Hollywood besitzt die erstaunliche Fähigkeit, Filme zu produzieren, die – so grottenschlecht sie auch sein mögen – zu faszinieren wissen. Allein die jüngere Vergangenheit hat mehrere solcher Exemplare hervorgebracht, darunter die Comic-Gurken „Fantastic Four“ und „Batman V Superman“. Der in den 90er Jahren dank Genrefilmen wie „Dark City“ und „The Crow“ durchaus angesehene Regisseur Alex Proyas setzt mit seinem wirren Fantasyspektakel „Gods of Egypt“ nun noch einen drauf.
In einem fiktiven historischen Ägypten leben Götter und Menschen gemeinsam auf der Erde. Der kleine, unbedeutende Dieb Bek (Brenton Thwaites) muss Großes vollbringen, als eine Intrige epischen Ausmaßes ihren Lauf nimmt: Eigentlich wollte Osiris, der göttliche König von Ägypten, seinen Sohn Horus (Nikolaj Coster-Waldau) gerade zum Nachfolger ernennen, als dessen eifersüchtiger Bruder Set (Gerard Butler) in die Parade platzt und seinen Vater kurzerhand umbringt, um selbst die Thronfolge anzutreten. Während Horus, seiner Augen und damit seiner göttlichen Fähigkeiten beraubt, ins Exil flieht, macht Set die Normalsterblichen zu Sklaven. Ausgerechnet der Normalo Bek will Horus dabei helfen, seine alten Kräfte wiederzuerlangen und die Tyrannei zu beenden. Nebenbei will Bek das Leben seiner großen Liebe retten.
Das klingt nach Heldenkino und großen Gefühlen. Tatsächlich schien Regisseur Proyas auch genau das inszenieren zu wollen. Dumm nur, dass hier nahezu nichts von dem, was für ein solches Vorhaben von Nöten wäre, vorhanden ist. Hauptdarsteller Brenton Thwaites agiert ohne jedes Charisma und entwickelt in den gemeinsamen Szenen mit der von Courtney Eaton verkörperten Leinwandliebe Zaya keine glaubwürdige Chemie. Damit wäre dieser Teil der Handlung schon zur Belanglosigkeit verdammt.
Den etwas größeren Raum nimmt das gemeinsame Abenteuer von Bek und Horus ein, bei dem es darum geht, erst die heldenhaften Fähigkeiten und schließlich Ägypten zurückzuerobern. Dieser Aspekt der Story bietet etwas mehr Spannung, leidet aber ebenfalls unter enormen erzählerischen Schwächen. Zum einen sind die andauernden Sticheleien zwischen den beiden gegensätzlichen Figuren weniger humorvoll als vielmehr pubertär-nervend. Zum anderen verfährt die Dramaturgie dieser Reise nach dem Deus-Ex-Machina-Prinzip: Wenn mal wieder eine gefährliche Zuspitzung gebraucht wird, taucht halt einfach Bösewicht Set wie aus dem Nichts auf. Durchdachtes Storytellung geht anders. Insbesondere in der letzten halben Stunde ist überhaupt nicht mehr plausibel zu erklären, warum Set so handelt wie er es tut, und wie Horus es schafft, ihm trotz drückender Unterlegenheit irgendwie die Stirn zu bieten.
Dabei ist „Gods of Egypt“ nicht völlig ohne Reiz. Wenn die verschiedenen Heldenfähigkeiten miteinander kollidieren, bietet sich eigentlich Raum für spannende visuelle Duelle. Auch die eine oder andere Location weiß optisch durchaus zu überzeugen. Doch leider wirkt in diesem Film alles dermaßen künstlich, dass man als Zuschauer nie das Gefühl bekommt, wirklich Teil des Geschehens zu sein.
Zumindest ein gewisser Trashfaktor ist dem Werk nicht abzusprechen. Wäre der Mut vorhanden gewesen, konsequent genau darauf zu setzen, hätte „Gods of Egypt“ wohl auch ein großes Vergnügen werden können. Stattdessen weiß man nie, was hier selbstironisch sein soll und was einfach nur richtig schlecht umgesetzt wurde. Spätestens wenn sich die einzige weibliche Heldin selbst auf ein Sexualobjekt reduziert und Massen an dunkelhäutigen Normalo-Ägyptern vor einem weißen, doppelt so großen Helden niederknien, ist der Spaß sowieso vorbei.
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