Siegfried

Originaltitel
Siegfried
Jahr
2005
Laufzeit
93 min
Genre
Release Date
Bewertung
1
1/10
von Denis Kirimtay / 30. Januar 2011

 

Die großen Kassen -und Publikumshits von Bully Herbig ("Der Schuh des Manitu", "Traumschiff Surprise") haben bewiesen, dass deutsche Komödien nicht nur gewinnbringendes Potential an den heimischen Kinokassen besitzen, sondern sogar den richtig großen Rubel einfahren können. In Folge dessen hat sich in letzter Zeit ein deutlicher Trend im Kinosektor abgezeichnet - mit Filmen wie "Der Wixxer" (Oliver Kalkofe und Konsorten) oder auch jüngst "7 Zwerge - Männer allein im Wald" (angeführt von Otto Waalkes) wollen die etablierten Herren der deutschen Klamauk-Szene ihr Stück vom Kuchen abschneiden. Unter der Regie von Sven Unterwaldt, der bereits mit "7 Zwerge" die Parodie eines bekannten Märchenstoffs der Brüder Grimm mitverantwortete, versucht sich nun auch der ewige Proleten-Komiker Tom Gerhardt ("Ballermann 6") an einem weiteren Kinofilm - und da muss dann gleich nichts Geringeres als die größte deutsche Heldensage dran glauben, das "Nibelungenlied" mit seinem Helden Siegfried.

Mit Werktreue und der einhergehenden Tragödie hat man natürlich nicht viel am Hut: In stark vereinfachter und abgewandelter Form wird hier die alte Nibelungen-Mär wiedergegeben, wobei für den Wiedererkennungswert natürlich die bekanntesten Motive wie der Drachenmord, der sagenumwobene Schatz und das berühmte kleine Blatt (das Schuld an Siegfried einziger Schwachstelle ist) nicht fehlen dürfen.
Als kleines Kind in einem Korb ausgesetzt, wird Siegfried (Tom Gerhardt) vom Schmied Mime (Michael Brandner) in einem Fluss gefunden. Unbekümmert und ahnungslos, welch Nerven zerreibende Bürde er sich damit angelastet hat, nimmt der Schmied das Findelkind zu sich. Früh fällt der Kleine durch seine unnatürliche Stärke auf. Diese außergewöhnliche Gabe entwickelt sich jedoch zu einer regelrechten Plage, denn alles was er in die Hände nimmt, geht schnurstracks zu Bruch, sehr zum Leid der anderen Dorfbewohner. Und so wird Siegfried auch beim Spielen mit den anderen Dorfkindern ausgegrenzt. Da er die Sprache der Tiere verstehen gelernt hat, freundet er sich alsbald mit einem Schwein an. Als er dann eines Tages mir nichts dir nichts auf die hübsche Kriemhild (Dorkas Kiefer) stößt, verliebt er sich sofort in sie und kann fortan an nichts anderes mehr denken. Schließlich begibt er sich zusammen mit seinem Schweine-Freund auf die Reise, um seine Herzallerliebste zu finden...

Tom Gerhardt, bekannt für seine einfach gestrickten Comedy-Charaktere mit stark rheinischem Einschlag, gestaltet auch seine "Interpretation" des Siegfried entlang seiner sattsam bekannten Linie. Als Kind der Natur hat Siegfried nichts Böses kennen gelernt und vermag daher auch im aller schlimmsten Feind noch einen Freund zu sehen - treudoofe Naivität heißt auch hier der vermeintliche Erfolgsweg zum Zwerchfell des Publikums. Seine extreme Freundlichkeit stößt nur auf Grenzen, wenn seine besten Freunde, die Tiere, in Gefahr sind. Im Stile eines Inspektor Clouseau bahnt sich Siegfried so seinen Weg, und kommt bei jedem Versuch des Feindes, ihn zu beseitigen, unversehrt und weiterhin ahnungslos davon. Im Stile einer klassischen Buddy-Komödie steht ihm das Schwein bei seinen Aufgaben auch warnend und schützend zur Seite, wenn's denn einmal zu brenzlig für unseren Helden wird.
Denn Kriemhild, eine garstige, hinterhältige Prinzessin, hat aber auch gar nichts für ihren Spanner/Verehrer übrig. Das aller Schlimmste für sie jedoch ist, dass sie Siegfried von ihrem Bruder - der sich statt für Blondinen ausschließlich für blond gelockte Knaben interessiert - zur Frau versprochen wurde, nachdem der tumbe Trottel ein Ritter-Turnier gewonnen hatte. Zusammen mit Hagen und Alberich versucht Kriemhild, ihren Zukünftigen aus dem Weg zu schaffen, und schickt ihn in die Höhle des Drachen, um für die Hochzeit Ringe aus Rhein-Gold zu beschaffen.

