Spider-Man: Far from Home

Originaltitel
Spider-Man: Far from Home
Land
Jahr
2019
Laufzeit
130 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 3. Juli 2019

spidey far 1Natürlich geht es weiter. Und damit die vom großen „Endgame“ erschlagenen Fans auch gar nicht erst auf die Idee kommen, es würde jetzt erst mal eine Pause und Phase der Entspannung eintreten im Marvel Cinematic Universe hat es sogar nur ein paar Wochen gedauert, bis die Leinwände wieder mit einem neuen Kapitel der erfolgreichsten Kinoreihe überhaupt bestückt werden. Und zwar mit dem zweiten Solo-Abenteuer von Tom Holland als Peter Parker, der als neuer, diesmal wirklich sehr jugendlicher Spider-Man bisher sehr gut angekommen ist und dessen Entwicklung zum verantwortungsvollen Helden nun weiter voranschreitet. Wobei es natürlich nicht nur um den Netzschwinger geht, sondern auch um die Auswirkungen, die der epische Kampf gegen Thanos auf Menschen und Superhelden hatte. Doch obwohl auch dieser Film wieder seinen ganz eigenen Ton findet, beinhaltet er doch auch ein paar Schwächen und wirkt in einigen Ansätzen etwas zu bemüht.

 

spidey farWie viele andere ist auch Peter Parker nach einer fünfjährigen Auslöschung zurück in seinem Leben angekommen und hat auch sofort wieder mit den typischen Problemen eines Teenagers zu kämpfen. Er weiß nicht so recht, wie er sich seinem Schwarm Mary Jane (Zendaya) annähern soll und muss sich dabei auch mit neuen Rivalen auseinandersetzen. Eine anstehende Klassenreise nach Europa möchte er daher nutzen, in Sachen Beziehungspflege zu seinen Kameraden etwas voranzukommen, doch dem steht seine zweite Identität als Spider-Man im Wege. Kein Geringerer als Nick Fury (Samuel L. Jackson) versucht ihn für neue Rettungsmissionen zu rekrutieren, bedrohen doch aggressive Inkarnationen der Elemente Feuer, Erde, Wasser und Luft die Welt. Zwar stellt sich denen mit dem anscheinend aus einer Paralleldimension angereisten Mysterio (Jake Gyllenhaal) bereits ein mächtiger Held in den Weg, doch auch Peters Hilfe wird benötigt, weshalb Fury und dessen Shield-Truppe kurzerhand ein wenig Einfluss auf die Route seiner Klassenreise nehmen. Für Peter scheint das Dilemma, sich ständig in Gefahrensituationen unauffällig von seinen Freunden lösen zu müssen, aber kaum lösbar, denn auch in Sachen Mary Jane gerät er dadurch eindeutig in Nachteil.
 

spidey far 3Es blieb schon noch Einiges an Fragen offen, nachdem die von Thanos mit einem Fingerschnippen ausgelöschte halbe Menschheit in „Endgame“ dank eines Einfalls von Bruce „Hulk“ Banner schließlich nach fünf Jahren zurückkehrte und zwar – wie wir nun erfahren – jeder ohne gealtert zu sein und an genau dem Ort, an dem er sich befand bevor das nun als kurzzeitiges „Blip“-Phänomen bezeichnete Ereignis einsetzte. Wenn das, wie hier zu sehen, auf einem Basketballfeld geschah, gab es da auch genügend Platz und nur harmlose Kollisionen, wie das aber bei Menschen funktioniert haben soll, die sich z.B. in einem überfüllten Bus oder einem über der Erde fliegenden Flugzeug befunden haben wird nicht beantwortet.

Während man sich dafür aber sicher noch irgendeine pseudo-wissenschaftliche Erklärung zurecht legen kann, ist es vor allem der emotionale Anteil dieser Erfahrung, der erstaunlich locker beiseite gewischt und zu den Akten gelegt wird. Was ist mit all den für tot erklärten Menschen, die nun in bereits neu vermietete Wohnungen oder in ihren alten Job zurückkehren möchten? Und obwohl für viele seiner Freunde fünf Jahre vergangen und diese nun entsprechend älter geworden sind, scheint sich am Beziehungsgeflecht untereinander kaum etwas geändert zu haben. Da macht man ganz normal weiter als sei nichts gewesen und das komplexe Thema wird lediglich für ein paar Witze genutzt, wenn jemand der Aufsichtsperson zuruft „Hey, er ist technisch gesehen erst sechzehn und nicht einundzwanzig, nehmen Sie ihm bitte die Zigarette weg“.

