Radio Rock Revolution

Originaltitel
The Boat that Rocked
Jahr
2008
Laufzeit
129 min
Genre
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Anna Sola / 29. Mai 2010

 

England, 1966. Von den Swinging Sixties ist im staatlichen Radio nicht viel zu bemerken, dafür sorgt Minister Dormandy (Kenneth Branagh) höchstpersönlich. Doch der Piratensender "Radio Rock" macht ihm einen Strich durch die Rechnung, in dem er von einem Boot mitten auf der Nordsee Rockmusik über den Äther sendet. Und das rund um die Uhr. Ausgerechnet dorthin wird der frisch von der Schule geflogene Carl (Tom Sturridge) geschickt, um sein Leben neu zu ordnen. Senderchef Quentin (Bill Nighy) ist nämlich zufällig Carls Patenonkel. Carl, der eigentlich auf der Suche nach seinem leiblichen Vater ist, bekommt nun gleich achtfachen Vaterersatz vorgesetzt, nämlich in Form der durchweg exzentrischen DJs an Bord. Obwohl diese unterschiedlicher nicht sein könnten, verbindet sie ihre tiefe Leidenschaft für die Musik. Allen voran sind da "The Count" (Philip Seymour Hoffman), der für den Sender alles opfern würde, sein großer Rivale Gavin (Rhys Ifans), der nach der wahren Liebe suchende Simon (Chris O'Dowd) und Dave (Nick Frost), der Carl in Liebesangelegenheiten auf die Sprünge helfen will.
Sex, Drugs and Rock 'n' Roll - an Bord von "Radio Rock" sind die 60er in vollem Schwung, mit allem, was dazu gehört. Aber Minister Dormandy und sein Gehilfe Twatt setzen alles daran, den Sender zu zerstören.

Mit seinem neuesten Werk hat sich Drehbuchautor und Regisseur Richard Curtis ("Notting Hill", "Tatsächlich Liebe") einen Kindheitstraum erfüllt. In der Anfangssequenz sieht man einen kleinen Jungen, der abends im Bett den Klängen der Piratensender lauscht - quasi die einzige Möglichkeit im spießigen England der 60er Jahre, Rockmusik zu hören. Genau so, erzählt Curtis, habe er sein Ohr ans Radio gepresst und sich vorgestellt, was für ein aufregendes Leben die DJs auf der Nordsee wohl führen. Dort, ein paar Kilometer außerhalb der britischen Hoheitsgewässer, lagen die Piratensender vor Anker, allen voran Radio Caroline, das als Vorbild für Radio Rock diente. Das Drehbuch basiert jedoch weniger auf historischen Fakten als auf Curtis' Erinnerungen und Vorstellungen über das Leben an Bord des "Boat that rocked", so der Originaltitel.
Dass der Regisseur kein Problem hat, mehr als ein Dutzend großartiger Schauspieler für ein einziges Projekt zu gewinnen, hatte er bereits bei "Tatsächlich Liebe" bewiesen. "Radio Rock Revolution" ist aber nicht wie sein Vorgänger episodisch, sondern eher collagenhaft aufgebaut, was dazu führt dass einige Schauspieler des Ensembles einfach im Getümmel untergehen.
Bestes Beispiel ist die Figur der lesbischen Köchin Felicity, einer Art Quotenfrau an Bord, deren Part nur für ein paar platte Gags gut ist. Gespielt wird die Rolle von der hierzulande eher unbekannten aber grandiosen Katherine Parkinson, die in England zusammen mit Chris O'Dowd (DJ Simon) Star der Comedy-Serie "The IT Crowd" ist, und deren Talent hier eigentlich komplett ungenutzt bleibt. Etwas mehr Raum zum Profilieren gibt es immerhin für Kenneth Branagh oder den neuseeländischen Comedian Rhys Darby ("Flight of the Conchords") als Angus, aber auch hier wäre noch mehr möglich gewesen.
Ein genialer und mutiger Castingstreich ist allerdings Rhys Ifans als Sexsymbol Gavin, schließlich hatte Curtis ihn zuvor in "Notting Hill" Englands unattraktivsten Mitbewohner Spike spielen lassen. Nach seinem Auftritt als Lester Bangs in "Almost Famous" ist Philip Seymour Hoffman geradezu prädestiniert für die Rolle des philosophierenden Count, und sein Konkurrenzkampf mit Gavin um den Titel des besten DJs ist einer der komischen Höhepunkte des Films. Genial ist auch Bill Nighy als exzentrischer Quentin, der eigentlich für den Chef eines Piratensenders viel zu aristokratisch daherkommt. Derweil sorgen Nick Frost und Chris O'Dowd für die nötige Portion Humor.
Kurz gesagt ein unglaublich vielfältiges Ensemble aus Schauspielern, denen man ansieht, wie viel Spaß sie bei den Dreharbeiten hatten. In gewisser Weise ist natürlich das Boot selbst der heimliche Star des Films - "Radio Rock Revolution" hätte niemals die gleiche Wirkung, wenn nur im Studio gedreht worden wäre.
Schwachpunkt des Films ist die Handlung. Der rote Faden geht Richard Curtis bei seiner atmosphärischen Collage öfter mal verloren: er springt von Gag zu Gag, wirft eine Tanzeinlage ein, gibt sich einem Musikstück hin. Nach einer Weile wird das eher eintönig, zumal sich die Bilder von am Radio klebenden Schulkindern und tanzenden Sekretärinnen häufen und Curtis seinen Running Gag "Twatt" (übrigens eine Hommage an seine Figur "Darling" aus "Blackadder") etwas überstrapaziert.

