Die großen Kassen -und Publikumshits von Bully Herbig ("Der
Schuh des Manitu", "Traumschiff
Surprise") haben bewiesen, dass deutsche Komödien
nicht nur gewinnbringendes Potential an den heimischen Kinokassen
besitzen, sondern sogar den richtig großen Rubel einfahren
können. In Folge dessen hat sich in letzter Zeit ein deutlicher
Trend im Kinosektor abgezeichnet - mit Filmen wie "Der
Wixxer" (Oliver Kalkofe und Konsorten) oder auch jüngst
"7 Zwerge - Männer allein
im Wald" (angeführt von Otto Waalkes) wollen die etablierten
Herren der deutschen Klamauk-Szene ihr Stück vom Kuchen abschneiden.
Unter der Regie von Sven Unterwaldt, der bereits mit "7 Zwerge"
die Parodie eines bekannten Märchenstoffs der Brüder Grimm
mitverantwortete,
versucht sich nun auch der ewige Proleten-Komiker Tom Gerhardt ("Ballermann
6") an einem weiteren Kinofilm - und da muss dann gleich nichts
Geringeres als die größte deutsche Heldensage dran glauben,
das "Nibelungenlied" mit seinem Helden Siegfried.
Mit Werktreue und der einhergehenden Tragödie hat man natürlich
nicht viel am Hut: In stark vereinfachter und abgewandelter Form
wird hier die alte Nibelungen-Mär wiedergegeben, wobei für
den Wiedererkennungswert natürlich die bekanntesten Motive
wie der Drachenmord, der sagenumwobene Schatz und das berühmte
kleine Blatt (das Schuld an Siegfried einziger Schwachstelle ist)
nicht fehlen dürfen.
Als kleines Kind in einem Korb ausgesetzt, wird Siegfried (Tom Gerhardt)
vom Schmied Mime (Michael Brandner) in einem Fluss gefunden. Unbekümmert
und ahnungslos, welch Nerven zerreibende Bürde er sich damit
angelastet hat, nimmt der Schmied das Findelkind zu sich. Früh
fällt der Kleine durch seine unnatürliche Stärke
auf. Diese außergewöhnliche Gabe entwickelt sich jedoch
zu einer regelrechten Plage, denn alles was er in die Hände
nimmt, geht schnurstracks zu Bruch, sehr zum Leid der anderen Dorfbewohner.
Und so wird Siegfried auch beim Spielen mit den anderen Dorfkindern
ausgegrenzt. Da er die Sprache der Tiere verstehen gelernt hat,
freundet er sich alsbald mit einem Schwein an. Als er dann
eines Tages mir nichts dir nichts auf die hübsche Kriemhild
(Dorkas Kiefer) stößt, verliebt er sich sofort in sie
und kann fortan an nichts anderes mehr denken. Schließlich
begibt er sich zusammen mit seinem Schweine-Freund auf die Reise,
um seine Herzallerliebste zu finden...
Tom Gerhardt, bekannt für seine einfach gestrickten Comedy-Charaktere
mit stark rheinischem Einschlag, gestaltet auch seine "Interpretation"
des Siegfried entlang seiner sattsam bekannten Linie. Als Kind der
Natur hat Siegfried nichts Böses kennen gelernt und vermag
daher auch im aller schlimmsten Feind noch einen Freund zu sehen
- treudoofe Naivität heißt auch hier der vermeintliche
Erfolgsweg zum Zwerchfell des Publikums. Seine extreme Freundlichkeit
stößt nur auf Grenzen, wenn seine besten Freunde, die
Tiere, in Gefahr sind. Im Stile eines Inspektor Clouseau bahnt sich
Siegfried so seinen Weg, und kommt bei jedem Versuch des Feindes,
ihn zu beseitigen, unversehrt und weiterhin ahnungslos davon. Im
Stile einer klassischen Buddy-Komödie steht ihm das Schwein
bei seinen Aufgaben auch warnend und schützend zur Seite, wenn's
denn einmal zu brenzlig für unseren Helden wird.
Denn Kriemhild, eine garstige, hinterhältige Prinzessin, hat
aber auch gar nichts für ihren Spanner/Verehrer übrig.
Das aller Schlimmste für sie jedoch ist, dass sie Siegfried
von ihrem Bruder - der sich statt für Blondinen ausschließlich
für blond gelockte Knaben interessiert - zur Frau versprochen
wurde, nachdem der tumbe Trottel ein Ritter-Turnier gewonnen hatte.
