Bisher läuft die Vermarktung der größten aller Kino-Franchises ziemlich genauso wie es sich der Disney-Konzern wohl ausgemalt hat, als er George Lucas vier Milliarden dafür zahlte, um zukünftig die Marke „Star „Wars“ auswerten zu dürfen. Das Geld dürfte dank der nun jährlich erfolgenden Produktion eines neuen Beitrags recht schnell wieder reinkommen und die zunächst überaus skeptischen Stimmen der Fans hat man mit „Das Erwachen der Macht“ auf clevere Art zum Verstummen gebracht. Denn denen gab dieser Film genau das zurück, was sie seit vielen Jahren und vor allem bei der Prequel-Trilogie von George Lucas so sehr vermisst hatten: Das echte, originale Star Wars-Feeling mit Charakteren und einer Handlung, als befänden wir uns gar nicht so weit, weit weg in einer anderen Galaxie, sondern exakt im Erdenjahr 1977, als der Krieg der Sterne ein so noch nie dagewesenes Kinoerlebnis lieferte.
Nur, dass „noch nie dagewesen“ halt nicht so ganz zutraf, da Regisseur und Autor J.J. Abrams auf Nummer sicher ging und einfach nochmal genau die gleiche Geschichte wie damals im ersten Film erzählte, wenn auch zeitgemäßer und außerordentlich kompetent inszeniert. Darüber mochte sich im Rausch der kollektiven Wiedersehensfreude allerdings kaum jemand wirklich aufregen, so dass man auf Seiten des produzierenden Konzerns nicht nur fleißig Scheine zählen, sondern sich auch gleich noch abfeiern lassen durfte für die gelungene Wiederbelebung der größten aller Sternenopern – obwohl man es sich doch im Grunde sehr einfach gemacht hatte. Der nächste Film würde dann ja auch sicher die ausgetretenen Pfade verlassen und etwas Neues erzählen, war der allgemeine, hoffnungsfrohe Tenor. Nun, das tut er nicht wirklich, auch wenn „Die letzten Jedi“ als Mittelteil der neuen Trilogie nicht ganz so extrem als offensichtliches Remake daherkommt wie sein Vorgänger.
Wie wir schon einmal gelernt haben, bedeutet die Zerstörung seiner mächtigsten Waffe keinesfalls den Untergang eines bösen Imperiums, auch dann nicht wenn es sich mittlerweile „First Order“ nennt und Uniformen trägt die auch in anderen Galaxien mal sehr populär waren. Die „Starkiller-Base“ ist zwar nicht mehr, aber dem Widerstand unter Führung von Generalin Leia Organa (Carrie Fisher) geht es trotzdem nicht gut. Ihm droht sogar die vollständige Ausrottung, und so begeben sich einige der wackeren Mitstreiter auf ihre ganz eigenen Missionen um vielleicht doch noch eine Wende herbeizuführen. Während der Pilot Poe Dameron (Oscar Isaacs) dabei mit den Entscheidungen der Rebellenführung hadert, ist der ehemalige Sturmtrupper Finn (John Boyega) zusammen mit seiner neuen Partnerin Rose (Kelly Marie Tran) im Einsatz, um einen bedeutenden Transponder zu deaktivieren. Die wichtigste Aufgabe aber hat Rey (Daisy Ridley) erhalten, denn die soll den legendären Luke Skywalker (Mark Hamill) nicht nur aufspüren, sondern auch noch für den Kampf der Rebellen gewinnen. Das erweist sich als noch schwieriger als befürchtet, denn der will von all den alten und neuen Bedrohungen nichts mehr wissen, auch nicht von der durch Kylo Ren (Adam Driver), mit dem ihm ein dramatisches Erlebnis verbindet.
Wenn man ein wenig böse sein möchte, dann hält man den „Letzten Jedi“ als Unterscheidungsmerkmal zu „Das Imperium schlägt zurück“ zugute, dass der Kampf der Rebellen gegen die ̶i̶̶m̶̶p̶̶e̶̶r̶̶i̶̶a̶̶l̶̶e̶̶n̶ „Walker“ auf so etwas Ähnlichem wie einem Eisplaneten diesmal nicht am Beginn, sondern gegen Ende des Films stattfindet. Und dass ein junger, viel versprechender Nachwuchs-Jedi zwar erneut in abgelegener Einsamkeit, aber halt nicht von einem verschrumpelten Wesen mit fragwürdiger Grammatik ausgebildet wird... aber lassen wir das. Die Aufsplittung der Helden in einzelne Missionen ist ein generell gern verwendetes Element für den Mittelteil einer Trilogie (man schlage dafür nur mal in der Historie von Mordor nach), also wollen wir das „Star Wars“ mal nicht vorwerfen.