"Radio Rock Revolution" ist bei weitem kein zweiter "Almost Famous" (auch wenn Cameron Crowe und Richard Curtis sicher viel Gesprächsstoff hätten), aber den Anspruch erhebt Curtis auch gar nicht. Daher hat man als Zuschauer am meisten von "Radio Rock Revolution", wenn man den roten Faden gar nicht erst sucht, sondern den Film als ein zweistündiges Musikvideo betrachtet, sich treiben lässt, den Soundtrack und die schrillen Outfits genießt und zusammen mit dem Regisseur von ein klein wenig Anarchie und Hedonismus im Alltag träumt.

Bilder: Copyright

4
4/10

Hui, da habe ich wohl einen anderen Film gesehen, ich fand ihn ziemlich platt und deutlich zu lang und mit rotem Faden hat da scheinbar niemand gearbeitet. Ein ziemliches Durcheinander mit vielen sehr flachen Gags und vielleicht einer Handvoll guten. Die Personen waren alle stereotyp und dabei nicht besonders kreativ finde ich. Insgesamt ein hingehusteter Kindheitstraum des Regisseurs mit vielen bekannten Gesichtern, aber letztendlich nichts halbes und nichts ganzes. Lohnt sich nicht, dafür ins Kino zu gehen.

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8
8/10

Sehr netter und witziger Gute Laune - Film, der halt eindeutig als "britischer Humor" zu erkennen ist.

Und um den einzelnen Figuren besser gerecht zu werden sollte man vielleicht gleich ne ganze Serie draus machen.
Ich würds mir jedenfalls anschauen.

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8
8/10

Ein herrlicher Film. Vor allem Bill Nighy ist großartig.
Wer britischen Humor nicht versteht, ist natürlich falsch...

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6
6/10

Ein roter Faden hätte dem Film sichtlich gut getan, auch das Ende gerät meiner Meinung nach doch sehr sentimental. Die Gags hingegen fand ich meist gelungen.

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9
9/10

Nachdem ich erfahren hatte, dass die Macher von "Tatsäch Liebe" und "Notting Hill" am Werke waren und den Cast gesehen hatte, ist der Trailer für mich zwar etwas mau gewesen, aber ließ ich mich trotzdem nich beirren und habe den Weg ins Kino gefunden.

