
Es ist im Grunde eine Mission Impossible, die kaum zu lösen ist: Nachdem J.J. Abrams die „Star Wars“-Franchise in „Das Erwachen der Macht“ mit viel Retro-Charme und einer mehr als konventionellen Handlung zurück auf die Leinwand brachte, sein Kollege Rian Johnson in „Die letzten Jedi“ aber dann einen völlig anderen Ton anschlug und eigene, nicht immer auch irgendwo hinführende Wege beschritt, soll nun wiederum Abrams die Trilogie zu einem dennoch irgendwie runden Abschluss bringen. Also die große Schar der enttäuschten Fans wieder versöhnen, indem man einerseits zum Stil des Vor-Vorgängers zurückkehrt, dabei aber natürlich die nun einmal eingeschlagenen Storypfade nicht einfach ignorieren oder gar rückgängig machen kann. Wie angesichts dieser Ausgangslage also fast zu erwarten, ist „Der Aufstieg Skywalkers“ daher eine Art Hybrid, mit ein paar sehr schönen, aber halt auch einigen recht fragwürdigen Elementen.
Er ist wieder da! Der seit Jahrzehnten für tot gehaltene Imperator (Ian McDiarmid) ist nicht bei der Vernichtung des zweiten Todessterns gestorben, sondern hat sich über die Jahre eine neue mächtige Flotte aufgebaut, die ihn als „Final Order“ zurück an die Macht bringen soll. Diese enthüllt er einem davon zwar beeindruckten, aber nur bedingt begeisterten Kylo Ren (Adam Driver), der davon natürlich seine eigene Karriereplanung gefährdet sieht. Als auch die Rebellen von dieser neuen Entwicklung Wind bekommen, versuchen sie den alten Erzfeind aufzuspüren, was sich allerdings zu einer Schnitzeljagd durch die halbe Galaxis entwickelt. Für diese Mission unterbricht Rey (Daisy Ridley) sogar ihr Training zum Jedi-Ritter mit Leia (Carrie Fisher) und findet sich wieder mit ihren Gefährten Poe (Oscar Isaac) und Finn (John Boyega) zusammen. Ihre geistige Verbindung zu Kylo Ren sorgt dabei immer wieder für gefährliche Momente, ist der dadurch doch in der Lage, die Widerstandskämpfer zu lokalisieren. Und die Reise hält für Rey dann auch noch schockierende Enthüllungen über ihre Herkunft bereit.
Die bereits in den Vorschauen angeteaserte Rückkehr des Imperators Palpatine vollzieht sich bereits in den ersten Filmminuten, so dass diese „Die werden doch nicht wirklich?“-Frage also umgehend beantwortet wird. "Die werden doch nicht wirklich auch diese alte Figur noch einmal wiederbeleben, anstatt tatsächlich mal eine neue Bedrohung zu entwickeln?" fragte sich schließlich der nicht komplett im Retro-Taumel juchzende Normal-Zuschauer. Aber ja, das ist das, wozu man sich entschieden hat. Nun gut, sicher ein charismatischer Bösewicht, aber allzu genaue Gedanken über die Glaubwürdigkeit dieser Rückkehr mitsamt des Masterplans, ein paar Dekaden lang einsam vor sich hinzu vegetieren bevor man sich dann im höchst fortgeschrittenen Rentenalter doch noch ein paar schöne Tage an der Macht gönnt, sollte man sich besser nicht machen. Und so schlecht ist die First Order ja eigentlich auch nicht ausgestattet, dass die nun unbedingt noch eine „Final Order“ benötigt.
Aber gut, gekauft, und damit bewegt man sich ja auch schon mal ein gutes Stück weg aus der Sackgasse der „Letzten Jedi“, in der der zunächst groß aufgebaute Oberschurke Snoke ja quasi nebenbei entsorgt wurde. Die Basis für ein paar weitere Verbindungen in die Vergangenheit ist damit gelegt und der alte Nostalgiker Abrams wird sie auch ausführlich nutzen. Wie er es eben überhaupt nicht lassen kann, von allem was schon einmal war, noch mehr zu servieren, und neben diversen kleinen Querverweisen und Kommentaren sowohl zur ersten, als auch zur mittleren Trilogie auch die doch eigentlich bereits abgetretenen alten Helden noch ein weiteres Mal in der einen oder anderen Form auftreten zu lassen. Und nein, damit ist nicht nur Billy Dee Williams' Rückkehr als Lando Calrissian gemeint. Aber auch das akzeptieren wir und gönnen den gerührten Altfans ihre „Ahs“ und „Ohs“ bei diesen Szenen. Dass die Geschichte der Leia Organa nach dem Tod ihrer Darstellerin Carrie Fisher spätestens in diesem Film nun ebenfalls zu einem Ende geführt werden muss, war ja klar und ist angesichts der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten (die Verwendung bereits früher gedrehten, bisher ungenutzten Materials) auch ordentlich gelungen.
Was hier aber definitiv nicht mehr zu übersehen ist: Von den in der neuen Trilogie eingeführten Charakteren wird lediglich bei Zweien das vorhandene Potential auch ausgeschöpft, und das sind Kylo Ren und Rey. Deren Zerrissenheit, Leiden und sie geradezu erdrückende Last sorgt in mehreren gemeinsamen Szenen für die emotional stärksten Momente, die viel überzeugender gelingen als die diversen darauf angelegten, meist mit deutlich zu stark aufgetragenem Pathos versehenen Auftritte der klassischen Figuren (und Schauplätze). Für Charaktere wie Poe und Finn oder auch Chewbacca und R2D2 gibt es leider wenig mehr als eine „Teilgenommen“-Urkunde zu verteilen. Wie zu erwarten geht es im Verlauf auch bei den wirklich wichtigen Protagonisten dann ein paar Mal hin und her in Sachen Seitenwechsel bzw. Standhaftigkeit gegenüber den Verlockungen der dunklen Seite. Wer am Ende lebt, stirbt oder sich opfert kommt dann nicht wirklich überraschend, aber über die eine oder andere Szene, ob das denn ein dem Charakter entsprechendes Verhalten war, wird es zweifellos Diskussionen geben.
Obwohl die letztlich müßig sind, denn eine echte Konstanz ist halt nicht zu erkennen innerhalb dieser storytechnisch doch ziemlich vermurksten Trilogie. Vieles, was nun auf die eine Art endet, hätte auch völlig anders aufgelöst werden können, und realistisch/glaubwürdig ist das Ganze eigentlich nie, sondern extrem weit hergeholt. Aber ist das wirklich ein Kritikpunkt bei einer Marke, die sich schon bei ihrem Start vor mehr als vierzig Jahren in erster Linie als ein phantastisches Märchen verstand? Die Tricktechnik hat sich verändert, das visuelle Fest und die Weltraumschlachten wurden immer gewaltiger (obwohl sich „Der Aufstieg Skywalkers“ da im Vergleich zu seinen Vorgängern sogar eher zurückhält) und perfekter. Die Magie, die viele beim ersten Betrachten der Sternensaga empfanden, die ist sicher nicht mehr ganz so stark vorhanden und kann es beim mitgealterten Publikum wohl auch gar nicht mehr sein. Ganz verschwunden ist sie aber nicht, und allein deshalb sollte man sich das große Finale dann auch anschauen.
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