spidey far 4Da stiehlt man sich beim sonst so clever konstruierten Überbau des Marvel-Universums also ziemlich billig davon und versucht mit jeder Menge Wirbel und Tempo schnell auf die Action um Spider-Man umzuschalten. Was auch gelingt, denn obwohl früh erkennbar ist, dass es sich bei den umherwütenden Elementen wohl nicht um die Hauptgefahr handeln wird, lassen sich mit denen hübsche Effekte und Kämpfe umsetzen, was vor allem in der längeren Venedig-Sequenz ausführlich genutzt wird. Es handelt sich hier um eine echte Europa-Rundreise, die unter anderem auch in Berlin und Prag Station macht, und wie Nick Fury hier immer wieder manipulierend eingreift und sich über die Respektlosigkeiten eines Teenagers ärgern muss („Er ruft Sie zurück, wenn er Zeit hat“), sorgt mit für die amüsantesten Momente des Films. Der im Kern tatsächlich als romantisch-alberne Highschool-Komödie daherkommt und damit seinen eigenen Platz zwischen den Weltraum-Abenteuern, Magie- und Monsterbeiträgen des Marvel-Universums findet, dieses Rad allerdings auch hin und wieder etwas überdreht. So sind vor allem die mitreisenden Lehrer als reine, überforderte Witzfiguren angelegt und gehen schon gehörig auf die Nerven. Insgesamt wirken die zahlreichen Gags und Sprüche diesmal doch ein bisschen bemüht und kommen nicht ganz mit der Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit daher, die man von den Marvel-Filmen sonst gewohnt ist. Was nicht heißen soll, dass „Far from Home“ nicht lustig ist, keinesfalls – man legt es hier aber eben schon sehr spürbar darauf an.

spidey far 5Peter Parkers Nöte bleiben dagegen stets nachvollziehbar und Tom Holland präsentiert sich in dieser Rolle einfach als sehr großer Sympathieträger. Wenn ihm dabei Jake Gyllenhaal als erfahrener und väterlicher Mentor beiseite steht und sogar ein wenig als Ersatz für den gestorbenen Tony Stark dient, dann ahnt aber nicht nur der belesene Kenner der Comicvorlage, dass hier etwas nicht ganz stimmen kann, und wie leicht und geradezu einfältig sich vor allem Nick Fury & Co. in Sachen Herkunft des Mysterio an der Nase rumführen lassen, lässt auch an deren Qualifikation als super-smarte Spezialeinheit zweifeln. Auch das Hilfsmittel „Der Superschurke erklärt nochmal genau seinen Plan und sein bisheriges Vorgehen vor den eigenen Gehilfen“ (in Wahrheit aber natürlich nur für die Zuschauer) ist ein eher billiges, das man so bisher von den Marvel-Autoren nicht kannte.

Es ist zu erwarten, dass das die Mehrheit der Zuschauer nicht weiter stören wird, und nach der Pressevorführung gab es für „Far from Home“ auch durchgehend Lob, nicht wenige reihten den Film spontan unter den stärksten der nun bereits 23 Beiträge umfassenden Reihe ein. Wenn man etwas genauer hinschaut, sind die Nachlässigkeiten beim Drehbuch hier aber nicht zu übersehen und der etwas plumpe Humor auch nicht, daher reicht es bei uns für diesen ansonsten wirklich sehr liebenswerten Spider-Man trotzdem nur für einen Platz im hinteren Mittelfeld.

Bilder: Copyright

8
8/10

Interessant wie unterschiedlich man die Dinge wahrnehmen kann, habe ich, als jemand, der den gängigen Superhelden-Verfilmungen eher gelassen gegenübersteht, diesen Spiderman - so wie auch seinen Vorgänger - als überraschend frisch und einfallsreich erlebt.

Der Rezensent hat hier auf jeden Fall einen Punkt, wenn er gewisse Rollen als überforderte und nervende Witzfiguren bezeichnet, hier und da einen Gag ins Leere laufen sieht oder die fehlende Auseinandersetzung mit den fünf „verlorenen“ Jahren beklagt, die an sich sicher sehr spannend gewesen wäre. Allerdings weiß ich im Bezug auf den letzten Punkt nicht, ob diese Art der Reflexion sich organisch in die Tonalität des restlichen Films (oder der neuen Spiderman-Reihe) hätte einfügen lassen. Meines Erachtens nämlich nicht. Und da ich nicht der Meinung bin, dass der Stil und die emotionale Richtung dieses Films, im Kern von seinem „indirekten“ Vorgänger vorgegeben werden sollte, kann ich die Entscheidung, dieses Thema hier sehr schnell und eher witzig abzuhandeln, gut verstehen, vor allem im Hinblick auf sein junges Publikum und der generellen Ausrichtung des MCU. Man kann sich daran stören, muss es aber nicht.

Stören kann man sich aber auch an der Tatsache, dass die hier vorliegende Rezension sich wieder einmal viel zu sehr auf die, ohne Zweifel vorhandenen, negativen Aspekte konzentriert, ohne die größten Stärken das Films überhaupt zu erwähnen. Darüber hinaus wird hier auch wieder mit zweierlei Maß gemessen. Ich erinnere mich z.B. noch sehr gut an eine, hier als „kleines Meisterwerk“ beschriebene, Szene aus Civil War (die tatsächlich sehr gelungen war), jedoch von der zentralen Action-Sequenz dieses Films hier, in der auf fantastische Weise mit den endlosen Möglichkeiten von Illusionen gespielt wird, so locker beiseite gewischt wird, dass es eine wahre Freude ist. Es ist nämlich mit Nichten Venedig, wo die beste Actionszene des Films verhaftet ist, es ist auch hier wieder Deutschland.

