Mandela: Der lange Weg zur Freiheit

Originaltitel
Mandela: Long Walk to Freedom
Jahr
2013
Laufzeit
152 min
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Volker Robrahn / 26. Januar 2014

mandela 1Es gibt nur wenige Menschen die einhellig auf Bewunderung und Verehrung stoßen. Selbst unter denjenigen, die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurden, finden sich nicht wenige umstrittene Personen der Zeitgeschichte. Einer bei dem wohl niemand die Berechtigung dieser Auszeichnung ernsthaft in Zweifel zieht war der südafrikanische Freiheitskämpfer Nelson Mandela. Nicht zum ersten Mal ist dessen Biographie nun Stoff eines Kinofilms, doch nimmt „Mandela – Der lange Weg zur Freiheit“ für sich einige Alleinstellungsmerkmale in Anspruch: Es handelt sich hier zum Einen um eine Produktion seines Heimatlandes und um einen Film der tatsächlich versucht, fast das gesamte Leben dieses außergewöhnlichen Mannes und nicht nur einzelne Stationen daraus abzubilden. Ein anspruchsvolles Unterfangen, welches aber nur bedingt gelingt.
 

mandela 2Dank guter Ausbildung auf dem besten Wege sich von seiner ärmlichen Herkunft zu emanzipieren und als Anwalt Karriere zu machen, zwingt seine politische Überzeugung den jungen Nelson Mandela (Idris Elba) immer wieder Stellung gegen die Apartheid-Politik seines Landes zu beziehen und sich schließlich dem oppositionellen African National Congress anzuschließen. Auch gewalttätige Aktionen lehnt Mandela beim Widerstand gegen die Rassentrennung und angesichts der von Regierungstruppen verübten Massaker irgendwann nicht mehr ab und ist so gezwungen in den Untergrund zu gehen. Doch seiner Verhaftung kann er auf Dauer nicht entgehen und wird schließlich zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt. Auf der Gefängnisinsel Robben Island sieht Mandela einer trostlosen Zukunft entgegen, doch die Situation nimmt eine erstaunliche Entwicklung. Nicht nur bei seinen Wärtern im Gefängnis, sondern vor allem in der Welt draußen geht eine langsame Veränderung vor, die es schließlich ermöglichen wird, dass Nelson Mandela nicht nur die Freiheit erwartet, sondern zudem auch noch die gewaltige Aufgabe sein Land zu einen.
 

mandela 3Es könnte eigentlich keinen passenderen Zeitpunkt geben als kurz nach dem Tod dieser bemerkenswerten historischen Persönlichkeit im Alter von 95 Jahren einen Film über das Leben von Nelson Mandela in die Kinos zu bringen. Dass „Der lange Weg zur Freiheit“ dennoch weltweit nicht die ganz große Beachtung findet, mag daher erstaunen. Dabei hat man sich eigentlich „abgesichert“ und für diese südafrikanische Produktion im Hinblick auf den internationalen Markt dann doch lieber einen britischen Regisseur sowie für die beiden Hauptrollen Darsteller aus Hollywood verpflichtet. Iris „The Wire“ Elba weist dabei zwar keine allzu große optische Ähnlichkeit mit dem realen Mandela aus, verströmt aber das entsprechende Charisma und meistert auch den Alterungsprozess seiner Figur überzeugend (mit entsprechender Unterstützung der bei einer über mehrere Jahrzehnte laufenden Geschichte außerordentlich geforderten Make-Up-Abteilung). Auch Naomie Harris („Skyfall“) darf mit Winnie Mandela eine starke und zwiespältige Persönlichkeit verkörpern, deren fragwürdige Methoden der späteren Jahre nicht ausgespart werden.

Leider lässt sich aber nicht übersehen, dass es trotz erstklassiger Darsteller und großzügiger Ausstattung (das Budget betrug immerhin stolze 35 Millionen Dollar) etwas an einer fesselnden Dramaturgie hapert. Zwar sind die Eckpunkte der Geschichte natürlich bekannt und unabänderlich, doch es gibt offensichtlich Gründe, warum sich bisherige Verfilmungen lieber nur auf eine der verschiedenen Phasen von Mandelas Leben konzentrierten und diese dafür intensiver beleuchteten. Die lange Zeit im Gefängnis war Thema in Bille Augusts „Goodbye Bafana“ und die Politik der Versöhnung nach Mandelas Wahl zum Präsidenten in Clint Eastwoods „Invictus“. Diese späteren Jahre werden im Film von Justin Chadwick („Die Schwester der Königin“) nur am Rande thematisiert, vor allem wird aber die bisher filmisch nur wenig erschlossene frühe Phase, in der sich Mandela vom mit Worten argumentierenden Advokaten zum zur Gewalt nicht mehr ablehnenden Untergrundkämpfer wandelte, etwas zu kurz und pflichtgemäß mit nur 2-3 markanten Stationen abgehandelt. Da wird dann zwar immerhin seine Neigung zum Frauenhelden, der seine erste Ehefrau ziemlich kühl abserviert, nicht geschönt, doch bleibt die Charakterisierung eher oberflächlich und die Figur bis zur Ergreifung und Verurteilung nur wenig greifbar.

mandela 4Den größten Raum nehmen stattdessen die 27 Jahre hinter Gittern ein, was von der reinen Zeitspanne her vielleicht angemessen scheint, aufgrund der zwangsläufigen Passivität der Hauptperson jedoch dramaturgisch etwas problematisch ist. Lediglich aufgelockert durch einige eingespielte Dokumentaraufnahmen von der wachsenden Solidarität mit dem weggesperrten Gefangenen im Rest der Welt (wie etwa dem „Live Aid“-Konzert) ufert dieser Hauptteil des Films doch etwas aus und insgesamt stimmt das Verhältnis der einzelnen Elemente hier nicht wirklich.


Es ist zweifellos eine sehr anspruchsvolle Aufgabe das Leben des Nelson Mandela in zweieinhalb Stunden zu pressen. Letztendlich ist man an dieser Herausforderung ehrenvoll gescheitert, denn dieser „Lange Weg zur Freiheit“ kommt trotz einzelner starker Momente – die er vor allem seinen Darstellern verdankt – doch etwas kraftlos daher.

Bilder: Copyright

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