltenden Horrorelemente trugen dabei eher die Handschrift Spielbergs, auf jeden Fall entwickelte sich aber auch „Poltergeist“ zu einem großen Kassenerfolg. Und weil nach mehr als dreißig Jahren auch der heiligste Genre-Klassiker einfach fällig fürs Remake ist, serviert man uns nun also eine moderne Version des Stoffes. Die sieht dann so aus, dass man im Großen und Ganzen dem bekannten Handlungsverlauf folgt und die Poltergeister die gleichen Streiche spielen lässt, das alles aber natürlich ein wenig aufgepeppt mit den Möglichkeiten aktueller Tricktechnik.
Allerdings ist die neue Fassung aber auch fast eine halbe Stunde kürzer geraten und das liegt daran, dass man weit weniger subtil vorgeht was den Spannungsaufbau angeht. Geriet der im Original noch bewusst langsam, um den schleichenden Einbruch des Übernatürlichen spürbar zu machen, so dauert es hier nur wenige Minuten bis es mit den mehr oder weniger fiesen Attacken in die Vollen geht. Offensichtlich traut man dem angepeilten Publikum von heute das entsprechende Sitzfleisch und die Geduld nicht mehr zu, was aber leider auf Kosten der Wirkung geht. Denn die kann bei Charakteren, die man nur wenige Minuten lang kennenlernen konnte, naturgemäß nicht allzu stark ausfallen, selbst wenn denen dann im Verlauf das gleiche Schicksal blüht. So besteht zwar nie die Gefahr von Langatmigkeit, angesichts der kurz-knackigen Laufzeit aber eben auch kaum die Möglichkeit sich emotional stärker zu involvieren.
Überrascht (oder sogar enttäuscht) dürfte das mit der Geschichte bisher nicht vertraute Publikum aber eventuell auch vom geringen Bodycount des Films sein, von Gore- oder Splattereffekten wollen wir hier gar nicht erst reden. Denn merke: Poltergeister erschrecken nur, gelegentlich entführen sie auch mal jemanden, aber sie töten halt nicht. Da ist man heute schon Anderes gewohnt, aber das „Zehn kleine Monsteropfer“-Prinzip gilt hier eben mal nicht, was andererseits ja auch mal ganz erholsam ist. Insgesamt bietet der neue „Poltergeist“ daher das, was man als „soliden Grusel“ bezeichnen kann und besitzt mit Sam Rockwell einen fürs Genre überdurchschnittlich glaubwürdig agierenden Hauptdarsteller. Auch die Kinderdarsteller können überzeugen, was in diesem Fall kein unwichtiger Aspekt ist. Von dem berühmt-berüchtigten „Poltergeist“-Fluch, der Verschwörungstheorien zufolge für den Tod gleich mehrerer Schauspieler des Originalfilms kurz nach dessen Entstehung verantwortlich ist (darunter auch den der gerade mal 12-jährigen Heather O`Rourke), mögen sie nicht nur deshalb möglichst verschont bleiben.
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