Der Film spielt im Jahre 1966 und zeigt, wie ein Piratensender auf hoher See das Englische Volk mit non-stopp Rock'n Roll unterhält. Sehr zum Mißklang der politischen Obrigkeit. Das Grundthema deutet schon an, dass die Story des Films eher flach ist und der rote Faden nur ab und zu durch die Beschäftigung des spießigen Ministers (herrlich komisch: Kenneth Brannagh), dem Piratensender ein Ende zu bereiten, erkennbar wird. Doch das ist überhaupt kein Problem. Denn der Film transportiert ein sagenhaftes Gute-Laune-Gefühl, was uns vielleicht in der heutigen Zeit eher Stirnrunzeln in der modernen Welt bringen würde, aber uns zeigt, wie die Leute früher ihre Anarchie ausgelebt haben. Mit einem fantastischen Soundtrack wird uns eine Lebensphilosophie gezeigt, die so skuril und komisch ist, dass man sich oft wünscht, einfach selbst dabei gewesen zu sein. Obwohl es eine Komödie ist, gibt es zwar relativ wenige richtige Lacher, aber kommt dieses Gefühl vor allem durch die vielen facettenreichen Charaktere voll zum Ausdruck. Sämtliche Darsteller wissen es, einfach diese Rock'n Roll-Zeit gut zu charakterisieren. Zwar kommt das Ende etwas dick aufgetragen daher und hätte etwas kürzer und aufschlußreicher ausfallen können, trübt aber dennoch nicht die Stimmung, mit der man mit einem fröhlichen Grinsen aus dem Kinosaal kommt. Für Freunde guter Laune und einem Geschmack für Oldies ist dieser Film wärmstens zu empfehlen.

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8
8/10

Britischer Humor, erste klasse.
Hatte einen riesen Spaß im Kinosaal.
Den Roten Faden habe ich offen gestanden gar nicht erst gesucht, wer Spaß hat anderen beim Feiern zuzuschauen wird sicher sein Vergnügen haben. Mich hat der Film in jedem Fall angesteckt. Klasse Schauspieler, vernünftige solide Gag-Einlagen.

Ich hatte meine Freude an dem Streifen

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8
8/10

Total netter Gute-Laune-Film mit super Musik: Was will man mehr? Richtig, den O-Ton. Egal, kriege ich auf DVD. ;-)

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Der Film pendelte für mich ein wenig zu unentschlossen zwischen genialem menschelnden Zeitportrait - quasi ala Wes Anderson - und einer platten und mit Cliches vollgepackten Amikomödie hin und her.
Philipp Seymour Hoffmann spielt seine Rolle mal wieder toll, allerdings ist selbst er nicht ganz so toll wie sonst.
In der Tat hüpft die Handlung öfters ein wenig wild herum, so als ob man beim Schnitt des Films an manchen stellen zu viel entfernt hätte während man an andere Stellen ruhig die einer oder andere Wiederholung hätte weglassen können - oder bestimmte Handlungsstränge tauchen eine ungewöhnlich lange Zeit ab bevor es weitergeht - was sicher auch der großen Zahl an interessanten Charakteren, denen der Film desöfteren zu wenig Zeit einräumt, liegen mag.
Bilder, die besser als Erzählung funktionieren würden stehen neben filmischen Knalleffekten von denen einige ganz gut funktionieren, wärend andere fehlzünden, und dann kommts ein paar mal so dick clicheehaft daß man sich am liebsten in den Kinosessel verdrücken würde.
Eine Komödie, gewürzt und getragen von einer Mischung aus interessanten Zeitportrait und Ami-Komödienclichees.
Man bekommt das gefühl daß der Film noch wesentlich mehr Potential gehabt hätte, aber ist auch so schon ganz nett, und macht lust mal durch die Rockmusik der 60er zu stöbern.

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9
9/10

Super süßer Film, der uns Jüngeren Tränen in die Augen treibt diese Zeit nicht miterlebt zu haben.
For those about to rock: rein in den Film und Gänsehautfeeling genießen bei der besten Songauswahl des Jahres, gepaart mit charmanten Sprüchen der Zeit um The Who, Stones etc

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