Maria, ihm schmeckt's nicht!

Jahr
2009
Laufzeit
96 min
Genre
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Frank-Michael Helmke / 21. Juni 2010

Es ist das Gesetz des Marktes: Hat sich ein Buch erstmal einer verkauften Auflage von mehreren hunderttausend Exemplaren erfreut, feilt bestimmt schon irgendwer an einer Verfilmung. In jüngerer Zeit konzentriert sich das klassische Genre der Literaturverfilmung hierzulande jedoch immer mehr auf Sachbücher - von daher ein gewagtes Unterfangen, da es diesen meistens an einem erzählerischen Bogen fehlt, aus dem sich die Eckpunkte einer brauchbaren Filmhandlung ergeben. (Auto-)Biografien sind da noch ein dankbares Adaptionsobjekt, da sie zumindest so etwas wie eine Geschichte mit Anfang-Mitte-Ende erzählen. Darum dürfen wir uns nächstes Jahr auch auf "Zeiten ändern sich" freuen, die Adaption der Bushido-Autobiografie und quasi die deutsche Version von "Get rich or die tryin'" aus den Händen des Duos Uli Edel/Bernd Eichinger ("Der Baader Meinhof Komplex", noch so eine Sachbuch-Adaption). Doch auch vor dramaturgisch noch sperrigeren Stoffen hat man sich nicht abschrecken lassen, siehe Leander Haußmanns holprige Pärchen-Komödie "Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken", oder die (Gott sei Dank im TV verschwundene) "Verfilmung" von Susanne Fröhlichs Diätwahn-Abrechnung "Moppel-Ich" (für die man sich eine so dermaßen strunzdumme Filmhandlung überlegt hat, dass sie es nicht wert ist, hier erläutert zu werden).
Nun also auch "Maria, ihm schmeckt's nicht!", die Erzählungen des früheren "SZ-Magazin"-Chefredakteurs Jan Weiler über seine angeheiratete italienische Familie, vor allem Schwiegervater Antonio. 1,7 Millionen mal verkauften sich diese manchmal saukomischen, manchmal bittersüßen Episoden, denen es gelang, sich über das oberflächliche Bedienen üblicher Italo-Klischees (die wohl nichtsdestotrotz für den Erfolg des Buches verantwortlich waren) zumindest soweit hinweg zu setzen, als dass letztlich auch und vor allem die Lebensgeschichte von Antonio und dessen Schicksal als Gastarbeiter in Deutschland im Zentrum stand.

Diesen schwierigen Spagat zwischen dem amüsanten Spiel auf der Klischee-Klaviatur (ganz im Stile von "My Big Fat Greek Wedding") und den melancholischen Rückblenden ins Leben von Antonio versucht nun auch die Verfilmung von Neele Leana Vollmar, steht sich dabei aber erstmal selbst im Weg, indem sie dem Stoff eine konstruierte Rahmenhandlung aufstülpt, um ihm so etwas wie einen dramaturgischen Bogen zu geben. So fahren Jan (Christian Ulmen) und seine Sara (Mina Tander) mit den Schwiegereltern in spe - Antonio (Lino Banfi) und seine deutsche Frau Gisela (Maren Kroymann) - hier zum ersten Mal gemeinsam nach Italien, um in Campobello, dem Heimatdorf der Familie Marcipane, schön traditionell zu heiraten. Hier gibt's dann erstmal eine Wagenladung des zentralen Verkaufsarguments "Culture Clash"-Humor, während der unbeholfene Jan von der italienischen Großfamilie (die er nicht versteht) überrollt wird und zum Abendessen erstmal eine große Ladung Muscheln (gegen die er allergisch ist) serviert bekommt - die er natürlich nicht ablehnen kann, weil sonst gleich alle entsetzt aufschreien - Achtung, Catchphrase: "Maria, ihm schmeckt's nicht!".