Dass wir es nur wenige Jahrzehnte nach Lord Vader und dessen Chef erneut mit einem helmtragenden, mit seiner Bestimmung hadernden Mörder plus unansehnlichem, bleichem Vorgesetzten zu tun haben, war ja bereits bekannt. Immerhin bietet dieser Strang in Sachen weiterer Karriereplanung dann aber doch eine unerwartete Überraschung – es bleibt allerdings die Einzige, denn dass ein Kylo Ren sich auch weiterhin schwer tun wird mit der Wahl der richtigen Seite und dabei extremen Stimmungsschwankungen unterliegt, war bereits nach dessen ersten Auftritten zu erwarten. Auch wenn man diesen Charakter – gerade im Vergleich zu Lord Vader – schon als recht weinerlich empfinden kann, so liefert Adam Driver damit jedoch eine ausgezeichnete Performance ab, bespielt überzeugend das Spektrum wechselnder Emotionen und bewahrt eben diesen Kylo Ren somit davor zu einer eher lächerlichen Figur zu werden.
Auch sonst hat das aktuelle „Star Wars“ darstellerisch wenig Probleme. Zwar gibt es Gründe, warum eine Carrie Fisher und ein Mark Hamill außerhalb dieser Reihe nie eine große Kinokarriere gemacht haben, aber vor allem Hamill hat im Vergleich zu seiner jugendlichen Interpretation des Luke Skywalker mittlerweile deutlich an Charisma und auch Witz gewonnen, so dass er in der Lage ist hier eine lakonische und von Selbstironie durchdrungene Darstellung abzuliefern, die gut zu seiner Figur passt. Der 2016 verstorbenen Carrie Fisher bleibt es dagegen erspart, sich das Endergebnis eines recht albernen und unerklärlich schwachen Spezialeffekts anzuschauen, der sie als Leia auf abstruse Weise durch den Raum schweben lässt. Dass das Trio der neuen Stammbesetzung gut gewählt ist und tatsächlich frischen Wind ins Epos bringt, stand im Grunde schon nach „Erwachen“ fest, vor allem Daisy Ridley setzt nun aber nochmal einen drauf und versprüht einen derartigen Einsatz und Kampfeswillen, dass man davon schwerlich nicht gepackt sein kann.
Wenn man sich denn darauf einlassen und aufrichtig ergriffen sein möchte von all dem Pathos, dem sich anscheinend ewig auf die gleiche Art wiederholenden Kampf zwischen guten und dunklen Jedi, tapferen Rebellen und unmenschlichen Massenmördern, überlegener Technik und trickreichen Droiden. Wobei die altgedienten Chewbacca, C3PO und R2D2 hier nur noch pflichtgemäß mitgeschleift werden und ansonsten kaum etwas zu tun zu bekommen. Dabei hätte gerade dem sich doch arg dahinziehenden Mittelteil etwas Auflockerung gut getan, vor allem die Mission von Finn & Co. ist so umständlich und ausführlich geraten, dass vor allem dort Potential vorhanden gewesen wäre um die Laufzeit dieses bisher mit Abstand längsten aller „Star Wars“-Filme auf ein vernünftigeres Maß zu reduzieren. Auflockerung in Sachen Humor ist aber ansonsten reichlich vorhanden, denn sogar noch etwas mehr als beim Vorgänger werden auch hier immer wieder kleine Sprüche und Gags eingestreut, die zumindest ein wenig die oft überdramatische Inszenierung brechen.
Aussehen tut das aber erwartungsgemäß alles großartig. Ob Luftkämpfe oder Planetenpanoramen, stets bewegt man sich auf dem neuesten Stand der Tricktechnik, ohne dabei protzig zu wirken oder sich in zu ausufernde Endlosschlachten zu verlieren. Und auch ohne dafür noch einen 3D-Effekt zu benötigen, der irgendeinen Mehrwert brächte. Dass Regisseur Rian Johnson („Looper“) bestens mit dem „Star Wars“-Universum zurecht kommt, wird dabei niemanden überraschen, der mitbekommen hat, dsas man ihn gleich mit einer komplett neuen Trilogie in eben dieser Welt beauftragt hat. Was natürlich auch dafür sorgte, dass die Erwartungen an seinen „Jedi“-Film gleich noch ein ganzes Stück wuchsen.
Ob Johnson diese erfüllt hat, mag jeder für sich selbst entscheiden. Während sich der eher neutrale Betrachter durchaus an einigen Längen und vor allem der erneut formelhaften Handlung stören kann, dürfte die Wertung bei den überzeugten Fans der Reihe wohl wieder sehr hoch ausfallen.
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