Thank You For Smoking

Originaltitel
Thank You For Smoking
Land
Jahr
2005
Laufzeit
92 min
Genre
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Volker Robrahn / 16. Juni 2010

Nick Naylor (Aaron Eckhart) ist ein "Spin Doctor" und damit Vertreter eines Berufszweiges, den erst die moderne Medienwelt und das Zeitalter der "Political Correctness" hervorgebracht haben. Nick ist ein Meister darin, Tatsachen zu verdrehen, und sich nie zu schade dafür, die absurdesten Argumente vorzubringen, wenn es seinen Auftraggebern nützlich ist. Bei denen handelt es sich um die amerikanische Tabakindustrie, einen Industriezweig, der nun eigentlich nicht zu den Darlings der Medien gehört.

Wäre da nicht Nick Naylor, der mit Charme und Witz sowie seinem unwiderstehlichen Dauerlächeln selbst die Zuschauer einer Krawall-Fernsehtalkshow mit der Aussage begeistert, dass die Zigarettenhersteller doch kein größeres Interesse haben, als den ihm gegenüber sitzenden, an Lungenkrebs erkrankten Jungen wieder zu ihrem Kunden zu machen. Mit solchen Auftritten entwickelt er sich zur Nemesis des biederen Senators Finisterre (William H. Macy), der gerne Warnhinweise und Giftaufkleber auf alle Tabakprodukte kleben lassen möchte. Der nicht sehr medienwirksame Politiker scheint aber keine Gefahr für den smarten Berufslügner zu sein. Die droht eher von andere Seite, denn die leichtsinnige Affäre mit einer Sensationsreporterin (Katie Holmes) und die Gewissensfragen seines Sohnes bringen Nick da schon viel mehr ins Schwitzen. Als man ihn schließlich sogar entführt und sein Leben bedroht, wird es richtig heikel, und die einzige Entspannung findet Nick fortan nur noch bei den regelmäßigen Treffen mit seinen Freunden von der "M.O.D. Squad".

Diese Kurzform für "Merchants of Death" bezeichnet ein absolut unmoralisches und verachtenswertes Triumvirat bestehend aus Bobby, dem Vertreter der Waffenindustrie, Polly, Lobbyistin der Alkoholproduzenten, und eben unserem Tabak-Verfechter Nick. Es ist nicht überraschend, dass die Szenen mit diesem politisch völlig unkorrekten Trio zu den absoluten Höhepunkten von "Thank you for Smoking" gehören, einem Film, der in seinen ersten zwanzig Minuten ein geradezu wahnwitziges Tempo vorlegt und mit einigen wilden Verfremdungen (wie ins Bild hinein kopierten Sprechblasen) fast schon wie eine Groteske anmutet.
Ebenfalls nicht unerwartet, dass er dieses Niveau, wie leider auch schon so oft gesehen, nicht durchgehend halten kann. Der rasanten Aneinanderreihung überdrehter Einzelszenen folgt nämlich zwangsläufig irgendwann so eine Art "richtige" Handlung, und von da an wird es auch prompt etwas gemütlicher. Fortan lebt dieser Film dann vorwiegend von seinen hübsch gezeichneten Nebenfiguren, wie dem mal wieder brillant bedauernswerten William H. Macy als hoffnungslos überforderter Senator oder dem schon fast vergessenen Ex-Teeniestar Rob Lowe als extrovertierter Hollywoodagent, der doch bitte dafür sorgen soll, dass auch die Stars auf der Leinwand endlich wieder zum Glimmstängel greifen.
Allerdings überzeugt nicht jeder der kleinen Nebenstränge gleichermaßen. Nicks "verhängnisvolle Affäre" mit der Journalistin Heather, die ihn lediglich zur späteren Enthüllung seiner Methoden benutzt, ist ziemlich vorhersehbar und man muss sich schon etwas wundern, wie naiv der ansonsten so clevere Kerl in diese Falle tappt. Die dazugehörigen Bettszenen wurden übrigens angeblich auf Betreiben des aktuellen Lebenspartners von Frau Holmes deutlich entschärft. Das mag zwar nur ein Gerücht sein, wer das Treiben und die Äußerungen von Tom Cruise in den letzten Monaten auch nur beiläufig verfolgt hat, wird dieser Spekulation aber per se schon mal eine hohe Glaubwürdigkeit bescheinigen.

Bei der Begegnung mit dem langsam an Krebs dahin siechenden "Marlboro Mann" (Sam Elliott), den Nick mit einem Koffer voll Geld zum Schweigen bringen soll, weiß man dann auch nicht mehr so genau, was man davon halten soll und ob die Macher hier eine gewisse Angst vor der eigenen Courage überkam. Der Weg zu einer, allerdings nur halbherzigen, moralischen Läuterung ist jedenfalls schon durch die Anwesenheit von Nicks Sohn in diesen Szenen vorgezeichnet, der schließlich immer stärker dessen schlechtes Gewissen personifiziert.
Neben Tempo verliert Drehbuchautor und Regie-Debütant Jason Reitman bei der Verfilmung von Christopher Buckleys noch etwas schwärzerer Romanvorlage also auch etwas an Mut, und seinem Werk geht zum Ende hin trotz aller Qualmerei daher auch tatsächlich etwas die Luft aus. Aber so ist das nun mal bei den meisten amerikanischen Produktionen, auch wenn sie sich, wie in diesem Fall, den Anstrich "Independent" verpassen.
Dem Vergnügen, das "Thank you for Smoking" über weite Strecken bereitet, tut das allerdings keinen großen Abbruch, und für den bisher bei der Auswahl seiner Filme etwas glücklosen Aaron Eckhart hat sich mit dem genauso liebenswerten und blendend aussehenden wie auf der anderen Seite aalglatten Opportunisten Nick Naylor schließlich noch eine perfekte Rolle gefunden.

 

9
9/10

Klasse Film! Habe mich köstlich amüsiert. Aaron Eckhart finde ich in seiner Rolle wirklich brilliant.

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