Die Attribute blond, blauäugig, big breasts und blöd könnten als Leitmotiv bei der Konzipierung dieses Films hergehalten haben. Nach dem Motto: Wenn man schon nichts zu lachen hat in dieser Möchtegern-Komödie, dann soll man doch wenigstens etwas zum Hingucken als Entschädigung bekommen. Die Geschichte ist mehr als banal. Die Gags sind uralt, billig und niveaulos, kurz: unlustig. Und der pseudo-komische Dialekt von Siegfried hängt einem nach gut einem Viertel des Films einfach nur noch zum Halse heraus.
Ein paar "herausragende" Beispiele für den "Humor" dieses Films: Wie ein Hund, der gelernt hat, dass es beim Erklingen eines Glöckchens Futter gibt, folgt auch Siegfried einem ähnlichen Lern-Schema, das in der Biologie als reizbedingte klassische Konditionierung bekannt ist. Nachdem ihn ein Burgwächter zum Abschied als "Freund" bezeichnet und das mit zwei Ohrfeigen untermauert, fasst unser Held dies natürlicherweise als höfliche Form der Begrüßung auf. Und überaus freundlich wie er ist, wendet er das Gelernte stets beim Hören des Wortes "Freund" an - Backpfeifen am Fließband sind vorpgrammiert. Dieser Gag kommt unzählige Male im Film vor, obwohl schon nach dem zweiten Mal alle Komik verflogen ist.
In einer anderen Szene hebt Siegfried der auf allen Vieren laufenden Kriemhild den Rock hoch und küsst sie erst auf die linke, dann auf die rechte Pobacke und schließlich auf die "Mitte", so wie er es vorher von seinem "schweinischen" Freund gelernt hat. Das Ganze ist nur unangenehm peinlich, grenzt an schlechten Geschmack und wäre in einem x-beliebigen Sexfilmchen im Spätprogramm eines Privatsenders besser aufgehoben.
Zudem kann sich Siegfrieds ferkeliger Gefährte (eine Mischung aus Schweinchen Babe und dem Esel aus "Shrek") ernsthafte Hoffnungen machen, dem legendären Schwabbelohr Jar Jar Bings ("Star Wars: Episode 1") den Titel als "nervtötendste Filmfigur aller Zeiten" strittig zu machen. Der "Running-Gag" des Fluss-Überquerens ist in etwa so komisch wie eine Talk-Runde bei Sabine Christiansen und verfehlt seine Wirkung ebenfalls komplett.
Als dann wenigstens endlich der Moment in Erfüllung zu gehen scheint, auf den man schon den ganzen Film über gewartet hat - die Erlösung des schweinischen Vierbeiners von den Qualen seiner diesseitigen Existenz - wird man leider nochmals enttäuscht, um nicht zu sagen verladen von einem blödsinnigen und auf reine Effekthascherei ausgelegten "Kniff" des Regisseurs. Hier wird einem wirklich gar keine Freude gegönnt.
Die Spezial-Effekte sind - wie sollte es auch anders zu erwarten sein - ebenfalls mies. Da drehte man einmal das lebende, weil laufende Schwein, und dann das mechanische, weil sprechende Schwein - beide sich völlig unähnlich. Die am Computer animierte Grille könnte glatt aus einem der früheren Pixar-Filme entflohen sein, und das Drachen-Baby sieht aus wie ein Furby-Spielzeug.
Und was die durchweg bodenlosen Darsteller betrifft: Einzig Axel Neumann als Alberich alias Fährmann ist zu ertragen und hebt sich von allen anderen Figuren ab. Das hilft dann aber auch nix mehr.

Die Bezeichnung des Films als Komödie ist reinster Etikettenschwindel. Was dem Publikum hier geboten wird, ist eine hirnlose Aneinanderreihung von abgedroschenen, stumpfsinnigen Gags, die höchstens bei sehr wohlwollender Einstellung gelegentlich zu einem leichten Schmunzeln verleiten können - mehr aber auch nicht. Die nächste Vollkatastrophe im deutschen Comedy-Sektor.

Bilder: Copyright

Weniger Schrott hätte ich auch nicht erwartet !

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Tom Gerhard... was habt ihr bitte erwartet??!
Ich findn geil, einfach mal anschaun und nich gross bei nachdenken

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10
10/10

einfach geil aber wer spricht den drachen

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9
9/10

Hey,was habt ihr alle gegen den film????
der film is doch grrrraaaaaaaaaassssss!!:-)

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Liebaaa Jott im Jimmel wat ne dreckelige schaiss...

ps. den Drachen spricht Atze Schröder

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10
10/10

wie griesgrämig kann man sein, diesen film so schlecht zu bewerten. natürlich ist der film kein meisterwerk, aber er ist durchaus lustig und gerade durch den derben humor eine schöne ausnahme in der sonst so biederen, langweiligen deutschen filmlandschaft. ich nenne es einen: "hidden gem".
zu unrecht von gängigen portalen als schlecht bewertet. wer den film nicht lustig findet geht zum lachen wohl auch sonst in den keller.

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