Nur der Regisseur ist Amerikaner und das wirkt sich nicht weiter aus. Denn während "Muppets"-Veteran Frank Oz hinter der Kamera agiert, der ja zuletzt mit den "Frauen von Stepford" ein wenig schwächelte, ist bei "Sterben für Anfänger" ansonsten fast alles britisch. Das betrifft die genauso steifen wie schrägen Charaktere, das ländliche Setting und vor allem den sehr schwarzen Humor einer Beerdigung im Familienkreise, bei der alles schief geht was man sich nur vorstellen kann. Und wenn das geschehen ist, geht schließlich auch noch das schief, was man sich beim besten Willen nicht vorstellen kann.
Daniel (Matthew Macfayden) hat die Arschkarte gezogen. Als Schriftsteller, der noch nie etwas veröffentlicht hat, lebt er im Schatten seines erfolgreichen Bruders Robert (Rupert Graves), der den kommerziellen Erfolg seiner Bücher auskostet und ein sorg- und verantwortungsloses Jet Set-Leben in New York führt. Um die Beerdigung des verstorbenen Vaters muss sich natürlich Daniel kümmern, um die Kosten dafür auch, und trotzdem möchten alle Gäste, dass doch bitte nicht er die Trauerrede hält sondern sein berühmter und eloquenter Bruder. Für weitere latent vorhandene Spannung sorgen Daniels Onkel, der strenge Familienpatriarch Victor und dessen Abneigung gegen den aktuellen Begleiter seiner Tochter. Und dann taucht plötzlich ein weiterer Gast auf, den niemand zu kennen scheint, der aber in einer äußerst pikanten Beziehung zum Verblichenen stand.
Eine Bestattungsfirma, die einen Sarg mit falschem Inhalt liefert, ist nur der fast schon harmlose Auftakt einer Reihe von Missgeschicken dieser denkwürdigen Bestattungsfeier. Aber er macht zumindest schon früh deutlich, in welche Richtung es geht und dass es ziemlich pietätlos und hochnotpeinlich werden wird. Für alle Zuschauer, die keine allzu große Tendenz zum Fremdschämen haben, ist aber ein großer Spaß garantiert, ein echtes Festival der Situationskomik.
Unaufhaltsam gerät die zunächst noch mühevoll zusammengehaltene Veranstaltung völlig außer Kontrolle, bis es schließlich unmöglich erscheint den Laden noch am Laufen zu halten. Den Hauptstrang bildet dabei die Handlung um den geheimnisvollen, kleinwüchsigen Fremden, dessen Offenbarungen dafür sorgen, dass dem bedauernswerten Daniel einmal mehr die undankbare Aufgabe zufällt, irgendwie die Situation zu retten. Aufgrund des um sich greifenden Chaos bleibt er damit aber dann doch nicht lange allein und auch Bruder Robert wird endlich einmal gezwungen, Verantwortung zu übernehmen.
Für das größte Vergnügen und die wahren Schenkelklopfer sorgen aber vor allem die zahlreichen Nebenplots. Denn obwohl die Anzahl der Trauergäste überschaubar bleibt, bringen einige Familienmitglieder auch ihre Freunde mit, und die haben ihre ganz eigenen Macken, mit denen sie für zusätzliche Unannehmlichkeiten sorgen. Und dann ist da auch noch der aus seinem Rollstuhl heraus dauernörgelnde Onkel Alfie, eine weitere recht einfach gezeichnete Figur, die nichtsdestotrotz funktioniert und für einige nette Gags gut ist.
Die absolute Krönung des Ganzen stellt jedoch Simon dar, der skeptisch beäugte neue Boyfriend des Familienjuwels Martha. Von vornherein unsicher und übernervös, greift der sich eine Handvoll Beruhigungspillen aus der Wohnung von Marthas Bruder, ohne zu ahnen, dass dieser notorische Drogenkonsument ihm in Wahrheit Aufputschmittel auf den Tisch gelegt hat. Als die Beteiligten dies erkennen ist es aber natürlich bereits viel zu spät und die Menge der verabreichten Dosis sorgt dafür, dass alle Versuche, den langsam ausflippenden Simon in Zaum zu halten, zum Scheitern verurteilt sind. Und wer sich die nackte Figur auf dem Filmplakat anschaut, bekommt schon mal einen Eindruck von der folgenden Entwicklung.
Alan Tudyk, bisher in "I, Robot" und "Serenity" und damit vor allem im Science-Fiction-Bereich zu sehen, liefert hier als hilfloser Drogenkonsument wider Willen eine unglaubliche Performance und stiehlt in jeder seiner Szenen mühelos die Show. Diese sind im Grunde allein schon den Filmbesuch wert, aber auch der Rest dieser schwarzen Komödie bietet neunzig Minuten kurzweilige Unterhaltung in bester britischer Tradition. Wir sprechen eine Empfehlung aus.
|
Neuen Kommentar hinzufügen