
Der spektakulär unspektakuläre Auftritt Adam Sandlers in Paul T. Andersons einfühlsamen "Punch-Drunk Love" verunsicherte vor zwei Jahren die Filmwelt. Würde Sandler, bekanntester Vertreter der Kategorie Fäkalhumor, etwa bald in Jim Carreys Fußstapfen treten und den sicheren Goldesel Comedy zugunsten von ernsthafteren Rollen opfern? "50 erste Dates" schien diese Hoffnung (mancher mag sie auch als Befürchtung empfunden haben) im letzten Jahr zunichte zu machen, doch mit "Spanglish" untermauert Sandler nun erneut erfolgreich seine Ambitionen für das Charakterfach. Zwar bedarf es einiger Anlaufschwierigkeiten, bis "Spanglish" und Aktiver ist da schon zu Beginn die temperamentvolle Mexikanerin Flor (Paz Vega). Nachdem diese in ihrer Heimat von ihrem Mann verlassen wurde, zieht sie zusammen mit ihrer Tochter Cristina (Shelbie Bruce) nach Los Angeles. Der wahre Kulturschock setzt aber erst einige Jahre später ein, als Flor für einen Job als Haushälterin die vertraute Umgebung ihres mexikanischen Viertels verlassen muss. Ihre neuen Arbeitgeber, der Gourmetkoch Jack Clasky (Adam Sandler) und seine Frau Deborah (Téa Leoni), nehmen sie trotz nicht vorhandener Englischkenntnisse herzlich bei sich auf. Die Sprachbarriere kommt aber schon nach einiger Zeit zum Tragen, denn während die Kinder der Claskys den kulturellen Neugewinn schnell ins Herz schließen, verkompliziert Flors feuriges Temperament die bereits kriselnde Clasky-Ehe. Flor selbst macht derweil auch noch ihr eigener Sprössling schwer zu schaffen. Gerade einmal fünf Minuten sind vergangen, als in "Spanglish" die erste Person mit dem Kopf gegen eine Glasscheibe prallt. Doch dieser scheinbar klassische Einstieg in einen Adam Sandler-Film voller physischer Komik wird die einzige Parallele zu Werken wie "Waterboy" oder "Happy Gilmore" bleiben. Stattdessen nutzt Regisseur und Autor James L. Brooks (in seinem ersten Film seit dem 1997er Hit "Besser geht's nicht") sein Ensemble dafür, sich mehr als zwei Stunden lang, zwischen leichter Komödie und leisem Drama schwankend, mit einer Vielzahl von familiären Alltagsproblemen auseinander zu setzen. Neben der angeschlagenen Ehe der Claskys
Dann aber beginnt sich Brooks glücklicherweise stärker dem Dreiecksverhältnis zwischen Flor, Jack und Deborah zu widmen, womit "Spanglish" endlich den so schmerzlich vermissten roten Faden erhält und prompt Fahrt aufnimmt. Damit kommen auch die Stärken von Brooks ruhiger und einfühlsamer Erzählweise zum Tragen, und der Genussfaktor fürs Publikum steigt stetig. Die Figuren gewinnen deutlicher an Kontur und Sandlers zunehmende Leinwandpräsenz hinterlässt, vor allem im Zusammenspiel mit Paz Vega, einige erinnerungswürdige Szenen. Dabei kann Sandlers schauspielerische Leistung gar nicht hoch genug bewertet werden, schafft er es trotz seiner sehr zurückhaltenden und ruhigen Spielweise doch gleich gegen zwei Diese Szene sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film in der zweiten Hälfte zunehmend in Richtung Drama abdriftet. Für den Zuschauer ein Segen, denn Brooks versteht es geschickt mit den Begriffen Ehe, Vertrauen und Verantwortung zu jonglieren. Nachdenklichere Momente gewinnen die Oberhand und finden schließlich ihren Höhepunkt in einer wundervoll geschriebenen und einfühlsam gespielten Liebesszene in Jacks Restaurant. So erreicht der Film letztendlich doch noch, was man zur Hälfte für kaum möglich gehalten hätte: Die Figuren sind einem ans Herz gewachsen und das konsequente Ende macht es umso schwerer sich von ihnen zu trennen. Auch wenn sein Motor für lange Zeit nicht so wirklich anspringen will, einmal in Fahrt gekommen läuft "Spanglish" richtig rund und man ist gerne mit dabei. Ein gefühlvoll inszenierter Film, der letztendlich vor allem durch seine melancholischeren Momente beim Zuschauer wieder einiges an Boden gutmachen kann. So wird Sandlers Filmographie nach "Punch-Drunk Love" ein weiteres interessantes Mosaikstück hinzugefügt. Man darf gespannt sein, welche noch folgen werden. |
Neuen Kommentar hinzufügen