Wer sich in einen Action-Film von Luc Besson begibt weiß ohnehin recht gut was er da geboten bekommt. Dessen neueste Produktion „Weekend in Taipei“ kommt nun aber derart „klassisch“ daher, dass man sich gut zwanzig Jahre in der Zeit zurückversetzt fühlt, als der Filmemacher mit dem „Transporter“ das Genre ein Stück weit neu definierte und die Formel des knackigen, schnell geschnittenen Action-Films mit rasanten Verfolgungsjagden und Humor zum neuen Standard machte. Halb solang ist es her, dass Besson für „Lucy“ in der Hauptstadt Taiwans drehte und sowohl die Kulisse als auch das Entgegenkommen der dortigen Behörden hatte ihm dabei so gut gefallen, dass er unbedingt nochmal zurückkehren wollte. Das ist nun geschehen, der Name „Taipeh“ findet sich diesmal sogar schon im Titel und die Metropole wird mit schicken Hochglanzbildern ansprechend ins Bild gesetzt.
Die Handlung um einen Firmenboss mit massig Dreck am Stecken, seine unglückliche Ehefrau samt Sohn sowie einen ehrgeizigen Agenten der ihn mit aller Macht zur Strecke bringen will ist an sich nicht die Spur originell. Die Umsetzung macht allerdings ordentlich Spaß, schon die Einführung von Agent John Lawlor mittels einer hübsch choreographierten Küchenschlacht-Schlägerei weiß zu gefallen. Wie überhaupt vor allem das erste Drittel des Films, in dem sich die Zusammenhänge entfalten, recht hübsch komponiert ist. Luke Evans macht sich mit seinem lakonischen Ansatz ausgezeichnet in der Rolle und es ist erfreulich, dass er nach zwischenzeitlichen Flops wie „Dracula Untold“ nun doch mal wieder für die Hauptrolle in einem größeren Film besetzt wurde. Gwei Lun-Meis Figur der Joey kommt dagegen recht inkonsistent daher, erscheint sie uns zu Beginn noch als eiskalte, abgehobene High-Society-Lady verändert sich dieses Bild innerhalb weniger Minuten zu einer ziemlich geerdeten und pragmatischen Frau der Tat.
Die Beziehung zwischen diesen beiden fällt in die Rubrik „gemeinsame Vergangenheit“ die uns in diversen, manchmal etwas zu ausführlichen Rückblenden aufgezeigt wird und schon arg konstruiert wirkt. Aber auf Realismus braucht man naturgemäß eher nicht zu bauen in dieser Art Film der dafür aber einfach ziemlich unterhaltsam daherkommt und einen meist lockeren Ton anschlägt der lediglich ab und zu durch etwas zu aufdringliches Gerede über den Wert der Familie verwässert wird (aber gut, wer wie Luke Evans an mehreren „Fast & Furious“-Filmen beteiligt war hat sowas natürlich stark verinnerlicht). Nein, neu und originell ist das eigentlich wirklich nicht was Besson hier im Jahr 2024 als Produzent abliefert, aber „Weekend in Taipeh“ hat Witz, Charme und vor allem Tempobietet schlicht gut gemachte, kurzweilige Unterhaltung – und das ist zwischendurch doch auch mal wieder ganz nett.
Neuen Kommentar hinzufügen