Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen

Originaltitel
Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald
Jahr
2018
Laufzeit
133 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 14. November 2018

beasts 2 1Natürlich waren die „Phantastischen Tierwesen“, die als erster Spin-Off der „Harry Potter“-Reihe 2016 ins Kino kamen, allemal profitabel genug um eine Fortsetzung zu rechtfertigen. Von einem Box Office-Giganten, der sich in den Dimensionen der Mutterserie bewegt, blieb man damit aber doch ein ganzes Stück entfernt und auch innerhalb der Fangemeinde fielen die Reaktionen eher verhalten aus. Zuwenig echtes Potter-Feeling wurde beklagt, eine banale, zeitlich und auch inhaltlich viel zu weit vom gewohnten Umfeld entfernte Geschichte kritisiert. Nun war das zwar genauso gedacht, hatte man sich doch bewusst für eine absolute Randfigur der Franchise und auch einen völlig anderen Schauplatz entschieden. Doch scheinen die Bedenken, ob sich mit dem verschrobenen Newt Scamander als zentraler Figur wirklich eine mehrteilige neue Reihe vermarkten lässt, stark gewachsen zu sein, denn in der Fortsetzung verkommt der nun fast zur Randfigur. Stattdessen entwirft man einen neuen, epischen und immer düsterer werdenden Kampf zwischen guten und bösen Magiern, der dann in der Tat Stoff für nun sogar insgesamt fünf (statt der ursprünglich geplanten drei) Filme bieten dürfte.
 

beasts 2 2Es scheint, als könne ihn niemand aufhalten. Auf spektakuläre Weise entzieht sich der berüchtigte kriminelle Zaubererer Gellert Grindelwald (Johnny Depp) seiner Verhaftung und flieht mit seinen getreuen Helfern. Die Gefahr, dass seine Anhängerschaft wächst und einen Krieg gegen die Menschen anzettelt, wächst damit täglich. Das Zaubereiministerium bittet daher den jungen Lehrer Albus Dumbledore (Jude Law) gegen seinen ehemaligen Freund zu kämpfen. Doch der kann dies aus bestimmten Gründen nicht tun, zieht daher den aus New York zurückgekehrten Newt Scamander (Eddie Redmayne) ins Vertrauen uns setzt ihn auf eine geheime Mission an. Der macht sich, unterstützt von seinen Freunden, den beiden Goldstein-Schwestern (Alison Sudol und Katherine Waterston) und dem „Muggel“ Jacob Kowalski (Dan Fogler) auf den Weg nach Paris, wo sich auch der mysteriöse Credence (Ezra Miller) aufhalten soll, in dem viele die mächtigste und gefährlichste Waffe vermuten, die eine der verfeindeten Seiten zum Sieg führen könnte.

beasts 2 3Dazu kommen allerdings noch ein paar mehr Figuren, die auf dem Schachbrett Position beziehen und dafür sorgen, dass die Geschichte zunehmend komplexer wird, weit mehr als noch beim zeitweilig wie eine lockere, entspannte Fingerübung daherkommenden Vorgänger. Das kann man positiv oder auch kritisch bewerten, denn während der eingefleischte Fan sich über jede Menge bekannte Namen und Querverbindungen von der Famile LaStrange bis zur Schlange Nagini freut, könnte der nicht ganz so in den Harry Potter-Chroniken beheimatete Zuschauer doch irgendwann ein wenig die Orientierung verlieren, zwischen all den unbekannten Vätern und totgeglaubten Geschwistern, die irgendwann in der Handlung auftauchen (oder zumindest mehrfach erwähnt werden). Ganz genau so wie es auch schon in den späteren Filmen der Hauptreihe der Fall war, an denen man sich hier eben wieder deutlich stärker orientiert und für die ja ebenfalls David Yates als Regisseur verantwortlich zeichnete, der daher mit Sicherheit auch der richtige Mann ist um das gewünschte Potter-Feeling zu kreieren.

beasts 2 4Übertrumpfen kann man die „alten“ Filme nun natürlich noch einmal bei den Spezialeffekten und visuellen Spielereien, für die sich eh kaum eine Franchise so gut eignet wie die um die Welt der Zauberer. Schon die Eröffnungssequenz mit Grindelwalds Flucht aus der fliegenden Kutsche ist dahingehend eine Wucht und verspricht als Teaser vor der Einblendung des Titels nicht weniger als ein optisches Fest. Das wird auch eingelöst, allerdings kommt die Handlung anschließend erstmal ein wenig zur Ruhe, schon allein deshalb weil ein gutes Dutzend Charaktere eingeführt oder erneut zusammengeführt werden muss. Darunter auch sämtliche neuen Freunde von Newt aus New York, denn da der Schauplatz Amerika schon wieder passé ist, muss man ein wenig konstruieren um Jacob und die Goldstein-Schwestern mit nach Europa zu bringen – denn genau wie einst Harry Potter braucht selbstverständlich auch Newt Scamander seinen Kreis von Freunden inklusive einem besten Kumpel, der vorwiegend als Comic Relief herhalten muss.

Eddie Redmayne bekommt dabei allerdings deutlich weniger zu tun als bei seinem ersten Auftritt und der Oscar-Preisträger wirkt in dieser Rolle auch stets etwas unterfordert. Jude Law passt jedoch mit seiner autoritär-verschmitzen Art gut als Besetzung für den jungen Albus Dumbledore, bleibt jedoch zunächst noch etwas im Hintergrund. Die größte Überraschung ist daher vielleicht Johnny Depp, der sich sichtbar bemüht seinen Grindelwald ernsthaft und bedrohlich wirken zu lassen und dafür auf jegliche seiner in den letzten Jahren bis zum Exzess getriebenen Manierismen und Albernheiten verzichtet.

beasts 2 5Es wird schon ein bisschen viel geredet und von A nach B gelaufen, bevor es Richtung Finale, Konfrontation und letztem großen Knalleffekt geht. Das aber stets vor prächtigen Kulissen, wobei sich viele wohl vor allem über das Wiedersehen mit den heiligen Hallen von Hogwarts freuen werden. Letztlich ist aber die „Tierwesen“-Reihe (in der es schon jetzt kaum noch um diese geht) den „Hobbit“-Filmen eines Peter Jackson nicht unähnlich: Nachdem es kurzfristig so schien, als würde man einen wirklich eigenständigen Ableger in ganz anderer Tonart schaffen wollen, erfolgt nun die Kehrtwende und man macht aus einer eher schmalen Vorlage ein großes, mehrteiliges Epos mit einer fast komplett dazu gedichteten Geschichte. Und hier wie dort gilt: Obwohl der grundsätzliche Ausgang bereits bekannt ist, werden all diejenigen, die von diesem Stoff nicht genug bekommen können noch eine ganze Weile bedient werden. Willkommen also bei Harry Potter in der Version 2.0.

Bilder: Copyright

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