Unbroken

Originaltitel
Unbroken
Land
Jahr
2014
Laufzeit
139 min
Genre
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Volker Robrahn / 14. Januar 2015

unbroken 1Sie lässt keinen Zweifel daran, dass es ihr ernst ist. Für die zweite Karriere als Regisseurin wählt Angelina Jolie keineswegs die Art von Actionmaterial aus, mit der es die ehemalige „Lara Croft“-Darstellerin zu einem der größten Hollywood-Stars brachte. Wie schon bei ihrem Debüt „In the Land of Blood and Honey“ widmet sie sich lieber der Darstellung von Menschen in Kriegssituationen und spart dabei nicht mit harten und brutalen Bildern. Jolies zweiter Film „Unbroken“ ist dabei jedoch weniger eine Schilderung der Grausamkeit des Krieges als vielmehr die Glorifizierung eines unbesiegbaren und unzerstörbaren Willens. Denn wie es der Titel des Films bereits vorwegnimmt, wird hier nichts und niemand die Hauptfigur zerbrechen können.
 

unbroken 2Bei der handelt es sich um eine reale Person der Geschichte, deren Leben es zweifelsohne wert ist erzählt zu werden. Denn Louis Zamperini (Jack O’Connell), der erst vor wenigen Monaten, im stolzen Alter von 97 Jahren verstarb, nahm nicht nur als Läufer an den Olympischen Spielen 1936 in Berlin teil und überlebte im zweiten Weltkrieg einen Flugzeugabsturz sowie die sich daran anschließende Gefangenschaft, er trug auch nach dem Krieg stark zur Aussöhnung zwischen den USA und Japan bei. Dieses Wirken in den Nachkriegsjahren inklusive einer weiteren „symbolischen“ Teilnahme bei Olympia 1964 in Tokio wird auch in seiner Biographie ausführlich geschildert, spielt jedoch im Film keine Rolle. Der konzentriert sich dagegen auf Zamperinis Überlebenskampf während der letzten zwei Kriegsjahre: Der Absturz im Pazifik, den mit ihm nur seine Kameraden Phil (Domhnall Gleeson) und Mac (Finn Wittrock) überstehen, das anschließende mehrwöchige Warten auf Hilfe in einem von Haien belagerten Schlauchboot und das folgende Martyrium in verschiedenen Gefangenenlagern unter der Leitung des sadistischen Kommandanten Watanabe (Miyavi).   

unbroken 3Was zudem natürlich noch nötig ist um eine stärkere Bindung zu Louis Zamperini aufbauen zu können, ist die Schilderung von dessen schwieriger Kindheit, denn als eher schwächlicher Sohn italienischer Einwanderer hatte der es unter Gleichaltrigen zunächst schwer, bevor er es durch große Disziplin zu einem herausragenden Läufer brachte, der sein Land schließlich sogar bei den Olympischen Spielen vertrat. Schon in dieser Entwicklung deutete sich also der unbändige Wille an, der Louis antreibt und auszeichnet, doch wie die Regisseurin diese Pflichtübung in ihre Geschichte einbaut ist wenig überzeugend. Gleich zu Beginn des Films „erinnert“ sich Louis einfach mal mitten während eines Kampfeinsatzes an seine Jugend und lässt die Bilder daraus vor seinem geistigen Auge ablaufen, während sich am Horizont bereits die feindlichen Flieger nähern. Eine Art Service für den Zuschauer, der dramaturgisch aber arg hölzern daherkommt. Weitere Schnitzer dieser Art erlaubt sich Jolie im Verlauf dann jedoch nicht mehr, an der Professionalität ihrer Inszenierung gibt es nichts zu mäkeln, man gewinnt durchaus den Eindruck, dass hier jemand mit sicherer Hand umsetzt was sie gerne zeigen möchte.

unbroken 4Es ist dabei vor allem die Macht starker Bilder auf die gesetzt wird wenn es darum geht, die im Vergleich zu allen anderen übergroße Charakterstärke und Leidensfähigkeit der Hauptfigur zu demonstrieren. Das reicht von Großaufnahmen seines schmerzverzerrten Gesichts bis zu einer fast schon biblischen Überhöhung, wenn der gefolterte Louis schließlich trotzig einen schweren Eisenträger über den Kopf stemmt und damit wirkt wie einst Jesus am Kreuz (oder doch eher wie Hercules?). So unkaputtbar wie dieser Mann ist sonst keiner und da von vornherein klar ist, dass er die Tortur überleben wird, kommt in dieser Hinsicht auch keine Spannung auf. Da fast alle weiteren Figuren aber nur sehr blass charakterisiert werden, bleibt halt wenig Anderes zu tun als in erster Linie zwei Männern bei ihrem Psychokampf zuzuschauen.

Nur gut, dass man mit dem japanischen Popstar Miyavi für die Rolle des Lagerkommandanten zwar eine ungewöhnliche, aber gute Wahl getroffen hat, denn der schafft es immerhin seiner Figur Präsenz und Charisma zu verleihen, das man ihm schon aufgrund seines jungenhaften, weichen Gesichts zunächst nicht zutraut. Da aber Louis auf die körperlich und psychisch brutalen Aktionen seines Gegenspielers nie mit Worten sondern lediglich durch „aushalten“ reagiert, entwickelt auch dieses Duell auf Dauer nur begrenzten Reiz. Daher stellt sich die ausführliche, gut eine halbe Stunde lange Schilderung des vorigen Überlebenskampfes auf dem Wasser im Nachhinein doch als die stärkste Sequenz heraus.

„Unbroken“ setzt den Fokus so sehr auf die Bewunderung seiner Hauptfigur, dass er sich letztlich mehr als eine Art patriotisch angehauchter Erbauungsfilm denn als Schilderung der Schrecken des Krieges präsentiert, und ob man das tatsächlich bevorzugt ist letztlich eine Geschmacksfrage. Zudem wirkt eben vieles wie aus dem Setzbaukasten mit der Aufschrift „Drama“ zusammengestöpselt, was dann zwar zu dem erwähnt professionell aussehenden, aber leider auch nur wenig berührenden Ergebnis führt. Von den Namen "Joel & Ethan Coen"als Drehbuchautoren sollte sich dabei niemand täuschen lassen und deshalb irgendetwas in Richtung der kauzig-abseitigen Einfälle erwarten, für welche die Brüder bekannt sind, denn die hatten hier lediglich den Auftrag noch einmal das ursprüngliche Buch zu überarbeiten und haben es dabei erkennbar vermieden, noch ihren eigenen Stil einzubringen. Vom vor der Veröffentlichung mal zu vernehmenden Oscarrauschen in Sachen Angelina Jolie ist mittlerweile aber nicht mehr viel zu hören, und das hat schon seinen Grund.       

Bilder: Copyright

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