Jaja, lustiglustig, und dann noch ein bisschen Slapstick obendrauf, wenn Jan zum Beispiel beim Zubettgehen von der durchgelegenen Matratze quasi aufgefressen wird. Das könnte man jetzt knapp 90 Minuten so weiter machen und hätte eine ähnlich inhalts- und belanglose, aber vielleicht auch ähnlich erfolgreiche Komödie wie "My Big Fat Greek Wedding". Dass sich "Maria, ihm schmeckt's nicht!" als Film aber nie zu einem einheitlich Ganzen (und sei es eine einheitlich platte Komödie) zusammenfügt, liegt zum einen an der unglaubwürdigen Rahmenhandlung: Die verlangt, dass sich Jan und Sara irgendwann so zerstreiten, dass die Hochzeit komplett auf der Kippe steht; dieser Eklat wirkt aufgrund der relativen Banalität der hier ausgefochtenen Konflikte aber so gewollt und herbeizitiert, dass man als Zuschauer keine Sekunde mitgehen kann.
Zum anderen verliert der Film tragischerweise ausgerechnet da seine Linie, wo die Rückblenden ins Gastarbeiter-Leben von Antonio beginnen (nur zur Vermeidung von Missverständnissen: Es handelt sich um kurze Szenen mit erzählendem Off-Kommentar, keine ausgedehnten Flashbacks). Tragisch deshalb, weil der Film hier seine stärksten Momente versteckt, die eigentlich erzählenswerte Geschichte in diesem Sammelsurium aus Lala-Culture-Clash-Spaß. Und er macht dabei sogar alles richtig, mit stimmungsvoller Inszenierung, gutem Schauspiel und Dialogen, die schlicht und auf den Punkt sind. Einzig: Diese nachdenkliche Sentimentalität betritt einen Film, der bis hierhin sein Bestes versucht hat, um ein luftig-leichter Spaß zu sein.
Dass er dabei einen Bogen um allzu billige Kalauer oder allzu derben Humor macht, ist ihm zwar an sich hoch anzurechnen, aber letztlich scheitert dieser Film an seinen eigenen Ansprüchen (bzw. denen seiner Macher): Witzig ja, aber nicht zu offensiv und platt; Rahmenhandlung muss sein, aber das Zentrum bleibt trotzdem das Verhältnis von Jan und seinem Schwiegervater; und bei aller humorigen Leichtigkeit wollen wir die bittersüße Lebensgeschichte von Antonio nicht vergessen. Das sind die Momente, in denen das Medium Film an seine Grenzen stößt. Denn man kann das natürlich alles in einem Film machen. Der wird dann nur leider ziemlich langweilig, weil er letztlich nichts so richtig ist: Weder "My Big Fat Greek Wedding", noch Fatih Akins "Solino" (als wirklich guter Film zum Gastarbeiter-Thema), sondern irgendwas dazwischen, das nicht so richtig weiß, was es eigentlich sein will.

Etwas wie "Maria, ihm schmeckt's nicht!" kann als Buch hervorragend funktionieren, weil es keine Rahmenhandlung braucht und weil die Sprach- und Formulierungskunst des Autors der eigentliche Grund für den Lesespaß ist, die Bilder, die er im Kopf erweckt. Fans der Vorlage werden diesen Film daher sicher als "ganz nett" empfinden können, wenn sie viele Szenen und Momente wieder erkennen und das Buch dadurch nochmal durchleben. Das ändert aber nichts daran, dass dieser Film als Film letztlich nicht funktioniert: Eben weil er eine dramaturgische Linie braucht und suchen muss, wo keine ist; weil seine sämtlichen Figuren jenseits von Antonio nicht mehr als Stereotype und/oder Karikaturen sind, denen es an jeglicher Tiefe mangelt (auch Jan ist letztlich nur ein typischer Deutscher), und weil es ihm deshalb an jeglicher echter Dramatik fehlt. Da können selbst die durch die Bank wirklich guten Darsteller nichts dran ändern.
Überhaupt: Schuld zuweisen will man hier eigentlich nirgendwo hin, denn alle haben sich große Mühe gegeben und liefern an sich gute Arbeit ab - Regie, Kamera, Musik, Cast, auch Jan Weiler und sein Drehbuch-Co-Autor Daniel Speck, die immerhin einen Weg finden mussten, aus dem Buch einen Film zu machen, ohne dabei die zentralen Elemente der Vorlage zu vernachlässigen oder zu verraten. Hehre Ansprüche. Aber das Ergebnis beweist eben vor allem (und mal wieder), dass nicht alles, was als Buch funktioniert, auch als Film funktionieren wird. Vor allem, wenn es ein Sachbuch ist.