Paradoxerweise liegt in dieser grandiosen Sequenz zugleich auch mein größter Kritikpunkt verhaftet, denn biss auf eine weitere Szene im Finale des Films, wird hier aus dieser spannenden und auch ziemlich frischen Prämisse leider etwas zu wenig gemacht.

Warum die Frage wie und wo einige der „Wiederhergestellten“ Menschen, die sich zum Zeitpunkt des Blips in einer mobilen Lokalität befanden, zurück ins Leben kamen, für den Plot oder die emotionale Ausrichtung der Figuren eine Relevanz haben soll, versteh ich hingegen gar nicht. Das stellen dieser frage mag ja grundsätzlich nachvollziehbar und sinnvoll sein. Wenn man jedoch anfangen würde das MCU auf derartige Detailfragen bzw. Logikfehler abzuklopfen und nach diesen rationalen Grundsätzen zu bewerten, dann wage ich mal sehr zu bezweifeln, dass hier auch nur ein einziger Beitrag dieser Serie über eine Fünf-Punkte-Wertung hinauskommen würde. Oder anders gesagt: Wen interessiert’s?

ACHTUNG LEICHTER SPOILER!!!

Interessant wäre hinsichtlich dieser Rezension jedoch gewesen, wenn man die sich tatsächlich sehr offenkundig anbahnende „Ambivalenz“ von Jake Gyllenhaals Figur bemängelt, im selben Zuge auch erwähnen würde, dass dieser Twist in seiner Inszenierung und Beschaffenheit dann eben doch sehr gelungen ist. Die Überraschung gibt sich hier nämlich nicht durch die generelle Ausrichtung dieser Figur, die sich schon in den diversen Trailern durch das komplette Fehlen eines Bösewichts erahnen lies, sondern dadurch, welche Motivation diese hat. Und die coole Art und Weise wie dieser Twist inszeniert wird, hat mich dann auch ohne größere Probleme über die - zugegeben - sehr klischeehafte Erläuterung von Mysterios Motiven hinwegsehen lassen.

SPOILERENDE

Ich für meinen Teil hatte beim gucken ne Menge Spaß, trotz einiger sichtlicher Schwächen im Gesamtkonstrukt. Dass liegt vor allem daran, dass der Streifen seine Hauptfigur und die diversen jungen Figuren in dessen Dunstkreis, nicht nur als glaubwürdige Teenager inszeniert, sondern diese Generation, im Rahmen der Möglichkeiten einer Comic-Verfilmung, auch tatsächlich ernst nimmt. Auch das großartige Spiel mit den Illusionen war Frisch und auch wenn es zum Teil ein subjektiver Einwurf ist, schafft die Bloße Anwesenheit eines Jake Gyllenhaals jeden Film noch ein kleines Stück aufzuwerten. Kurz: Wer den Vorgänger mochte, wird auch hier eine Menge Spaß haben. Wer nach Logik und Sinn sucht, ist nicht nur im falschen Film, sondern im falschen Genre.

Kleine Notiz am Rande: Thanos hat die halbe Welt in Infinity War ausgelöscht, nicht in Endgame. Klugscheißer-Modus aus.

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6
6/10

Leider nur gehobenes Mittelmaß für mich.

Zunächst das Positive. Tom Holland ist für mich einfach die perfekte Besetzung für einen jugendlichen Spider-Man. Auch die Nähe zur Teenie High-School-Komödie hat mir schon im Vorgänger sehr gut gefallen. Auch ich finde, dass Jake Gyllenhaal einen guten Mysterio gibt. Das Endcreditscene ist ebenfalls sehr gelungen und macht mir Lust auf den nächsten Film.

Leider fühlt sich alles vor dieser Szene recht unausgewogen an. Die in "Homecoming" noch so tolle Action empfinde ich hier als durchgehend schwach. Zum einen visuell, zum anderen vom Tempo. Den ersten Einsatz von Illusionen fand ich auch noch gut. Doch spätestens beim zweiten und dritten Mal war es irgendwie nervig. Ich habe es noch nie erlebt, dass mehrere Leute im Kino stöhnend "Nicht schon wieder" geseufzt haben.
Die Idee der Klassenfahrt ist nett. Europa sieht für mich jedoch zu unecht aus um völlig in den Film eintauchen zu können und am Ende war die Erkenntnis groß, dass Spider-Man einfach am besten nach New York passt. Seine Fähigkeit durch die Häuserschluchten macht dort auch optisch Sinn.
Des Weiteren stören mich immer wieder kleine Einzelszenen im Gesamteindruck, wie z.B. ein uneleganter Erklärmonolog in der Mitte des Films.

Homecoming ist für mich der beste Spider-Man bis dato. Diesem hier gebe ich eine 6,5. Ganz nett, aber im Heimkino reicht es auch.

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