Für Eddie Schneider (Til Schweiger) läuft es ausgesprochen gut. Er arbeitet in einer erfolgreichen Agentur und steht kurz vor der Heirat mit Judy, der Tochter seines Chefs. Allerdings ist Eddie auch ein notorischer Fremdgeher und verpatzt wegen dieser unschönen Angewohnheit beinahe eine wichtige Präsentation. Richtig zum Problem wird dies aber erst, als er kurz darauf in ein moralisches Dilemma gerät. Seine beste (und ausnahmsweise rein platonische) Freundin Angelina (Lauren Lee Smith) wird von Judys Bruder Anthony brutal vergewaltigt. Da dieser jedoch kompromittierende Fotos gegen ihn in der Hand hat, entschließt sich Eddie vor Gericht zur Falschaussage, die den Täter entlastet und das Opfer als gestörte Psychopathin dastehen lässt. Trotz einiger leichter Gewissensbisse glaubt der smarte Eddie die Sache damit überstanden zu haben und ahnt nicht, dass er sich schon bald um mehr als nur seine Beziehung Sorgen machen wird...
Ach ja, der Til. Man kommt nicht umhin, dem manchmal verspotteten, gern und oft zu Recht kritisierten Mimen zumindest dafür Respekt zu zollen, wie konsequent und unbeirrt er einfach sein Ding durchzieht. Der Mann hat die finanziellen Möglichkeiten und offensichtlich auch die Kontakte, sich seine eigenen Filmstoffe auszusuchen und diese dann auch in die Tat umzusetzen. Dabei genügt es ihm nun nicht mehr wie bei "Barfuß" ein ursprünglich amerikanisches Drehbuch für den deutschen Markt zu adaptieren. Nein, wenn man ihn ansonsten in internationalen Produktionen nur Nebenrollen spielen lässt, heißt das noch lange nicht, dass er dann nicht seinen eigenen Film in New York dreht und mit amerikanischen Schauspielern besetzt.
Es wäre auch billig, sich über den nun Englisch parlierenden Schweiger lustig zu machen. Wer sich nämlich die Originalfassung von "One Way" ansieht wird feststellen, dass er das ziemlich unangestrengt und souverän erledigt und auch innerhalb des soliden Darstellerensembles nicht abfällt, welches immerhin so leidlich prominente Namen wie den in erster Linie als "Julias Bruder" bekannten Eric Roberts und Michael Clarke Duncan in einer leicht surrealen Minirolle beinhaltet.
Interessant - und dieses Adjektiv verwenden wir erst einmal ganz wertfrei - ist auf jeden Fall das Drehbuch des Schweizers Reto Salimbeni, der gleichzeitig auch als Regisseur verantwortlich zeichnet. Die obige Inhaltsangabe bezieht sich nämlich gerade mal auf das erste Drittel des Films, die Handlung nimmt danach noch zahlreiche Wendungen und es stehen auch ständig andere Personen im Fokus. Schwer zu sagen, was wir letztendlich vorliegen haben: Ein Gerichtsdrama mit Thrillerelementen, eine Gesellschaftsstudie mit Humor- und sogar Fantasy-Einschüben (erwähnter Michael Clarke Duncan als "Der General").
Und genauso unentschlossen, wie "One Way" eben nicht in eine sondern in diverse Richtungen driftet, ist der Rezensent auch Tage nach Betrachten des Werkes noch in seinem Urteil, was er davon nun eigentlich zu halten hat. Zuerst fragt man sich, wohin der Film eigentlich will, dann wechselt die leichte Stimmung von Eddies spaßiger Präsentationsnummer abrupt zu einer extrem harten Vergewaltigungsszene, nur um dann später eine intelligent aufgebaute Krimiatmosphäre durch einige unfreiwillig komische Szenen, wie die bizarre "Racheaktion" des Opfers wieder zu zerstören. Til Schweigers Eddie entwickelt sich im Verlauf vom rücksichtslosen Arschloch zum unschuldig Verfolgten und versucht dabei mit eher mäßigem Erfolg, die Zuschauer mit auf diese Reise zu nehmen.
Es ist allzu leicht, sich über diesen Film lustig zu machen, gerade weil man ihn so schön mit dem Etikett "Til Schweiger macht einen auf Hollywood light" versehen könnte. Aber so schlecht ist das Ganze gar nicht, es bleibt nur das (ehrliche) Bedauern zurück, hier einer verpassten Chance beizuwohnen: einem Film, der sogar richtig gut hätte werden können, wenn er sich durch einige fragwürdige Wendungen in punkto Story und Atmosphäre nicht immer wieder selbst den Boden unter den Füßen wegziehen würde. Schlussendlich passt dann nämlich bei "One Way" einfach doch zu Vieles nicht zusammen, um eine höhere Wertung zu rechtfertigen.
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