Was haben Peter Jackson und seine großartigen "Herr der Ringe"-Filme da nur angerichtet: Im tatsächlichen Monats- und gefühlten Wochenabstand bevölkern diesen Herbst neue Fantasy-Schinken unsere Leinwände. Seinen Platz zwischen "Beowulf" und dem "Goldenen Kompass" sucht dabei nun auch "Schwerter des Königs". Dabei handelt es sich um eine Videospielverfilmung mit mittelgroßem Budget und einer recht namhaften Besetzung. Außerdem handelt es sich aber auch um den neuen Film von Uwe Boll, und diese Tatsache allein dürfte dafür sorgen, dass der ein oder andere Filmfreund nun bereits dankend abwinkt. Aber versuchen wir doch einfach mal etwas, was den Filmen des deutschen Regisseurs eher selten widerfährt: Schauen wir uns das Ganze einfach mal möglichst sachlich und unaufgeregt an.
Bei "Dungeon Siege", so der Titel der Vorlage, handelt es sich um ganz klassischen Rollenspiel-Fantasy-Stoff. Ein Mann, genannt "Farmer" (Jason Statham) verliert bei einem Angriff der grausamen Krugs, die unter dem Befehl des bösen Zauberers Gallian (Ray Liotta) stehen, seine Familie. Der Sohn ist tot, die Ehefrau (Claire Forlani) entführt. Farmer schwört Rache und macht sich auf den Weg, unterstützt von seinem Freund Norrick und dem Magier Merrick (Genre-erfahrene Recken: Ron Perlman und "Gimli" John Rhys-Davies). Dabei gerät das Trio sehr bald in die Macht- und Ränkespiele des Reiches Ehb, mit dem gutmütigen König Konreid (Burt Reynolds) und der Kriegerin Muriella (Leelee Sobieski) auf der einen sowie dem hinterlistigen Neffen des Königs (Matthew Lillard) und Gallian auf der anderen Seite.
Eine bekannte und weitgehend überraschungsfrei verlaufende Geschichte, die ihre Entstehung natürlich mehr der Eignung für ein Konsolenspiel als irgendwelchen literarischen Ambitionen verdankt. Für Uwe Boll aber genau der richtige Stoff, denn der hat sich an Videospielverfilmungen nicht nur noch nie gestört, er macht ja praktisch nichts Anderes mehr. Den Filmemacher dabei als "umstritten" zu bezeichnen dürfte wohl als maßlose Untertreibung durchgehen. Denn was sich seit einiger Zeit in diversen Internet-Boards und Foren im Bezug auf Boll tut und wie viel Energie einige Nerds dabei in ihre Petitionen und Hasstiraden stecken, sucht seinesgleichen. Die Beschäftigung mit seinen Werken samt anschließender Verdammung scheint dabei doch für viele ein sehr unterhaltsamer Zeitvertreib zu sein.
Objektiv gesehen hat Boll dabei in den letzten Jahren mit "Alone in the Dark" oder "Bloodrayne" einfach nur reinrassige, anspruchslose Videothekenware produziert, wie es sie im Grunde dutzendfach gibt, nur eben ohne dass es dabei lautstarke Verehrer einer Vorlage gibt, die sich über deren mangelhafte Umsetzung echauffieren. Dabei ist es Bolls primäre Aufgabe im Sinne seiner (die Filme selbst produzierenden) Firma, profitabel zu arbeiten, und diesem Ziel ordnet er dann gegebenenfalls halt die Punkte "Qualität" und Niveau" unter (okay, nicht nur gegebenenfalls sondern immer).
Doch Boll arbeitet sich langsam nach vorn und seine Filme werden mit größerem Budget und wachsender Erfahrung zumindest Stück für Stück und in überschaubaren Schritten besser. Für die "Schwerter des Königs" stand ihm nun erstmals ein Budget zur Verfügung, welches auch wirklich eine absolut kinotaugliche Umsetzung erlaubte, zudem gelang es durch günstige und frühzeitige Vertragsabschlüsse eine stattliche Besetzung mit einem guten Dutzend bekannter Namen zu verpflichten. Das Ergebnis ist dementsprechend: Solide und okay. Die Ausstattung ist gut, die Inszenierung der Kampfszenen ordentlich und einige Darstellerleistungen überzeugend (das gilt in erster Linie für Statham, Forlani und vor allem den keineswegs nur unfreiwillig komischen Matthew Lillard als leicht gestörten Möchtegern-König).
Dass es für mehr dann aber doch nicht reicht, liegt einerseits an den genauso oft vertretenen schwachen Schauspieldarbietungen von z.B. Burt Reynolds oder dem wirklich eklatant fehl besetzten und wild chargierenden Ray Liotta in der Rolle des Oberbösewichtes. Allerdings machen es einige der ihnen in den Mund gelegten Sätze den Darstellern auch zugegebenermaßen schwer, damit noch gut auszusehen. Dialoge sind nach wie vor sicher nicht die Stärke von Boll, aber das hat schließlich George Lucas' Erfolg auch nicht weiter geschadet. Das größte Manko der bisher aufwändigsten Produktion des Regisseurs ist andererseits allerdings eines, das man seinen früheren Werken fast noch am Wenigsten vorwerfen konnte: Nämlich fehlendes Tempo und sich viel zu oft einstellende Langeweile bei einer deutlich zu langen Laufzeit von mehr als zwei Stunden. Insbesondere im Mittelteil, vor, während und nach der großen Schlacht, die schließlich zur Krönung eines neuen Königs führt, beschleicht einen das eine oder andere Mal das Gefühl, der Film würde jetzt wohl gleich stehen bleiben.
Den geplanten US- Start einer nochmals um mehr als 20 Minuten längeren Fassung sollte man sich daher vielleicht doch noch mal gründlich überlegen. Ansonsten bieten die "Schwerter des Königs" aber immerhin einigermaßen brauchbare, anspruchslose Kinounterhaltung. Also gar nicht so schlimm, dieser neue Boll.
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