Es ist anscheinend das Jahr der nachträglich entstandenen Trilogien. Wenn denn das Triumvirat um Regisseur Edgar Wright und dessen Hauptdarsteller Simon Pegg und Nick Frost seinen beiden gerne mit dem Attribut „Kult“ versehenen Werken „Shaun of the Dead“ und „Hot Fuzz“ nun noch einen dritten Film folgen lässt, dann ist das jetzt halt auch so ein „fulminanter Abschluss“. Der war zwar vor Jahren ungefähr genauso sehr geplant wie das große „Hangover“-Epos, aber was soll's. Und ein verbindendes Element findet sich ja auch noch irgendwie, obwohl die zweimalige Verwendung von Cornetto-Eis zuvor eher eine zufällige Randerscheinung war. Freuen durfte man sich natürlich trotzdem auf den nun also vorliegenden Abschluss der ab sofort existierenden „Blut & Eiskrem“-Trilogie, schließlich gehören die beiden Vorgänger ziemlich unbestritten zu den Komödienhighlights der letzten Dekade. Spaß macht zwar auch „The World’s End“ wieder, doch im Vergleich fällt dieser dritte Film leider spürbar ab.
Als Teenager hatten sie die verwegene Idee einer Sauftour durch ihre Heimatstadt, brachen diese „Goldene Meile“ aber damals eher unspektakulär ab. Gut 20 Jahre später ist es der ziellos in den Tag hinein lebende und sich meist an der nostalgisch verklärten Vergangenheit berauschende Gary (Simon Pegg), der seine alten Kumpel zusammentrommelt um die einst unvollendete Zechtour durch ein Dutzend Pubs endlich zu Ende zu bringen. Die mittlerweile sämtlichst ins bürgerliche Leben gewechselten Freunde sind von der Idee zunächst nur mäßig begeistert, lassen sich aber vom wortgewandten Gary schließlich doch überzeugen. Und so treffen also Anwalt Andy (Nick Frost), Architekt Steven (Paddy Considine), Makler Oliver (Martin Freeman) und Autoverkäufer Peter (Eddie Marsan) in ihrem Heimatort Newton Haven ein, nur um alsbald festzustellen, dass von der individuellen Atmosphäre der meisten Pubs wenig übrig geblieben ist. Doch auch sonst hat sich in dem einst beschaulichen Städtchen Einiges verändert, denn dessen Bewohner scheinen nicht sie selbst zu sein, sondern eher so etwas wie, nun ja – blau blutende Roboter.
Eine Entwicklung, welche die geplante Sauftour nach nicht einmal der Hälfte der absolvierten Pubs in ein Abenteuer von apokalyptischen Ausmaßen umschlagen lässt. Bemerkenswerterweise ist aber die erste Hälfte von „The World’s End“ eigentlich die interessantere. Den durch die zieht sich eine bittersüße Atmosphäre, die das Ganze fast schon zur Tragikomödie macht. So entpuppt sich Gary als komplett verantwortungsloser Egoist und rücksichtsloser Lügner, der sich seit 20 Jahren offenbar kein Stück weiterentwickelt hat und verzweifelt versucht längst vergangene Zeiten wieder herauf zu beschwören. Eine gewisse Entwicklung kann man seinen Freunden dagegen zwar nicht absprechen, doch sind diese allesamt in einem derart biederen und freudlosen Alltagsleben gefangen, dass man da auch nicht unbedingt von Gewinnern sprechen mag. Die in nur relativ kurzer Leinwandzeit erfolgende Charakterisierung ist dabei durchaus anspruchsvoll und sorgt für eine gelegentlich beklemmende, aber hochinteressante Mischung aus Lachen über gelungene Gags und dem Mitgefühl für unsere Ritter von der traurigen Gestalt. Dafür bleibt dann allerdings kaum noch Platz, als die Hölle schließlich losbricht, und bedauerlicherweise entwickelt sich der Film von da an zu einer über weite Strecken eher albernen Klamotte.
Mag man über die Darstellung der Invasoren als eher ungelenk agierende und ziemlich leicht zu zerstörende klobige Roboter schon geteilter Meinung sein, so lässt sich keinesfalls übersehen, dass die zweite Hälfte von „The World’s End“ im Prinzip nur eine Wiederholung der Handlung von „Shaun oft he Dead“ ist. Statt vor Zombies flieht man diesmal halt vor den Robotern, doch selbst das anvisierte Ziel ist mit dem titelgebenden Pub wieder genauso eine Kneipe wie es dort einst das „Manchester“ war. Für die bis dahin feinsinnigen Charakterisierungen bleibt dabei nun keine Zeit mehr und man nimmt vermutlich aus eben diesem Grund dann auch noch die eine oder andere Hauptfigur erstmal aus der Handlung.
Nach dem Zombie- und Cop-Film ist jetzt halt das SciFi-Subgenre der Invasionsfilme an der Reihe, in denen außerirdische Wesen menschliche Körper übernehmen, gleichschalten und deren eigenen Willen auslöschen. Dementsprechend gibt es also ein paar Grüße in Richtung der „Body Snatchers", der „Frauen von Stepford“ und sogar ein paar Ähnlichkeiten mit der aktuellen Variante „Seelen“. Doch kommen diese diesmal erstaunlich plump daher und sind ein gutes Stück entfernt von der Raffinesse und Subtilität, mit der etwa „Hot Fuzz“ zu einer überaus runden und klug durchdachten Geschichte wurde.
Dass man von diesem Film am Ende doch ein wenig enttäuscht ist, liegt also vermutlich hauptsächlich an der hoch gelegten Messlatte der Vorgängerfilme und der daraus gestiegenen Erwartungshaltung an das angekündigte „große Finale“. Es liegt aber auch klar am mangelnden Witz, denn das in dieser Richtung insgesamt überzeugendere und originellere Weltuntergangsszenario kommt mit „Das ist das Ende“ dieses Jahr tatsächlich aus Hollywood.
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