Wenn wenigstens die Hälfte aller Leser des Buches nun ins Kino rennen, wird dieser Film trotzdem ein beachtlicher Erfolg. Bei den Zuschauern, die den Stoff jedoch noch nicht kennen, dürfte "Maria, ihm schmeckt's nicht!" eher für gedehnte Langeweile sorgen. Manchmal liest man eben einfach besser das Buch. Und lässt es dann gut sein. Ganz egal, was der Markt sagt.

Bilder: Copyright

8
8/10

ich gebe dem Film eine ganz klare Empfehlung ! ich war bei der Premiere und habe mich köstlich amüsiert ! Es lonhnt sich allein wegen der ital LEGENDE Lino Banfi (über 110 Filme)-der hier die Hauptrolle spielt und zwar sehr überzeugend :Er zeigt im Film das komplette Programm seiner Kunst. Über Ulmen kann man geteilter Meinung sein ...aber diese Rolle hat er echt gut gewuppt und im Nachgang ist für mich klar --das jeder andere deutsche Schaupieler in seinem Alter es nicht geschafft hätte -diese Rolle glaubwürdig zu füllen.
Deusche Komödien sind zu 80 % ein Graus aber hier hat es wunderbar geklappt. Die Aussage "Buch ist besser" oder Fim x ist besser ist doch echt ausgelutscht...diese Vergleiche führen bei mir zu gedehnter Langeweile. Der Film ist lustig , traurig , romantisch , gesellschaftskritisch und einfach schön anzuschauen (Z.B.die Ital. Landschaftsbilder)...man hat Lust ins Auto zu steigen und selbst nach Italien zu fahren: Wer dafür gerade keine Zeit hat ...Film anschauen und "mitnehmen" lassen !

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6
6/10

Also ich leg da noch ne Kelle auf die Rezension drauf, 6 statt 5 Augen.

Vielleicht weil bei mir das Buch-Film-Verhältnis anders rum ist als bei den meisten anderen BesucherInnen: Das Buch habe ich nach den ersten Seiten weggelegt, weil ich es zu klischeehaft und banal fand. Aber ein Buch lesen dauert nun mal seine Zeit, die ich nicht so gerne 'verschenke'. Im Kino ist das anders: da kann ich schon mal 1,5 Stunden nette Unterhaltung genießen. Und genau das ist der Film.
Klar, das ist alles voller Klischees, über Italiener und Deutsche, Frauen und Männer, Ruhrpott und... ja, und dann eben doch nicht die Toskana, sondern (vermutlich) Apulien (jedenfalls spielt eine Szene in Bari), eine eher karge Intensiv-Agrarlandschaft mit einem gar nicht so hübschen Ort. Wie hier weicht der Film manchmal angenehm von den Banalitäten ab, auch der Sub-Text der Auswanderung des Schwiegervaters nach Deutschland (wo das Schimpfwort über die 'Spaghetti-Fresser' ja nicht mehr zieht, weil hier mittlerweile alle mehr Spaghetti essen als die Italiener, weil Mailand reicher ist als München, weil Parma mehr Lebensqualität hat als Gießen...).
Und Ulmen und Banfi tragen den Film richtig gut, können blödeln, aber auch mal ernster sein. Und nicht zuletzt: manchmal ist "Maria" einfach witzig!
Also, ein netter Sommerfilm, auch für diejenigen, die das Buch langweilig fanden.

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Na ja blöder Film ,langweiliger Film zum einschlafen !!

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7
7/10

Wie eine 90minütige Urlaubsreise.
Mir hat es gefallen.

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2
2/10

2 Punkte für Ulmen. Rest zum Schnarchen.

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