Zusammen mit Hagen und Alberich versucht Kriemhild, ihren Zukünftigen
aus dem Weg zu schaffen, und schickt ihn in die Höhle des Drachen,
um für die Hochzeit Ringe aus Rhein-Gold zu beschaffen.
Die
Attribute blond, blauäugig, big breasts und blöd könnten
als Leitmotiv bei der Konzipierung dieses Films hergehalten haben.
Nach dem Motto: Wenn man schon nichts zu lachen hat in dieser Möchtegern-Komödie,
dann soll man doch wenigstens etwas zum Hingucken als Entschädigung
bekommen. Die Geschichte ist mehr als banal. Die Gags sind uralt,
billig und niveaulos, kurz: unlustig. Und der pseudo-komische Dialekt
von Siegfried hängt einem nach gut einem Viertel des Films
einfach nur noch zum Halse heraus.
Ein paar "herausragende" Beispiele für den "Humor"
dieses Films: Wie ein Hund, der gelernt hat, dass es beim Erklingen
eines Glöckchens Futter gibt, folgt auch Siegfried einem ähnlichen
Lern-Schema, das in der Biologie als reizbedingte klassische Konditionierung
bekannt ist. Nachdem ihn ein Burgwächter zum Abschied als "Freund"
bezeichnet und das mit zwei Ohrfeigen untermauert, fasst unser Held
dies natürlicherweise als höfliche Form der Begrüßung
auf. Und überaus freundlich wie er ist, wendet er das Gelernte
stets beim Hören des Wortes "Freund" an - Backpfeifen
am Fließband sind vorpgrammiert. Dieser Gag kommt unzählige
Male im Film vor, obwohl schon nach dem zweiten Mal alle Komik verflogen
ist.
In einer anderen Szene hebt Siegfried der auf allen Vieren laufenden
Kriemhild den Rock hoch und küsst sie erst auf die linke, dann
auf die rechte Pobacke und schließlich auf die "Mitte",
so wie er es vorher von seinem "schweinischen" Freund
gelernt hat. Das Ganze ist nur unangenehm peinlich, grenzt an schlechten
Geschmack und wäre in einem x-beliebigen Sexfilmchen im Spätprogramm
eines Privatsenders besser aufgehoben.
Zudem
kann sich Siegfrieds ferkeliger Gefährte (eine Mischung aus
Schweinchen Babe und dem Esel aus "Shrek") ernsthafte
Hoffnungen machen, dem legendären Schwabbelohr Jar Jar Bings
("Star Wars: Episode 1") den Titel als "nervtötendste
Filmfigur aller Zeiten" strittig zu machen. Der "Running-Gag"
des Fluss-Überquerens ist in etwa so komisch wie eine Talk-Runde
bei Sabine Christiansen und verfehlt seine Wirkung ebenfalls komplett.
Als dann wenigstens endlich der Moment in Erfüllung zu gehen
scheint, auf den man schon den ganzen Film über gewartet hat
- die Erlösung des schweinischen Vierbeiners von den Qualen
seiner diesseitigen Existenz - wird man leider nochmals enttäuscht,
um nicht zu sagen verladen von einem blödsinnigen und auf reine
Effekthascherei ausgelegten "Kniff" des Regisseurs. Hier
wird einem wirklich gar keine Freude gegönnt.
Die Spezial-Effekte sind - wie sollte es auch anders zu erwarten
sein - ebenfalls mies. Da drehte man einmal das lebende, weil laufende
Schwein, und dann das mechanische, weil sprechende Schwein - beide
sich völlig unähnlich. Die am Computer animierte Grille
könnte glatt aus einem der früheren Pixar-Filme entflohen
sein, und das Drachen-Baby sieht aus wie ein Furby-Spielzeug.
Und was die durchweg bodenlosen Darsteller betrifft: Einzig Axel
Neumann als Alberich alias Fährmann ist zu ertragen und hebt
sich von allen anderen Figuren ab. Das hilft dann aber auch nix
mehr.
Die Bezeichnung des Films als Komödie ist reinster Etikettenschwindel.
Was dem Publikum hier geboten wird, ist eine hirnlose Aneinanderreihung
von abgedroschenen, stumpfsinnigen Gags, die höchstens bei
sehr wohlwollender Einstellung gelegentlich zu einem leichten Schmunzeln
verleiten können - mehr aber auch nicht. Die nächste Vollkatastrophe
im deutschen Comedy-Sektor.
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