Männertrip

Originaltitel
Get him to the Greek
Land
Jahr
2010
Laufzeit
109 min
Genre
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 3. September 2010

 

"Nie mehr Sex mit der Ex" oder im Original "Forgetting Sarah Marshall" war tatsächlich größtenteils ein Film zum Vergessen und eines der schwächeren Werke rund um die Produzenten- und Darstellerclique des in den letzten Jahren meist sehr erfolgreichen Judd Apatow. Man darf den Machern allerdings dahingehend ein Kompliment aussprechen, dass sie selbst sehr genau erkannt haben, was bei diesem Werk am besten funktionierte und wo das größte Potential schlummerte. Nämlich in der Nebenfigur des zwar reichlich durchgeknallten und größenwahnsinnigen, trotzdem jedoch irgendwie liebenswerten Rock-Stars Aldous Snow, seines Zeichens damals der neue Lover von Miss Marshall. Und deshalb gibt es nun also gleich einen ganzen Film über die Eskapaden dieses Herrn, der in der Originalfassung "Get him to the Greek" heißt und damit die Handlung schon recht anschaulich zusammenfasst. Da das "Greek Theatre" in Los Angeles aber hierzulande nicht zum allgemein bekannten Kulturgut zählt, erwartet uns in Deutschland also ein "Männertrip" - und auch dieser Titel lässt ja eigentlich nicht mehr allzu viele Fragen offen, womit wir es hier zu tun haben.

Das zweite Überbleibsel aus dem Vorgängerfilm ist Jonah Hill, der sich hier nun allerdings in einer neuen Rolle präsentiert, da die des seinen Star abgöttisch verehrenden Hotelangestellten nicht mehr allzu viel hergegeben hätte. Stattdessen ist Hill nun Aaron Green, ein junger aber ambitionierter Mitarbeiter einer Plattenfirma in Schwierigkeiten. Deren leicht cholerischer Boss (Sean "Puff Daddy" Combs) sucht nämlich händeringend nach einer zündenden und verkaufsträchtigen Idee, die ihm schließlich der Frischling Green liefert: Warum nicht den mittlerweile reichlich heruntergekommenen Rockstar Aldous Snow zum zehnjährigen Jubiläum noch einmal an der Stätte seines großen Durchbruchs auftreten lassen? Doch Green hat nicht nur den vermeintlich rettenden Einfall, er darf bzw. muss sich auch gleich selbst in den Flieger setzen um den exzentrischen Musiker höchstpersönlich und vor allem rechtzeitig zum Greek Theatre zu eskortieren. Sehr zum Unwillen seiner Freundin Daphne (Elisabeth Moss), die eigentlich die Zeit anders und gemeinsam geplant hatte, und - wie sich schnell herausstellt - ebenfalls sehr zum Unwillen von Aldous Snow.

Und ab geht's, in die Welt von Sex and Drugs and Rock'n Roll, die doch eigentlich so gar nicht die des Aaron Green ist. Doch der muss mit und kann sich nicht wehren gegen wilde Partys, hemmungslose Orgien und vor allem die immer wieder Augen öffnenden und bewusstseinserweiternden Gespräche mit seinem Schützling. Denn Jonah Hill gibt hier ungewohnterweise mal nicht selbst den chaotischen Nerd, sondern legt seinen Aaron im Gegenteil völlig straight, seriös und ernsthaft an, was als Gegenpol auch absolut nötig ist. Denn Russell Brand lässt dafür ordentlich die Sau raus und es als Aldous Snow nun ordentlich krachen. Und da das Image, welches Brand in den letzten Jahren vor allem in der britischen Öffentlichkeit von sich selbst kreiert hat, von seiner Filmfigur nicht allzu weit entfernt ist, darf man hier wohl von einer Idealbesatzung der Kategorie "passt wie die Faust aufs Auge" sprechen.
Ständig unter Strom, meistens over the top chargierend und seine Figur dabei nur haarscharf am Rande der Karikatur entlang balancieren lassend, kann man sich nur schwer vorstellen, dass es überhaupt eine andere Rolle geben könnte, für die der Mann derart prädestiniert wäre. Am komischsten wird es dabei immer dann, wenn der verpeilte Aldous ganz ernsthaft wird und entweder mit fragwürdigen Lebensweisheiten um sich wirft oder sich als natürlich auch sozial engagierter und bewegter Künstler mit dem wirklich unfassbaren Ethno-Kitsch-Song "African Child" in Pose schmeißt - und dazu ein Musikvideo inszeniert, das man einfach gesehen haben muss.
Nicht jeder Gag sitzt und wie zu erwarten geht der eine oder andere auch mal etwas tiefer unter die Gürtellinie, aber allzu viel Zeit darüber nachzudenken (oder sich gar zu ärgern) bleibt bei der temporeichen Inszenierung kaum, und etwas Ruhe und Nachdenklichkeit stellen sich höchstens bei den leicht melancholischen Szenen zwischen Aldous und seinem Vater (gespielt von "Star Trek"-Veteran Colm Meaney) ein.

Trotz aller gelebten Zügellosigkeit entpuppt sich diese Mainstream-Produktion letztendlich aber doch als harmloses und am Ende auch etwas zu moralisches Späßchen, das seinen vorgeblichen Anarchismus schließlich in etwas zu wohlgeordnete und dabei auch absolut vorhersehbare Bahnen legt. Das reicht dann für einen netten und kurzweiligen Kinobesuch und sorgt vermutlich öfter für einen gelungenen Herren- als Damenabend. Aber hey, ist ja schließlich auch ein "Männertrip".

Bilder: Copyright

7
7/10

Hab den Film im OT gesehen und kann jedem nur wärmstens ans Herz legen sich den Film im Original anzuschauen, die Gags zünden ganz anders und der ganze Film hat einen besseren Flow.
Nicht der beste Apatow aber er verdient mehr als 6 Augen.
Allein schon der dämliche deutsche Titel "Männertrip" und die durch die deutsche Synchro immer etwas steifere Präsenz der Darsteller ist für eine Comedy wie diese Gift.

Also ich würde gerne noch mehr von Aldous Snow sehen, da geht noch was:)
Erstaunthat mich auch die gute Präsenz und das für so eine Comedy ausreichend darstellerische Talent von Puff Daddy.

"My house is gonna look like a fuckin Werewolf"

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6
6/10

Völlig zutreffendes Review.
Der Film hat durchaus seine urkomischen Momente. Für einen Abend mit Freunden im Kino durchaus zu empfehlen, auch wenn der Film gerne hätte um die letzten 10min gekürtzt werden können.

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Was war das denn? Das war keine Komödie, gelacht habe ich nicht. Und das kann nicht nur der schlechten Übersetzung geschuldet sein, wie es oben heisst. Der Film hat keinen Witz. Und als Musik-Sozial-Drama oder was auch immer, ist er auch nicht konsequent genug. Was wollte der Film sein? Die Filmindustrie hat offensichtlich immer noch genug Knete, dass wissentlich so viele schlechte Filmideen realisiert werden.

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